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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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benutzen. Denn es kommt auf die Anwendung der Macht an, nicht auf ihren Umfang. Was glauben Sie, wie lange Hitlers Karriere als Diktator von Deutschland gedauert hätte, wenn ihm ständig und überall eine leise Stimme ins Ohr geflüstert hätte? Oder wenn ein stetiger Ton, laut genug, um alle anderen Geräusche zu ersticken und ihn am Schlafen zu hindern, Tag und Nacht sein Gehirn erfüllen würde? Nichts Brutales. Aber in der endgültigen Wirkung genauso unabwendbar wie eine Tritiumbombe.«
    »Ich verstehe«, hatte Stormgren gesagt. »Und es würde keinen Ort geben, wo er sich verbergen könnte?«
    »Keinen Ort, wohin ich nicht meine ... Maschinen schicken könnte, wenn ich ein hinreichend starkes Interesse hätte. Und deshalb muss ich niemals wirklich drastische Methoden anzuwenden, um meine Position zu behaupten.«
    Damals waren die großen Schiffe nicht mehr als Symbole gewesen, und jetzt wusste die Welt, dass alle außer einem Trugbilder gewesen waren. Aber durch ihre bloße Anwesenheit hatten sie die Geschichte der Erde verändert. Jetzt war ihre Aufgabe erfüllt, und ihre Leistung würde durch die Jahrhunderte widerhallen.
    Karellens Berechnungen waren zutreffend gewesen. Die Bestürzung über die Begegnung war schnell verflogen, obwohl viele, die sich rühmten, frei von Aberglauben zu sein, niemals dazu fähig wären, einem der Overlords ins Gesicht zu sehen. Hier war etwas Sonderbares am Werk, etwas, das jenseits aller Vernunft oder Logik lag. Im Mittelalter hatten die Menschen an den Teufel geglaubt und ihn gefürchtet. Aber jetzt schrieb man das einundzwanzigste Jahrhundert. Konnte es sein, dass es doch so etwas wie ein kollektives Gedächtnis gab?
    Es wurde natürlich allgemein angenommen, dass die Overlords oder Wesen der gleichen Art in einen gewaltsamen Konflikt mit dem Urmenschen geraten war. Der Zusammenstoß musste in ferner Vergangenheit erfolgt sein, denn er hatte in der bekannten Geschichte keine Spuren hinterlassen. Es war ein weiteres Rätsel, und Karellen schien nicht bereit zu sein, zur Lösung beizutragen.
    Obwohl sich die Overlords jetzt den Menschen gezeigt hatten, verließen sie nur selten ihr noch verbliebenes Schiff. Vielleicht fühlten sie sich in der Umwelt der Erde körperlich nicht wohl. Ihre Größe und das Vorhandensein der Flügel deutete darauf hin, dass sie von einer Welt mit viel geringerer Schwerkraft kamen. Sie verließen ihr Schiff nie ohne einen Gürtel, der mit komplizierten Geräten ausgestattet war, die nach allgemeiner Ansicht ihr Gewicht regulierten und sie befähigten, sich miteinander zu verständigen. Direktes Sonnenlicht war ihnen unangenehm, und sie hielten sich nie länger als ein paar Sekunden darin auf. Wenn sie für längere Zeit ins Freie gehen mussten, trugen sie dunkle Brillen, die ihnen ein etwas groteskes Aussehen gaben. Obwohl sie imstande zu sein schienen, irdische Luft zu atmen, trugen sie bisweilen kleine Gaszylinder bei sich, aus denen sie sich gelegentlich erfrischten.
    Vielleicht erklärten diese rein körperlichen Probleme ihre Distanziertheit. Nur ein sehr geringer Teil der menschlichen Bevölkerung war jemals einem leibhaftigen Overlord begegnet, und niemand wusste, wie viele sich in Karellens Schiff befanden. Nicht mehr als fünf waren jemals gleichzeitig gesehen worden, aber es konnten Hunderte, sogar Tausende von ihnen an Bord des gewaltigen Raumschiffs sein.
    In vielerlei Hinsicht hatte das Erscheinen der Overlords mehr Fragen aufgeworfen als gelöst. Ihr Ursprung war noch immer unbekannt, ihre Biologie ein Gegenstand endloser Spekulationen. Über viele Dinge gaben sie freimütig Auskunft, aber in anderen Punkten ließ sich ihr Verhalten nur als geheimnisvoll bezeichnen. Insgesamt jedoch nahm niemand Anstoß daran, mit Ausnahme der Wissenschaftler. Der Durchschnittsmensch war, obwohl er den Overlords vielleicht lieber nicht begegnete, dankbar für das, was sie für seine Welt getan hatten.
    Im Vergleich zur Lebensweise aller früheren Zeitalter herrschte jetzt ein utopischer Zustand. Unwissenheit, Krankheit, Armut und Furcht gab es praktisch nicht mehr. Die Erinnerung an den Krieg verschwand in der Vergangenheit, wie ein Albtraum mit der Morgendämmerung verging, und bald würde sie außerhalb der Erfahrung aller lebenden Menschen liegen.
    Seit die Energien der Menschheit in konstruktive Bahnen gelenkt wurden, hatte sie das Gesicht der Erde neu gestaltet. Es war, fast buchstäblich, eine neue Welt. Die Städte, die früheren Generationen

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