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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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primitive Völker erlebt. Sicherlich haben auch Sie Fehlschläge erlebt.«
    »Ja«, sagte Karellen so leise, dass Stormgren ihn kaum hören konnte. »Wir haben unsere Fehlschläge erlebt!«
    »Und was tun Sie in einem solchen Fall?«
    »Wir warten ... und versuchen es wieder.«
    Eine Pause entstand, die etwa fünf Sekunden währte. Als Karellen wieder sprach, waren seine Worte so unerwartet, dass Stormgren zunächst gar nicht reagierte.
    »Leben Sie wohl, Rikki!«
    Karellen hatte ihn überlistet. Wahrscheinlich war es schon zu spät. Stormgrens Bestürzung währte nur einen Augenblick. Dann zog er mit einer einzigen schnellen, geübten Bewegung die Taschenlampe hervor und presste sie gegen die Glasscheibe ...
     
    Die Kiefern reichten fast bis an den Rand des Sees und ließen am Ufer nur einen schmalen, wenige Meter breiten Grasstreifen frei. Jeden Abend ging Stormgren, wenn es warm genug war, trotz seiner neunzig Jahre auf diesem Streifen bis zum Landungssteg, um die Sonne jenseits des Sees untergehen zu sehen, und kehrte dann zum Haus zurück, bevor der kühle Nachtwind vom Wald herüberwehte. Diese einfache Gewohnheit befriedigte ihn sehr, und er würde sie fortsetzen, solange er die Kraft dazu hatte.
    Fern über dem See näherte sich etwas in niedrigem und schnellem Flug von Westen her. Flugzeuge waren in dieser Gegend ungewöhnlich, abgesehen von den transpolaren Linien, deren Maschinen bei Tag und Nacht stündlich in großer Höhe vorüberzogen. Doch man bemerkte sie nie, bis auf einen gelegentlichen Dunststreifen im Blau der Stratosphäre. Dieses Fluggefährt war ein kleiner Hubschrauber, der mit unverkennbarer Zielsicherheit auf ihn zukam. Stormgren blickte den Strand entlang und sah, dass es keine Fluchtmöglichkeit gab. Dann zuckte er mit den Schultern und setzte sich auf die hölzerne Bank am Ende des Landungsstegs.
    Der Reporter war so respektvoll, dass er Stormgren damit zutiefst überraschte. Er hatte fast vergessen, dass er nicht nur ein verdienter Politiker war, sondern außerhalb seines eigenen Landes eine geradezu sagenhafte Gestalt.
    »Herr Stormgren«, begann der ungebetene Gast, »es tut mir sehr Leid, Sie belästigen zu müssen, aber ich möchte fragen, ob Sie etwas zu den Dingen sagen können, die wir soeben über die Overlords gehört haben.«
    Stormgren runzelte die Stirn ein wenig. Nach all den Jahren teilte er noch immer Karellens Abneigung gegen diese Bezeichnung. »Ich glaube nicht«, sagte er, »dass ich dem, was anderswo geschrieben wurde, viel hinzufügen kann.«
    Der Reporter beobachtete ihn mit seltsamer Eindringlichkeit. »Ich dachte, Sie könnten es. Eine ziemlich merkwürdige Geschichte ist uns soeben bekannt geworden. Wie es scheint, hat vor fast dreißig Jahren ein Ingenieur der Wissenschaftlichen Abteilung ein außergewöhnliches Gerät für Sie hergestellt. Wir fragen uns, ob Sie uns etwas darüber verraten können.«
    Einen Augenblick schwieg Stormgren, während sein Geist in die Vergangenheit zurückging. Er war nicht überrascht, dass das Geheimnis entdeckt worden war. Überraschend war nur, dass es so lange bewahrt werden konnte.
    Er erhob sich und ging über den Steg zum Ufer zurück. Der Reporter folgte ihm im Abstand von einigen Schritten.
    »An der Geschichte«, sagte Stormgren, »ist etwas Wahres. Bei meinem letzten Besuch in Karellens Schiff nahm ich ein Gerät mit, in der Hoffnung, den Verwalter zu sehen. Es war eine ziemlich törichte Unternehmung, aber ... nun ja, ich war damals erst sechzig.«
    Er kicherte leise und fuhr dann fort: »Sie haben den weiten Weg umsonst unternommen. Die Sache hat nicht funktioniert.«
    »Sie haben nichts gesehen?«
    »Nein, überhaupt nichts! Ich fürchte, Sie werden warten müssen – aber schließlich sind es ja nur noch zwanzig Jahre.«
    Noch zwanzig Jahre! Ja, Karellen hatte Recht gehabt. Bis dahin würde die Welt bereit sein, was sie nicht gewesen war, als er vor dreißig Jahren Duval die gleiche Lüge erzählt hatte.
    Karellen hatte ihm vertraut, und Stormgren hatte sein Vertrauen nicht enttäuscht. Er war felsenfest davon überzeugt, dass der Verwalter von Anfang an seinen Plan gekannt und jede Einzelheit vorausgesehen hatte.
    Warum sonst war der ungeheure Stuhl bereits leer gewesen, als der Lichtkreis darauf fiel? Im selben Augenblick, als Stormgren, in der Befürchtung, dass es schon zu spät war, den Strahl bewegte, hatte sich die metallene Tür im Hintergrund, die zweimal so hoch wie ein Mensch war, schnell

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