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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Weltraumfahrern sich für unsere Arbeit interessieren sollte. Gehen Sie nicht in die falsche Richtung?« Er lachte amüsiert. »Ich habe ohnehin nie verstanden, warum Sie es so eilig hatten, in den Weltraum zu kommen. Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis wir in den Ozeanen alles fein säuberlich aufgezeichnet und rubriziert haben.«
    Jan holte tief Luft. Er war froh, dass Sullivan das Thema von sich aus angeschnitten hatte, denn dadurch hatte der Professor es für ihn etwas leichter gemacht. Trotz der Scherze hatten der Ichthyologe und er vieles gemeinsam. Es dürfte nicht zu schwierig sein, eine Brücke zu bauen und sich Sullivans Anteilnahme und Hilfe zu sichern. Er war ein Mann mit Fantasie, andernfalls wäre er nie in die Unterwasserwelt eingedrungen. Trotzdem musste Jan vorsichtig sein, denn die Bitte, die er vorbringen wollte, war, gelinde gesagt, etwas unüblich.
    Aber ein Umstand beruhigte ihn. Selbst wenn Sullivan sich weigern sollte, gemeinsame Sache mit ihm zu machen, würde er zweifellos Jans Geheimnis wahren. Und hier in diesem stillen kleinen Büro auf dem Grund des Pazifiks schien keine Gefahr zu bestehen, dass die Overlords ihrer Unterhaltung lauschen konnten.
    »Professor Sullivan«, begann er, »wenn Sie an der Erforschung des Ozean interessiert wären, die Overlords Ihnen aber verbieten würden, sich ihm zu nähern – wie würden Sie darauf reagieren?«
    »Ich wäre zweifellos äußerst verärgert.«
    »Davon bin ich überzeugt. Und angenommen, Sie hätten eines Tages eine Möglichkeit, Ihr Ziel zu erreichen, ohne dass die Overlords davon erfahren – was würden Sie dann tun? Würden Sie die Gelegenheit ergreifen?«
    Sullivan zögerte keinen Augenblick. »Natürlich. Und ich würde später dafür eintreten.«
    Jetzt hatte er ihn in der Hand, dachte Jan. Jetzt konnte er nicht mehr zurück – sofern er keine Angst vor den Overlords hatte. Und Jan bezweifelte, dass Sullivan vor irgendetwas Angst hatte. Er beugte sich über den unaufgeräumten Tisch und schickte sich an, sein Anliegen vorzutragen.
    Doch Professor Sullivan war kein Dummkopf. Bevor Jan sprechen konnte, verzogen sich seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. »Darum geht es also!«, sagte er langsam. »Sehr, sehr interessant! Jetzt schießen Sie los und erklären Sie mir, wobei ich Ihnen helfen soll.«

12
    E in früheres Zeitalter hätte die Arbeiten von Professor Sullivan als teuren Luxus angesehen. Seine Arbeiten kosteten so viel wie ein kleiner Krieg. Tatsächlich ließ er sich mit einem General vergleichen, der einen ständigen Kampf gegen einen nie zurückweichenden Feind führte. Professor Sullivans Feind war das Meer, und es bekämpfte ihn mit den Waffen der Kälte, der Finsternis und vor allem des Drucks.
    Er wiederum trat seinem Gegner mit Klugheit und technischem Geschick entgegen. Er hatte viele Siege errungen, aber das Meer war geduldig. Es konnte warten. Sullivan wusste, dass er eines Tages einen Fehler machen würde. Er tröstete sich damit, dass er nie ertrinken konnte. Dazu würde es viel zu schnell gehen.
    Als Jan seine Bitte vortrug, weigerte er sich zunächst, sich sogleich in irgendeiner Weise festzulegen, aber er wusste, wie seine Antwort lauten würde. Hier bot sich die Gelegenheit zu einem höchst interessanten Experiment. Schade, dass er das Ergebnis nie erfahren würde, aber das kam in der Forschung häufig vor. Er selbst hatte schon Vorhaben in Angriff genommen, deren Durchführung Jahrzehnte erfordern würde.
    Professor Sullivan war ein mutiger und intelligenter Mann, aber wenn er auf seine Laufbahn zurückblickte, war er sich bewusst, dass sie ihm nicht den Ruhm gebracht hatte, der den Namen eines Gelehrten über Jahrhunderte unsterblich machte. Nun bot sich ihm eine völlig unerwartete und dadurch nur umso reizvollere Gelegenheit, wirklich in die Geschichtsbücher einzugehen. Diesen Ehrgeiz hätte er nie offen eingestanden – aber, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, er hätte Jan auch geholfen, selbst wenn seine Rolle bei diesem Unternehmen für immer ein Geheimnis bleiben würde.
    Jan waren inzwischen leise Zweifel gekommen. Der Schwung seiner ursprünglichen Entdeckung hatte ihn fast ohne Anstrengung bis an diesen Punkt geführt. Er hatte seine Nachforschungen angestellt, aber keine ernsthaften Schritte unternommen, seinen Traum zu verwirklichen. In wenigen Tagen jedoch musste er die Entscheidung treffen. Wenn Professor Sullivan sich zur Mitarbeit bereit erklärte, konnte Jan nicht

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