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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einem leeren Stuhl - Kristie war aufs Klo gegangen. Unsicher sah Amanda zu Benj hinüber. »Sie wird doch so vernünftig sein, wieder hierherzukommen, oder?«
    Benj antwortete nicht. Er lehnte mit verträumter, abwesender Miene in seinem Stuhl. Amanda hatte seinen Angel während der Vorstellung mit einem Embargo belegt, aber er hatte ihn eingeschaltet, kaum dass der Evakuierungsbefehl über die Lautsprecheranlage gekommen war.
    Amanda machte sich vage Sorgen. Sie wusste nicht einmal, worum es bei dem Alarm ging. Sie hatte ein paar halblaute
Gesprächsfetzen über terroristische Bedrohungen aufgeschnappt, wäre aber bereit gewesen, darauf zu wetten, dass es etwas mit dem Sauwetter zu tun hatte. Wahrscheinlich eine Überschwemmung in der Jubilee Line, der U-Bahn, mit der sie und die Kinder hergefahren waren. Unruhe erfasste sie, als sie sich fragte, wie sie von hier wegkommen sollten, wenn die Tunnel unter Wasser stünden. Die U-Bahn war das wichtigste Verkehrsmittel; bestimmt gab es auch Busse, aber die würden rammelvoll sein. Ihnen stand wohl eine stundenlange Wartezeit bevor, vielleicht sogar draußen im Regen, und die Kinder würden quengelig werden.
    Sie sah sich um. Die meisten Leute waren schon fort. Die mit zweitausend Sitzplätzen ausgestattete »indigO2«-Arena leerte sich erstaunlich schnell, nur ein paar Nachzügler waren noch da. Keine Spur von Kristie. Amanda überlegte, ob sie zu den Toiletten gehen sollte, um sie zu suchen. Dann kam ihr der Gedanke, Kristie per Handy anzurufen, aber als sie es versuchte, stellte sie fest, dass sie keinen Empfang hatte.
    Sie ging mehrere Nachrichtendienste durch, um herauszufinden, was los war. Die lokalen Dienste waren nicht zu empfangen, nicht einmal BBC. Sie bekam CNN herein, aber die brachten nichts über die Geschehnisse in London, sondern über die neuesten Probleme im australischen Sydney, wo die Überflutung immer schlimmere Ausmaße annahm. Amanda starrte auf Luftaufnahmen von Wassermassen, die sich von den Häfen tief ins Stadtzentrum hinein ergossen, sah Bilder einer panikartigen Evakuierung von Sydneys zentralem Geschäftsviertel. Die aus der Stadt führenden Fernstraßen waren verstopft, und an der Central Station
herrschte ungeheures Gedränge, obwohl es in den Meldungen hieß, der Zugverkehr sei bereits eingestellt worden. Selbst jetzt verweilten die Kameras auf dem von Postkarten bekannten Wahrzeichen der Stadt, der Oper. Sie stand auf einer Art Insel, abgeschnitten vom Festland. Amanda kam es so vor, als sähe sie Spezialeffekte aus einem Katastrophenfilm.
    Sie schaltete das Handy aus und blickte sich um. Keine Kristie.
    Jemand vom Dome-Personal kam durch den Gang auf sie zugelaufen, ein junger Mann mit roten Igelhaaren. Er kaute Kaugummi. »Verzeihung, Miss. Sie müssen gehen. Wir müssen die Halle räumen.«
    Miss . Amanda lächelte; er war nur ein paar Jahre älter als Benj. »Ich warte auf meine Tochter. Sie ist auf der Toilette.«
    »Tut mir leid, aber Sie müssen jetzt raus. Es ist mein Job, die Halle zu räumen.«
    »Ich warte auf meine Tochter.«
    Der Junge wich nervös zurück, er wirkte abgelenkt; offenbar bekam er Anweisungen über einen Angel. »Bitte, gehen Sie jetzt. Sonst bin ich gezwungen, den Sicherheitsdienst zu rufen. Ich muss die Halle räumen. Es ist der Evakuierungsplan.«
    Benj stand auf. »Komm schon, Mum, es hat keinen Sinn, ihn auf die Palme zu bringen. Wahrscheinlich hängt sie sowieso draußen vor den Toiletten rum. Du kennst sie doch.«
    Amanda verspürte ein seltsames Widerstreben, aufzustehen und ihren Platz ohne Kristie zu verlassen, es bedeutete einen definitiven Bruch mit ihrer sonstigen Routine. Aber vermutlich hatte der Junge recht, was den Sicherheitsdienst
betraf, und ihr blieb keine Wahl. »Na gut.« Sie stand auf und folgte Benj.
     
    Sie begaben sich zum Eingangsbereich der Halle, ein höhlenartiger Platz vor einer Reihe von Glastüren, der von Kassen, Läden und einem leeren Starbucks gesäumt wurde. Das Dach des Dome ragte über ihnen auf, ein angeschmutztes Zelt, unter dem sich heiße, feuchte, abgestandene Luft fing. Amanda hörte den Regen auf die Stoffbahnen hoch oben prasseln. Es war immer düster hier drin, man fühlte sich eingeschlossen.
    Auch vor den Toiletten war nichts von Kristie zu sehen. Eine weitere Angehörige des Personals, diesmal eine stämmige Frau, wollte Amanda nicht erlauben, hineinzugehen und nachzuschauen. »Die Toiletten sind leer, Ma’am.«
    »Aber meine Tochter ist dort

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