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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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völlig. Nur das Gehänge blieb sichtbar, da es mit seiner eigenen Leuchtkraft schimmerte. Dann konnte man für einen Augenblick die Gestalt des Geschöpfes sehen, als eine Lichtpunktreihe seinen Körper entlangglitt.
    „Es ist ein Seeteufel: Die Lichter sind der Köder, den er benutzt, um andere Fische zu fangen. Phantastisch, nicht wahr? Was ich nicht verstehe: Warum lockt sein Köder nicht Fische an, die groß genug sind, ihn zu fressen? Aber wir können hier nicht den ganzen Tag warten. Passen Sie auf, wie er davonrast, wenn ich die Düsen anstelle.“
    Wieder erzitterte die Kabine, als das Schiff sich langsam in Bewegung setzte. Der große, leuchtende Fisch ließ plötzlich all seine Lichter aufzucken, wie zu einem heftigen Alarmsignal, und schoß wie ein Meteor in die Finsternis der Tiefe hinein.
    Nach weiteren zwanzig Minuten langsamen Abstiegs ertasteten die unsichtbaren Finger der Suchstrahlen die erste Spur des Meeresgrundes. Weit unten in der Tiefe glitt eine Reihe von niedrigen Hügeln mit seltsam sanften und gerundeten Umrissen vorbei. Die Unregelmäßigkeiten, die sie vielleicht einstmals besessen haben mochten, waren längst durch den unaufhörlichen Regen aus den wässerigen Höhen über ihnen ausgelöscht worden. Selbst hier, mitten im Pazifik, fern von den großen Flußmündungen, die langsam die Kontinente ins Meer hinausschwemmten, hörte dieser Regen niemals auf. Er kam von den sturmgepeitschten Hängen der Anden, von den Körpern der Milliarden von Lebewesen, vom Staub der Meteore, die lange Zeit durch den Raum gewandert und endlich zur Ruhe gekommen waren. Hier in der ewigen Nacht bildete dieser Regen die Fundamente der künftigen Länder.
    Die Hügel blieben hinter ihnen zurück. Sie waren, wie Jan auf den Karten sehen konnte, die Grenzposten einer weiten Ebene, die in zu großer Tiefe lag, als daß die Suchstrahlen sie erreichen könnten.
    Das Unterseeboot setzte seinen langsamen Abstieg fort. Jetzt begann sich ein anderes Bild auf dem Schirm zu formen: Wegen des Blickwinkels dauerte es einige Zeit, bis Jan erkennen konnte, was er sah. Dann merkte er, daß sie sich einem Unterwasserberg näherten, der von der verborgenen Ebene aufstieg.
    Das Bild war jetzt deutlicher: In dieser kurzen Entfernung verbesserte sich die Arbeit der Suchstrahlen, und das Bild wurde fast so klar, als würde es von Lichtwellen geformt. Jan konnte Einzelheiten sehen, konnte die seltsamen Fische beobachten, die einander zwischen den Felsen verfolgten. Einmal schwamm ein bösartig aussehendes Geschöpf mit aufgesperrten Kiefern langsam über eine halbverborgene Kluft. So rasch, daß das Auge der Bewegung nicht folgen konnte, schnellte ein langer Fühler heraus und zog den sich wehrenden Fisch in sein Verhängnis.
    „Jetzt sind wir fast am Ziel“, sagte der Pilot. „In einer Minute werden Sie das Laboratorium sehen können.“
    Sie glitten langsam über eine Felsenkette dahin, die sich am Fuß des Berges erhob. Jetzt wurde die darunterliegende Ebene sichtbar. Jan erriet, daß sie sich nicht mehr als einige hundert Meter über dem Meeresgrund befanden. Dann sah er, etwa einen Kilometer entfernt, eine Gruppe von Kugeln, die auf Dreifüßen standen und durch verbindende Röhren vereinigt waren. Es sah genau aus wie die Tanks irgendeiner chemischen Fabrik und war in der Tat nach den gleichen Grundprinzipien erbaut. Der einzige Unterschied war, daß hier der Druck, dem Widerstand geleistet werden mußte, außen lag, nicht innen.
    „Was ist das?“ sagte Jan plötzlich erschrocken. Er deutete mit zitternden Fingern auf die nächste Kugel. Das sonderbare Linienmuster auf ihrer Oberfläche hatte sich in ein Netz von riesigen Fangarmen aufgelöst. Als das Unterseeboot näher herankam, konnte er sehen, daß sie in einem großen schwammigen Sack endeten, aus dem zwei ungeheure Augen herausspähten.
    „Das“, sagte der Pilot gleichmütig, „ist wahrscheinlich Luzifer. Jemand hat ihn wieder gefuttert.“ Er drehte an einem Schalter und beugte sich über den Schalttisch. „S 2 ruft Labor. Ich komme. Nehmt euer Haustier weg!“
    Die Antwort ertönte unmittelbar. „Labor an S 2. Alles in Ordnung. Kommt nur. Lucy macht euch Platz.’’
    Die gerundeten Metallwände begannen den Bildschirm zu füllen. Jan fing noch ein letztes Bild von einem riesigen, mit Saugnäpfen besetzten Arm auf, der bei ihrem Näherkommen weggezogen wurde. Dann gab es einen dumpfen Aufprall und eine Reihe kratzender Geräusche, als die Klammern nach ihren

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