Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
Nachlässigkeit oder gar einer falschen Wiedergabe schuldig machten – obwohl dies sehr selten vorkam –, waren zu kurzen und unangenehmen Konferenzen mit Karellens Untergebenen geladen und ersucht worden, aufmerksam der Wiedergabe dessen zuzuhören, was der Oberkontrolleur wirklich gesagt hatte. Diese Lektion brauchte nie wiederholt zu werden.
    Es war seltsam, wie diese Gerüchte sich verbreiteten. Es gab keine vorherige Ankündigung, und doch war das Haus immer voll, wenn Karellen eine wichtige Mitteilung zu machen hatte, was durchschnittlich zwei- oder dreimal jährlich vorkam.
    Stille senkte sich über die murmelnde Menge, als die große Tür sich öffnete und Karellen die Tribüne betrat. Die Beleuchtung hier war matt, ohne Zweifel dem Licht der weit entfernten Sonne der Overlords ähnlich, so daß der Oberkontrolleur die dunkle Brille abgelegt hatte, die er für gewöhnlich trug, wenn er im Freien war.
    Er antwortete auf den Chor der Begrüßungen mit einem formellen: „Guten Morgen allseits“, dann wandte er sich zu der schlanken, vornehmen Gestalt in der vordersten Reihe. Auf den Doyen des Presseklubs, Golde, hätte die Meldung des Dieners gepaßt: Zwei Reporter und ein Gentleman von der „Times“. Er kleidete und benahm sich wie ein Diplomat der alten Schule. Niemand würde je zögern, ihm zu vertrauen, und niemand hatte es in der Folge je bereut.
    „Sehr voll heute, Herr Golde. Wahrscheinlich mangelt es an Neuigkeiten.“
    Der Herr von der „Times“ lächelte und räusperte sich. „Ich hoffe, Sie können dem abhelfen, Herr Oberkontrolleur.“
    Er beobachtete Karellen gespannt, während dieser seine Antwort überlegte. Es war unangenehm, daß die maskenhaften Gesichter der Overlords keine Spur von Erregung verrieten. Die großen, weitgeöffneten Augen, deren Pupillen selbst in diesem matten Licht scharf zusammengezogen waren, starrten unergründlich in die unverkennbar neugierigen menschlichen Augen. Die doppelten Atmungsöffnungen auf jeder Wange, wenn man die zerfurchten und gekräuselten erstarrten Wölbungen Wangen nennen konnte, gaben ein ganz leises Pfeifen von sich, wenn Karellens vermutliche Lungen in der dünnen Luft der Erde atmeten. Golde konnte genau erkennen, wie der Vorhang von feinen weißen Haaren hin und her flatterte und sich im Einklang mit Karellens raschem, doppeltwirkendem Atmungskreislauf hielt. Man nahm im allgemeinen an, daß sie Staubfilter wären, und es hatten sich weitschweifige Theorien über die Atmosphäre in der Heimat der Overlords auf diese gebrechlichen Fundamente gestützt.
    „Ja, ich habe einige Neuigkeiten für Sie. Wie Sie zweifellos wissen, hat eines meiner Versorgungsschiffe kürzlich die Erde verlassen, um zu seinem Stützpunkt zurückzukehren. Wir haben soeben entdeckt, daß ein blinder Passagier an Bord war.“
    Hundert Bleistifte hielten plötzlich an. Hundert Augenpaare richteten sich auf Karellen.
    „Ein blinder Passagier, sagen Sie, Herr Oberkontrolleur?“ fragte Golde. „Dürfen wir erfahren, wer es war und wie er an Bord gekommen ist?“
    „Sein Name ist Jan Rodricks. Er ist Student des Maschinenbaus an der Universität Kapstadt. Weitere Einzelheiten können Sie zweifellos durch Ihre eigenen, sehr guten Kanäle feststellen.“ Karellen lächelte. Das Lächeln des Oberkontrolleurs war eine seltsame Sache. Der größte Teil seiner Wirkung lag tatsächlich in den Augen: Der unbewegliche, lippenlose Mund bewegte sich kaum. War dies wieder eine der menschlichen Gewohnheiten, die Karellen mit so großer Geschicklichkeit nachgeahmt hatte? fragte sich Golde. Denn die Gesamtwirkung war zweifellos die eines Lächelns, und man nahm es bereitwillig als solches auf.
    „Wie er es angestellt hat“, fuhr der Oberkontrolleur fort, „ist von zweitrangiger Bedeutung. Ich kann Ihnen und allen unternehmungslustigen Astronauten versichern, daß es keine Möglichkeit gibt, diese Heldentat zu wiederholen.“
    „Was wird diesem jungen Mann geschehen?“ beharrte Golde. „Wird er zur Erde zurückgeschickt werden?“
    „Das steht außerhalb meiner Entscheidung, aber ich erwarte, daß er mit dem nächsten Schiff zurückkommt. Er würde dort, wohin er gereist ist, die Bedingungen zu – fremd finden, um sich wohl zu fühlen. Und das bringt mich auf den Hauptzweck unserer heutigen Versammlung.“
    Karellen machte eine Pause, und die Stille wurde noch tiefer.
    „Unter den jüngeren und romantischeren Elementen Ihrer Bevölkerung sind oft Klagen erhoben worden, weil

Weitere Kostenlose Bücher