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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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geräumig genug. Er hatte eine Stellung erreicht, wo weder persönliche Besitztümer noch amtliche Zeremonien seinem Ansehen irgend etwas hinzufügen konnten.
    Die Nacht war warm, fast drückend, aber der Himmel war klar, und ein heller Mond hing tief im Südwesten. Zehn Kilometer entfernt glühten die Lichter von New York am Horizont wie eine Morgenröte, die gerade im Hervorbrechen gefroren war.
    Stormgren hob den Blick von der schlafenden Stadt und ließ ihn wieder zu den Höhen emporschweifen, die er als einziger von allen lebenden Menschen durchmessen hatte. Obwohl die Entfernung so groß war, konnte er den Rumpf von Karellens Schiff im Mondlicht blinken sehen. Er fragte sich, was der Oberkontrolleur jetzt wohl tun mochte, denn er glaubte nicht, daß die Overlords jemals schliefen.
    Hoch oben warf ein Meteor seinen schimmernden Speer über den Himmelsdom. Der leuchtende Schweif glühte eine Weile schwach. Dann verging er und ließ nur die Sterne zurück.
    Alles war höchst einfach: In hundert Jahren würde Karellen noch immer die Menschheit dem Ziel zuführen, das er allein sehen konnte, aber in vier Monaten würde ein anderer Mann Generalsekretär sein. Darüber war Stormgren an sich nicht traurig, aber es bedeutete, daß ihm wenig Zeit übrigblieb, wenn er je zu erfahren hoffte, was hinter dem verdunkelten Bildschirm war.
    Erst in den allerletzten Tagen hatte er sich einzugestehen gewagt, daß die Heimlichtuerei der Overlords auch ihn quälte. Bis vor kurzem hatte ihn sein Glaube an Karellen vor Zweifeln bewahrt, jetzt aber begannen, wie er etwas verärgert dachte, die Proteste der Freiheitsliga ihre Wirkung auf ihn auszuüben. Gewiß war das Gerede über die Versklavung des Menschen nichts als Propaganda. Wenige Menschen glaubten ernsthaft daran oder ersehnten wirklich eine Rückkehr zu den alten Tagen. Die Menschen hatten sich an Karellens unmerkliche Herrschaft gewöhnt, wollten aber voll Ungeduld wissen, wer sie regierte. Wie konnte man ihnen das zum Vorwurf machen?
    Obwohl die größte, war die Freiheitsliga nur eine der Organisationen, die sich gegen Karellen und folglich auch gegen die Menschen auflehnten, die mit den Overlords zusammenarbeiteten. Die Einwände und die Politik dieser Gruppen waren überaus verschieden: einige vertraten den religiösen Standpunkt, während andere nur einem Gefühl der Unterlegenheit Ausdruck gaben. Sie empfanden mit gutem Grund etwa das gleiche, was ein kultivierter Inder im neunzehnten Jahrhundert empfunden haben mochte, wenn er über den britischen Radscha nachdachte. Die Eindringlinge hatten der Erde Frieden und Wohlstand gebracht, aber wer konnte wissen, womit sie das bezahlen mußte? Der Verlauf der Geschichte war nicht ermutigend; selbst die friedlichsten Beziehungen zwischen Rassen sehr verschiedenen kulturellen Niveaus hatten oft zur Auslöschung der rückständigeren Gemeinschaft geführt. Nationen wie auch Einzelpersonen verloren leicht ihre Widerstandskraft, wenn Anforderungen an sie gestellt wurden, denen sie nicht gewachsen waren. Und die Zivilisation der Overlords, sosehr sie in Geheimnisse gehüllt sein mochte, war die größte Herausforderung, die der Mensch je erlebt hatte.
    Ein leises Knacken ertönte in dem Apparat im Nebenzimmer, als der von der Zentralen Nachrichtenstelle herausgegebene stündliche Bericht eintraf. Stormgren ging hinein und sah zerstreut die Blätter durch. Auf der andern Erdhälfte hatte die Freiheitsliga Veranlassung zu einer nicht sehr originellen Schlagzeile gegeben. »Wird der Mensch von Ungeheuern regiert?« fragte die Zeitung und zitierte dann: »Auf einer Versammlung in Madras sagte heute Dr. C. V. Krishnan, der Präsident der Ostabteilung der Freiheitsliga: ‚Die Erklärung für das Verhalten der Overlords ist ganz einfach. Ihre körperliche Erscheinung ist so fremd und so abstoßend, daß sie sich der Menschheit nicht zu zeigen wagen. Ich fordere den Oberkontrolleur auf, dies abzustreiten, wenn er es kann.«
    Stormgren warf das Blatt verächtlich auf den Boden. Selbst wenn diese Behauptung zuträfe, würde das wirklich etwas ausmachen? Dieser Gedanke war alt, hatte ihn aber nie beunruhigt. Er glaubte nicht, daß es irgendeine biologische Form gäbe, an die er, so fremdartig sie auch sein mochte, sich nicht mit der Zeit gewöhnen und die er vielleicht sogar schön finden könnte. Auf den Geist, nicht auf den Körper kam es an. Wenn er Karellen nur hiervon überzeugen könnte, würden die Overlords vielleicht ihre Politik

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