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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Boden gehen, nachdem er nicht mehr als ein paar Monate seines Lebens dafür hingegeben hatte, zur Heimat der Overlords zu reisen und wieder zur Erde zurückzukehren. Gleichviel, falls er dies tat, würde es jenseits der unüberschreitbaren Zeitgrenze sein, denn es wäre erst in achtzig Jahren.
     
    Die Lichter in dem kleinen Metallzylinder flammten auf, sobald Jan die Innentür der Luftschleuse geschlossen hatte. Er ließ sich keine Zeit zum Überlegen, sondern machte sich sofort an die routinemäßige Kontrolle, die er bereits in allen Einzelheiten ausgearbeitet hatte. Alle Vorräte und Bedarfsgegenstände waren schon vor Tagen verladen worden, aber die endgültige Kontrolle würde ihn in die richtige Verfassung versetzen, indem sie ihm die Gewißheit gab, daß nichts ungetan geblieben war.
    Eine Stunde später war er davon überzeugt. Er legte sich auf das Schaumgummilager und überdachte nochmals sein Vorhaben. Das einzige Geräusch war das leise Surren der elektrischen Kalenderuhr, die ihm mitteilen würde, wenn die Reise sich ihrem Ende näherte.
    Er wußte, daß er erwarten konnte, hier in seiner Zelle nichts zu spüren, denn die gewaltigen Kräfte, die die Schiffe der Overlords antrieben, mußten völlig ausgeglichen sein. Sullivan hatte das festgestellt, indem er darauf verwies, daß sein Werk zusammenfiele, wenn es auch nur ganz wenigen Gravitäten ausgesetzt würde. Seine „Kunden“ hatten ihm versichert, daß in dieser Hinsicht keine Gefahr bestehe.
    Es würde jedoch eine erhebliche Veränderung des Luftdrucks eintreten. Das war unwichtig, da die hohlen Modelle durch mehrere Öffnungen „atmen“ konnten. Bevor Jan seine Zelle verließ, mußte er den Luftdruck ausgleichen, denn er hatte angenommen, daß die Luft im Overlord-Schiff für ihn nicht zu atmen sei. Eine einfache Sauerstoffmaske würde dem abhelfen; es waren keine großen Vorkehrungen nötig. Wenn er ohne technische Hilfe atmen konnte, um so besser!
    Es hatte keinen Sinn, länger zu warten: Es würde nur seine Nerven beunruhigen. Er holte die kleine Spritze heraus, die bereits mit der sorgfältig vorbereiteten Lösung gefüllt war. Narkosamin war bei Erforschung des Winterschlafs der Tiere entdeckt worden: Man konnte nicht sagen, daß es, wie vielfach angenommen wurde, das Leben suspendieren könne. Es hatte keine weiteren Wirkungen, als die Lebensvorgänge sehr zu verlangsamen, jedoch so, daß der Stoffwechsel in vermindertem Maße noch erhalten blieb. Es war, als hätte jemand das Feuer des Lebens zugeschüttet, so daß es unter der Asche noch glimmte. Aber wenn nach Wochen oder Monaten die Wirkung des Mittels nachließ, so flammte das Leben auf, und der Schläfer kam wieder zu sich. Narkosamin war völlig sicher. Die Natur hatte es seit Jahrmillionen benutzt, um viele ihrer Kinder vor dem nahrungslosen Winter zu schützen.
    Jan schlief also. Er spürte nicht den Ruck der Kabel, als das riesige Metallgerüst in den Laderaum des Transportschiffs der Overlords gehoben wurde. Er hörte nicht, wie sich die Schleusentore schlössen, um sich erst nach dreihundert Millionen mal Millionen Kilometern wieder zu öffnen. Er hörte nicht, fern und schwach durch die mächtigen Wände, das protestierende Kreischen der Erdatmosphäre, als das Schiff rasch zu seinem natürlichen Element emporstieg.
    Und er spürte nicht, wie die Fahrt verlief.
     
     
    10
     
    Der Konferenzraum war bei diesen wöchentlichen Versammlungen immer gefüllt, aber heute war er so gedrängt voll, daß die Reporter kaum Platz zum Schreiben hatten. Zum hundertstenmal murrten sie untereinander über Karellens konservative Art und seinen Mangel an Rücksicht. Überall in der Welt hätten sie Fernsehkameras, Tonbandgeräte und alle andern Werkzeuge ihres hochtechnisierten Berufs mitbringen können, aber hier mußten sie sich mit so vorzeitlichen Hilfsmitteln wie Papier und Bleistift begnügen und sogar, so unglaublich es klingt, mit Stenographie.
    Man hatte natürlich verschiedentlich versucht, Tonbandgeräte einzuschmuggeln. Sie waren erfolgreich wieder hinausgeschmuggelt worden, aber ein einziger Blick auf ihr rauchendes Inneres hatte die Nutzlosigkeit dieses Versuchs gezeigt. Damals hatten alle begriffen, warum sie immer ermahnt worden waren, in ihrem eigenen Interesse Uhren und andere Metallgegenstände nicht mit in den Konferenzraum zu nehmen.
    Um die Situation noch ungerechter zu machen, nahm Karellen selbst die ganzen Unterredungen auf Tonband auf. Berichterstatter, die sich der

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