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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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seiner angenommen hatte, machte sich Jan keine Sorgen mehr. Er hatte keine Gelegenheit, die Dinge zu tun, die er gern getan hätte, denn fast seine ganze Zeit war damit ausgefüllt, mit Wissenschaftlern zusammenzutreffen, die mit komplizierten Geräten unverständliche Tests vorzunehmen bemüht waren. Jan stand diesen Apparaten sehr bedenklich gegenüber, und nach einer Sitzung mit einer Art Hypnose hatte er mehrere Stunden lang furchtbare Kopfschmerzen. Er war durchaus bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wußte aber nicht recht, ob seine Prüfer sich über seine Begrenzungen in geistiger und körperlicher Hinsicht klar waren. Es dauerte jedenfalls lange, bis er sie davon überzeugen konnte, daß er in regelmäßigen Zwischenräumen schlafen mußte.
    Zwischen diesen Untersuchungen sah er zuweilen etwas von der Stadt und erkannte, wie schwierig – und gefährlich – es für ihn sein würde, sich dort zu bewegen. Straßen gab es eigentlich nicht, und es schien auch keinen oberirdischen Verkehr zu geben. Dies war die Heimat von Geschöpfen, die fliegen konnten und keine Angst vor der Schwerkraft hatten. Ohne weiteres konnte man vor einem schwindelnden Abgrund von mehreren hundert Metern stehen oder feststellen, daß sich der einzige Eingang zu einem Raum hoch oben in der Wand befand. Jan begann einzusehen, daß die Psychologie einer mit Flügeln versehenen Rasse grundlegend anders sein mußte als die erdgebundener Geschöpfe.
    Es war ein seltsames Bild, die Overlords wie große Vögel zwischen den Türmen ihrer Stadt umherfliegen zu sehen, wobei sie ihre Flügel mit langsamen, kraftvollen Schlägen bewegten. Und hier gab es ein wissenschaftliches Problem. Dies war ein großer Planet, größer als die Erde, aber seine Schwerkraft war niedrig, und Jan fragte sich, warum er so eine dichte Atmosphäre habe. Er fragte Vindarten danach und erfuhr, wie er halbwegs erwartet hatte, daß dies nicht der ursprüngliche Planet der Overlords sei. Sie hatten sich auf einem viel kleineren Planeten entwickelt und dann diesen erobert, wobei sie nicht nur seine Atmosphäre, sondern auch seine Schwerkraft verändert hatten. Die Architektur der Overlords war traurig nüchtern. Jan sah keine Verzierungen, nichts, was nicht einem Zweck diente, auch wenn dieser Zweck oft für ihn nicht verständlich war. Wenn ein Mensch aus dem Mittelalter diese rotbeleuchtete Stadt und die sich darin bewegenden Wesen gesehen hätte, würde er sich bestimmt in der Hölle geglaubt haben. Selbst Jan fand sich trotz all seiner Wißbegier und wissenschaftlichen Abstraktionen bisweilen am Rande eines unvernünftigen Grauens. Das Fehlen eines einzigen vertrauten Anhaltspunktes kann auch für den kühlsten und klarsten Geist äußerst entmutigend sein.
    Und da war so vieles, was er nicht verstand, und was Vindarten nicht erklären konnte oder wollte. Was waren diese zuckenden Lichter und sich verändernden Formen, diese Dinger, die sich so schnell durch die Luft bewegten, daß er nie sicher sein konnte, daß sie überhaupt vorhanden waren? Sie konnten etwas Furchtbares und Erschreckendes sein, oder auch nur irgendeine alltägliche Erscheinung wie die Neonlichter auf einem altmodischen Broadway.
    Jan spürte auch, daß die Welt der Overlords voll von Tönen war, die er nicht hören konnte. Gelegentlich fing er rhythmische Tonfolgen auf, die im Hörspektrum auf- und niederglitten, um an der obersten oder untersten Hörgrenze zu verschwinden. Vindarten schien nicht zu begreifen, was Jan unter Musik verstand, er konnte dieses Problem also nie zu seiner Zufriedenheit lösen.
    Die Stadt war nicht sehr groß. Sie war bestimmt viel kleiner, als London oder New York in ihrer Blütezeit gewesen waren. Nach Vindartens Aussage waren mehrere tausend solcher Städte auf dem Planeten verstreut, von denen jede einzelne einem bestimmten Zweck diente. Auf der Erde wäre diese Stadt am ehesten mit einer Universitätsstadt zu vergleichen gewesen, außer daß der Grad der Spezialisierung viel weiter ging. Diese ganze Stadt war, wie Jan bald entdeckte, dem Studium fremder Kulturen gewidmet.
    Bei einem ihrer ersten Ausflüge aus der kahlen Zelle, in der Jan lebte, hatte Vindarten ihn zum Museum geführt. Es hatte Jan eine sehr nötige seelische Stärkung gegeben, sich an einem Ort zu befinden, dessen Zweck er völlig verstehen konnte. Abgesehen von den Ausmaßen, in denen es gebaut war, hätte es gut auf der Erde stehen können. Sie hatten lange gebraucht, hinzukommen, wobei sie sich

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