Die letzte Generation: Roman (German Edition)
das Auge blendete und das Hirn verblüffte. Eben noch schaute Jan auf eine schöne, fruchtbare Landschaft, die nichts Sonderbares an sich hatte außer den zahllosen kleinen Statuen, die kreuz und quer – aber nicht in wahllosem Muster – darüber verstreut waren. Und im nächsten Augenblick waren alle Bäume und Gräser, alle lebenden Geschöpfe, die dieses Land bewohnt hatten, verschwunden und nicht mehr existent. Übrig blieben nur die stillen Seen, die gewundenen Flüsse, die wogenden braunen Hügel, die jetzt ihres grünen Teppichs entkleidet waren – und die schweigenden, gleichgültigen Gestalten, die diese Vernichtung herbeigeführt hatten.
»Warum haben sie das getan?«, keuchte Jan.
»Vielleicht hat die Anwesenheit anderer Geister sie gestört, auch wenn es nur die rudimentären Bewusstseine von Pflanzen und Tieren waren. Eines Tages, nehmen wir an, werden sie auch die materielle Welt als störend empfinden. Und wer weiß, was dann geschieht? Jetzt verstehen Sie, warum wir uns zurückgezogen haben, als unsere Pflicht getan war. Wir versuchen weiterhin, sie zu studieren, aber wir betreten niemals ihr Land und schicken auch keine Geräte zu ihnen. Wir wagen es nicht, mehr zu tun, als sie aus dem Weltraum zu beobachten.«
»Das ist vor vielen Jahren geschehen«, sagte Jan. »Was hat sich seitdem ereignet?«
»Sehr wenig. Sie haben sich in der ganzen Zeit nicht bewegt und kümmern sich nicht darum, ob es Tag oder Nacht, ob es Sommer oder Winter ist. Sie erproben noch immer ihre Kräfte. Einige Flüsse haben ihren Lauf verändert, und einer fließt sogar bergauf. Aber sie haben nichts getan, was einem Zweck zu dienen scheint.«
»Und sie haben Sie völlig unbeachtet gelassen?«
»Ja, obwohl das nicht überraschend ist. Die ... Entität, von der sie ein Teil sind, weiß alles über uns. Es scheint ihr gleichgültig zu sein, wenn wir sie zu studieren versuchen. Wenn sie wünscht, dass wir von hier fortgehen, oder wenn sie anderswo eine neue Aufgabe für uns hat, wird sie uns ihre Wünsche sehr deutlich kundtun. Bis dahin werden wir hier bleiben, damit unsere Wissenschaftler so viele Kenntnisse sammeln können wie möglich.«
Das also, dachte Jan mit einer Resignation, die jenseits aller Trauer lag, war das Ende des Menschen. Es war ein Ende, das kein Prophet je vorausgesehen hatte, ein Ende, das Optimismus und Pessimismus in gleicher Weise verwarf.
Dennoch war es angemessen. Es hatte die erhabene Unvermeidlichkeit eines großen Kunstwerks. Jan hatte das Universum in all seiner furchtbaren Größe geschaut und wusste jetzt, dass es kein Ort für Menschen war. Er begriff endlich, wie vergeblich letzten Endes der Traum gewesen war, der ihn zu den Sternen gelockt hatte.
Denn der Weg zu den Sternen war eine Straße, die sich in zwei Richtungen gabelte, und keine führte zu einem Ziel, das irgendeine Rücksicht auf menschliche Hoffnungen oder Befürchtungen nahm.
Am Ende des einen Weges standen die Overlords. Sie hatten sich ihre Individualität, ihr unabhängiges Ich bewahrt. Sie hatten Bewusstsein, und das Pronomen »ich« hatte eine Bedeutung in ihrer Sprache. Sie hatten Gefühle, von denen zumindest ein Teil den menschlichen ähnlich war. Aber sie waren, wie Jan jetzt erkannte, in einer Sackgasse gefangen, der sie nie entrinnen konnten. Ihr Verstand war zehn- oder vielleicht hundertmal so mächtig wie der des Menschen. Das machte jedoch in der Schlussrechnung keinen Unterschied. Sie waren genauso hilflos, genauso überwältigt angesichts der unvorstellbaren Komplexität einer Milchstraße von hundert Milliarden Sonnen und eines Kosmos von hundert Milliarden Milchstraßen.
Und am Ende des anderen Weges war der Übergeist, der etwa im gleichen Verhältnis zum Menschen stand wie der Mensch zur Amöbe. Wie lange hatte er, der potenziell unendlich und jenseits der Sterblichkeit war, eine Spezies nach der anderen in sich aufgenommen, während er sich über die Sterne ausbreitete? Hatte auch er Wünsche, hatte er Ziele, die er dunkel ahnte, aber vielleicht nie erreichen würde? Jetzt hatte er alles, was die Menschheit je geschaffen hatte, in sich aufgenommen. Es war keine Tragödie, sondern eine Erfüllung. Die Milliarden flüchtiger Bewusstseinsfunken, die die Menschheit gebildet hatten, schwirrten nicht mehr wie Leuchtkäfer in der Finsternis. Aber sie hatten nicht völlig vergeblich gelebt.
Der letzte Akt, das wusste Jan, stand noch bevor. Er konnte morgen beginnen oder erst in Jahrhunderten. Selbst
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