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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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geschlossen, als sie in sein Blickfeld kam – aber doch nicht schnell genug.
    Ja, Karellen hatte ihm vertraut, hatte nicht gewollt, dass er den langen Abend seines Lebens in der Beunruhigung über ein Geheimnis verbrachte, das er niemals lösen konnte. Karellen wagte den unbekannten Mächten über ihm nicht zu trotzen – waren sie überhaupt von seiner Art? –, aber er hatte alles getan, was er konnte. Wenn er ihnen ungehorsam gewesen war, hätten sie es nie beweisen können. Stormgren wusste, dass er den endgültigen Beweis für Karellens Zuneigung zu ihm erhalten hatte.
    »Wir haben unsere Fehlschläge erlebt!«
    Ja, Karellen, das war die Wahrheit. Und warst du derjenige, der vor dem Anbruch der menschlichen Geschichte versagt hat? Es musste wahrlich ein großer Fehlschlag gewesen sein, dachte Stormgren, denn das Echo hallte durch alle Zeitalter und spukte in der Kindheit jeder menschlichen Kultur. Konnte man selbst in fünfzig Jahren die Macht all der Mythen und Legenden der Welt überwinden?
    Aber Stormgren wusste, dass es keinen zweiten Fehlschlag geben würde. Wenn sie erneut zusammentrafen, würden die Overlords das Vertrauen und die Freundschaft der Menschen gewonnen haben, und nicht einmal der Schock des Wiedererkennens konnte diese Arbeit zunichte machen. Sie würden zusammen in die Zukunft gehen, und die unbekannte Tragödie, die die Vergangenheit verdunkelt haben musste, würde für immer in den verschlungenen Wegen der vorgeschichtlichen Zeit verloren sein.
    Und Stormgren hoffte, dass Karellen, wenn er sich einst frei auf der Erde bewegen konnte, eines Tages in diese nördlichen Wälder kam und am Grab des ersten Menschen stand, der je sein Freund gewesen war.

ZWEITER TEIL
Das goldene Zeitalter

5
    »H eute ist der Tag!«, flüsterten die Radios in hundert Sprachen, verkündeten die Schlagzeilen von tausend Zeitungen. »Dies ist der Tag!«, dachten die Kameraleute, während sie immer wieder ihre Ausrüstung überprüften, die um den riesigen freien Platz aufgestellt war, wo Karellens Schiff landen sollte.
    Jetzt schwebte nur dieses einzige Schiff über New York. Wie die Welt soeben festgestellt hatte, waren die Schiffe über den anderen Städten der Menschen nie vorhanden gewesen. Am Tag zuvor hatte sich die große Flotte der Overlords in Nichts aufgelöst, wie Nebel unter der Morgensonne.
    Die Versorgungsschiffe, die weit draußen im Weltraum kamen und gingen, hatte es wirklich gegeben, die Silberwolken aber, die ein Leben lang über den Hauptstädten der Erde geschwebt hatten, waren nur Trugbilder gewesen.
    Wie diese zustandegekommen waren, konnte niemand genau sagen, es schien aber, als sei jedes dieser Schiffe nichts weiter als eine Spiegelung von Karellens Schiff gewesen.
    Trotzdem war es viel mehr als nur ein Lichtspiel gewesen, denn die Radargeräte hatten sich ebenfalls täuschen lassen, und es lebten noch Menschen, die schworen, das Kreischen in den Lüften gehört zu haben, als die Flotte vom Himmel gekommen war.
    Es war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass Karellen diese Machtdemonstration nicht mehr für notwendig hielt. Von nun an verzichtete er auf psychologische Waffen.
    »Das Schiff bewegt sich!« Die Neuigkeit verbreitete sich sogleich bis in alle Winkel des Planeten. »Es fliegt westwärts.«
    Mit weniger als tausend Stundenkilometern bewegte sich das Schiff, das sich langsam aus den leeren Höhen der Stratosphäre niedersenkte, zu den großen Ebenen und zur zweiten Begegnung mit der Geschichte. Es landete gehorsam vor den wartenden Kameras und den Tausenden von Zuschauern, von denen nur wenige so viel sehen konnten wie die Millionen, die sich vor den Fernsehgeräten versammelt hatten.
    Der Boden hätte unter dem enormen Gewicht krachen und zittern müssen, aber das Schiff wurde nach wie vor von den unbekannten Kräften beherrscht, die es zwischen den Sternen antrieben. Es berührte den Boden so sanft wie eine fallende Schneeflocke.
    Der geschwungene Rumpf zwanzig Meter über dem Boden schien zu gleißen und zu schimmern. Wo eben noch eine glatte Oberfläche gewesen war, hatte sich jetzt eine große Öffnung gebildet. Nichts war darin sichtbar, auch nicht für die suchenden Augen der Kameras. Sie war so dunkel wie der Eingang zu einer Höhle.
    Aus der Öffnung schob sich selbsttätig eine breite, glänzende Rampe hervor und strebte zielbewusst dem Boden zu. Es schien eine feste Metallplatte mit Geländern an beiden Seiten zu sein. Stufen gab es nicht. Das Gebilde war so steil und

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