Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Kilometer jenseits der Bahn des Pluto saß Karellen vor einem Bildschirm, der plötzlich dunkel wurde. Der Bericht war vollständig, die Mission beendet. Die Heimreise konnte beginnen, zur Welt, die er vor so langer Zeit verlassen hatte. Die Last von Jahrhunderten lag auf ihm und eine Traurigkeit, die keine Logik zu zerstreuen vermochte. Er trauerte nicht um den Menschen, sondern um seine eigene Spezies, der die Erhabenheit für immer verschlossen bleiben würde, durch Kräfte, die sie nicht zu überwinden vermochte.
Trotz aller Leistungen, dachte Karellen, trotz ihrer Beherrschung des physikalischen Universums war sein Volk nicht besser als ein Stamm, der sein gesamtes Dasein auf einer flachen und staubigen Ebene verbracht hatte. In weiter Ferne erhoben sich die Berge, wo Kraft und Schönheit wohnten, wo der Donner über den Gletschern dröhnte und die Luft klar und frisch war. Dort war auch die Sonne und vergoldete die Gipfel, wenn alles Land tiefer unten in Dunkelheit gehüllt war. Und sie konnten nur beobachten und staunen; sie konnten niemals diese Höhen ersteigen.
Und doch wusste Karellen, dass sie bis zum Ende durchhalten würden. Sie würden ohne Verzweiflung ausharren, welches Schicksal sie auch immer erwarten mochte. Sie würden dem Übergeist dienen, weil sie keine Wahl hatten, aber selbst in diesem Dienst würden sie ihre Seele nicht verlieren.
Der große Bildschirm erglühte für einen Augenblick in einem dunkelroten Licht. Ohne bewusste Anstrengung las Karellen die Botschaft der wechselnden Muster. Das Schiff verließ die Grenzen des Sonnensystems. Die Energien, die es antrieben, verebbten hier draußen schnell, aber sie hatten ihre Arbeit getan.
Karellen hob die Hand, und wieder veränderte sich das Bild. Ein einziger heller Stern leuchtete im Mittelpunkt des Schirms. Niemand hätte aus dieser Entfernung sagen können, dass die Sonne jemals Planeten besessen hatte oder dass einer von ihnen jetzt verloren gegangen war. Lange blickte Karellen über die rasch größer werdende Kluft zurück, während viele Erinnerungen durch seinen ungeheuren, labyrinthischen Geist strömten. In schweigendem Abschied grüßte er die Menschen, die er gekannt hatte, ganz gleich, ob sie ihn bei seiner Arbeit behindert oder ihm geholfen hatten.
Niemand wagte ihn zu stören oder seine Gedanken zu unterbrechen, bis er schließlich der entschwindenden Sonne den Rücken zukehrte.
Titel der englischen Originalausgabe
CHILDHOOD’S END
Deutsche Übersetzung von Else von Hollander-Lossow
Neu durchgesehen und vollständig überarbeitet
von Bernhard Kempen
Deutsche Übersetzung der Vorworte und des ersten Kapitels
von Bernhard Kempen
Das Umschlagbild ist von Michael Whelan
5. Auflage
Redaktion: Alexander Martin
Copyright © 1953, 1990 by Arthur C. Clarke
Copyright © 2002 des Vorworts by Peter F. Hamilton
Copyright © 2003 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
http://www.heyne.de
Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie
Werbeagentur, München-Zürich
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
eISBN 978-3-641-10041-4
www.randomhouse.de
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