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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Atmosphäre erstorben waren, hatte er Mut gefaßt, wieder vorwärtszugehen.
    Es war natürlich leblos und starrte nicht bewußt zu ihm herauf, wie er in jenem ersten Augenblick der Panik angenommen hatte. Es füllte fast den ganzen großen, kreisrunden Raum, und das rötliche Licht glänzte und schillerte in seinen kristallenen Tiefen.
    Es war ein einziges riesenhaftes Auge.
    „Warum haben Sie solchen Lärm gemacht?“ fragte Vindarten.
    „Ich war so erschrocken“, gestand Jan verlegen.
    „Aber warum? Sie haben doch nicht geglaubt, daß hier irgendeine Gefahr sein könnte?“
    Jan überlegte, ob er wohl erklären könne, was eine Reflexhandlung sei, beschloß aber, es nicht zu versuchen. „Alles völlig Unerwartete ist erschreckend. Bis man eine neue Situation analysiert hat, ist es am sichersten, das Schlimmste anzunehmen.“
    Sein Herz klopfte noch heftig, während er noch einmal auf dieses ungeheuerliche Auge starrte. Natürlich konnte es einfach ein Modell sein, ungeheuer vergrößert, wie etwa Mikroben und Insekten in terrarischen Museen. Aber während er sich diese Frage stellte, wußte Jan mit quälender Gewißheit, daß es nicht vergrößert war.
    Vindarten konnte ihm wenig sagen: dies war nicht sein Fachgebiet, und er war nicht besonders wißbegierig. Nach der Beschreibung des Overlords machte sich Jan ein Bild von einem zyklopischen Untier, das in den Asteroidenschwärmen irgendeiner fernen Sonne lebte, dessen Wachstum durch keine Schwerkraft behindert wurde und dessen Nahrung und Leben von der Reichweite und Sehkraft seines einzigen Auges abhingen.
    Es schien keine Grenzen für das zu geben, was die Natur tun konnte, wenn sie dazu gedrängt wurde, und Jan empfand ein unwillkürliches Vergnügen bei dem Gedanken, daß es doch irgend etwas gab, was die Overlords nicht versuchten. Sie hatten einen ausgewachsenen Wal von der Erde hierhergebracht, aber bei diesem Untier hier hatten sie haltgemacht.
     
    Und dann waren sie wieder hinaufgefahren, endlos aufwärts, bis die schimmernden Wände des Fahrstuhls in eine kristallene Durchsichtigkeit übergegangen waren. Er stand, anscheinend ungestützt, zwischen den höchsten Gipfeln der Stadt, ohne jeden Schutz vor dem Abgrund. Aber er empfand kein größeres Schwindelgefühl, als man in einem Flugzeug hat, denn hier hatte er gar keine Beziehung zu dem fernen Boden.
    Er war über den Wolken und teilte den Himmel mit einigen metallenen oder steinernen Zinnen. Gleich einem rosenroten Meer wogte die Wolkenschicht träge unter ihm. Es standen zwei bleiche und kleine Monde am Himmel, nicht weit von der düsteren Sonne. Unweit des Mittelpunktes dieser roten Scheibe war ein kleiner, dunkler, völlig kreisrunder Schatten. Es konnte ein Sonnenfleck sein oder ein vorüberwandernder Mond.
    Jan ließ seinen Blick langsam den Horizont entlanggleiten. Die Wolkendecke erstreckte sich deutlich bis zum Rande dieser ungeheuren Welt; aber in einer Richtung, in nicht abzuschätzender Entfernung, war ein anderer Fleck, der vielleicht die Türme einer andern Stadt bezeichnete. Jan blickte lange dorthin.
    Als er eine halbe Drehung machte, sah er den Berg. Er lag nicht am Horizont, sondern dahinter, ein einziger, zerklüfteter Gipfel, der sich über den Rand der Welt erhob, und dessen untere Hänge verborgen waren, wie die Masse eines Eisbergs unter der Wasserlinie verborgen ist. Jan versuchte, seine Größe abzuschätzen, aber mit völligem Mißerfolg. Selbst auf einer Welt mit einer so geringen Schwerkraft wie dieser konnte man kaum glauben, daß es solche Berge geben konnte. Ob die Overlords wohl seine Hänge erstiegen und gleich Adlern um seine ungeheuren Felsen schwebten?
    Und dann begann sich der Berg langsam zu verändern. Als Jan ihn erblickt hatte, war er von dunkel-, fast düsterroter Farbe gewesen, mit einigen schwachen Zeichen nahe dem Gipfel, die er nicht deutlich unterscheiden konnte. Er versuchte, sich auf sie zu konzentrieren, als er bemerkte, daß sie sich bewegten.
    Zuerst traute er seinen Augen nicht. Dann zwang er sich, daran zu denken, daß all seine vorgefaßten Begriffe hier wertlos waren: Er durfte nicht zulassen, daß sein Geist irgendwelche Eindrücke verwarf, die seine Sinne in die geheime Kammer seines Gehirns trugen. Er durfte nicht versuchen, zu begreifen, er durfte nur beobachten. Das Verständnis würde später kommen oder überhaupt nicht.
    Der Berg – er bezeichnete ihn noch immer als solchen, denn es gab kein anderes Wort dafür – schien lebendig zu

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