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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Mutter in Verbindung geblieben. Wir haben Petitionen unterzeichnet, die Websites betreut, Plakate geklebt und an deinem Geburtstag gelbe Schleifen an die Bäume gebunden. Damit du im Blickpunkt der Öffentlichkeit bleibst.«
    Solche Dinge berührten Gary tief im Innersten. Während seiner Gefangenschaft hatte er keine Ahnung davon gehabt, dass es Leute gab, die sich so hartnäckig für ihn einsetzten. Er schluckte. »Das weiß ich zu schätzen. Wirklich. Es hat bestimmt
dazu beigetragen, dass man mich da rausgeholt hat. Und ich weiß, dass Mum die Unterstützung brauchte. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber wir haben miteinander gesprochen …«
    Einige Angehörige des Sperrwerkspersonals - alles Briten, größtenteils Männer - kamen durch. Sie wirkten angespannt, aber auch aufgeregt.
    »Tage wie dieser sind für die Jungs, die hier arbeiten, der Mühe Lohn«, sagte Thandie trocken. »Die Probe aufs Exempel. Wir versuchen, niemandem in die Quere zu kommen. Offiziell sind wir Gäste des Sturmflutwarndienstes des meteorologischen Amtes. Die haben ein großes Klimarechenzentrum in Liverpool.«
    »Aber die Vorhersagemodelle funktionieren nicht mehr so gut«, warf Sanjay ein.
    »Darum«, fuhr Thandie fort, »sind wir mit unseren experimentellen Modellen hier an der Front und versuchen, neue Lösungen zusammenzustoppeln.«
    »Wenn die Modelle nicht funktionieren, kann das meteorologische Amt wohl nicht sagen, wie sich dieser Sturm entwickeln wird«, sagte Gary.
    »So sieht’s aus«, erwiderte Sanjay. »Deshalb sind bis vor kurzem keine Sturmwarnungen rausgegeben worden. Am liebsten hätten sie zwölf bis vierundzwanzig Stunden Vorwarnzeit, damit sie die Pendler aus der Stadt fernhalten und dafür sorgen können, dass die Schulen morgens geschlossen bleiben. Solche Dinge eben.«
    »Und die Modelle funktionieren nicht«, sagte Thandie, »weil die Welt aus dem Lot gerät. Du hast den ganzen Spaß verpasst, Gary Boyle!«

    Ein tiefes, mechanisches Ächzen hallte durch die Betonkonstruktion. Gary stellte sich das ungeheure Gewicht des steigenden Flusswassers vor, das gegen die Tore des Sperrwerks drückte.
    »Also, bist du so weit?«, fragte Thandie.

11
    Der Hubschrauber, eine Maschine der britischen Umweltbehörde, war ein umgerüsteter Puma, bestückt mit einer Instrumentenkapsel zur Messung von Temperatur, Luftdruck und Windgeschwindigkeit sowie einer hübschen kleinen Anlage mit Radar- und Infrarotmonitoren zur Bestimmung der Tiefe und anderer Eigenschaften des Flusswassers, wie Fließgeschwindigkeit, Oberflächenstruktur und Temperatur. Unter dem Rumpf war eine Kamera montiert, und es gab sogar eine Sonde, ein fischförmiges Gebilde an einem aufgerollten Kabel, das man ins Wasser hinunterlassen konnte. Doch Sanjay erklärte nachdrücklich, dass sie die Sonde an diesem Tag nicht einsetzen würden; das Wasser sei zu turbulent und die Gefahr, an irgendwelchem Treibgut hängen zu bleiben, zu groß.
    Während Sanjay die Ausrüstung überprüfte, grinste Thandie Gary mit funkelnden Augen an. Diesen Gesichtsausdruck kannte er gut an ihr. Sie hatte stets einen Hang zur Waghalsigkeit gehabt. Er erinnerte sich daran, wie sie sich auf die Jagd nach Hurrikanen und Tsunamis begeben hatte, immer im Namen der Wissenschaft und bereit, ein Stück weiter zu gehen als alle anderen. Katastrophentourismus nannte sie das, Extremwettersurfen.
    Es erschreckte ihn also bis ins Mark, als sie in den Hubschrauber stiegen und Thandie selbst auf dem Pilotensitz
Platz nahm. Sie setzte ein Headset auf und legte mehrere Schalter um. Der Motor erwachte dröhnend zum Leben, die Rotorblätter über ihnen begannen sich zu drehen.
    Sanjay klappte den Laptop auf seinen Knien auf und stellte eine Verbindung zu den Messinstrumenten des Hubschraubers her. Das Gerät war mit einer Art Gurtgeschirr an seinen Oberschenkeln festgeschnallt. Während es bootete, beobachtete Sanjay Garys Miene. »Ich vermute mal, Sie wussten nicht, dass sie die Pilotin ist.«
    »Damit liegen Sie richtig.«
    »Tja, es war niemand anders verfügbar. Alle regulären Piloten haben Notdienst. Wir Glückspilze …«
    »Dass ihr mir ja nicht rückwärts esst, Jungs«, rief Thandie nach hinten. »Jetzt geht’s aufwärts !«
    Der Hubschrauber stieg empor, bis der Kontrollturm ein ganzes Stück unter ihnen lag. Während Thandie ein Gefühl für die Steuerung zu bekommen versuchte, hingen sie ein paar Sekunden lang vom Wind geschüttelt in der Luft; der Hubschrauber fühlte sich so fragil an

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