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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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weiter. »Rufen Sie Ihr Schiff«, forderte ich ihn auf.
    Mehrere Minuten später und nach einigem sehr wütenden
Gekreische warf Eser den Kommunikator weg. »Warum haben Sie mich nicht einfach getötet?«, fragte er. »Sie haben doch alle anderen getötet.«
    »Ihnen wurde mitgeteilt, dass alle Ihre Soldaten überleben würden, wenn Sie unverrichteter Dinge wieder von hier verschwinden.«
    »Von Ihrer Assistentin«, fauchte Eser.
    »Eigentlich ist sie gar nicht mehr meine Assistentin.«
    »Beantworten Sie meine Frage«, sagte Eser.
    »Lebend sind Sie für uns mehr wert als tot. Wir kennen jemanden, der sehr daran interessiert ist, dass Sie am Leben bleiben. Und wir haben Grund zur Annahme, dass es sehr nützlich für uns sein könnte, wenn wir Sie in lebendem Zustand an ihn ausliefern.«
    »General Gau«, sagte Eser.
    »Völlig richtig. Ich weiß zwar nicht, was Gau mit Ihnen im Sinn hat, aber nach einem Attentat und dem Versuch, das Konklave zu übernehmen, kann ich mir vorstellen, dass es nicht sehr angenehm sein wird.«
    »Vielleicht könnten wir …«, begann Eser.
    »Wir sollten nicht einmal so tun, als könnten wir ein Gespräch dieser Art führen. Nachdem Sie vorhatten, jeden Bewohner dieses Planeten umzubringen, können Sie nicht mit mir verhandeln, als wäre nichts gewesen.«
    »General Gau hat mit Ihnen verhandelt«, sagte Eser.
    »Netter Versuch«, sagte ich. »Der Unterschied ist aber, dass ich Ihnen nicht glauben würde, wenn sie sagen, dass Sie bereit gewesen wären, meine Kolonisten zu verschonen. Gau dagegen hat sich größte Mühe gegeben, mir zu versichern, dass es eine Möglichkeit gibt, sie zu verschonen. Das allein zählt. Jetzt wird Folgendes geschehen. Ich werde meiner Frau hier dieses
Übersetzungsgerät geben, und sie wird Ihnen sagen, was Sie tun sollen. Sie werden ihr genau zuhören, denn wenn Sie es nicht tun, wird sie Sie zwar nicht töten, aber anschließend werden Sie sich wahrscheinlich wünschen, sie hätte es getan. Haben Sie das verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, sagte Eser.
    »Gut«, sagte ich, stand auf und reichte Jane das Übersetzungsgerät. »Stopf ihn in den Lagerraum, den wir als Gefängnis benutzen.«
    »Wird sofort erledigt«, sagte Jane.
    »Haben wir immer noch die Skip-Drohne, die darauf vorbereitet ist, eine Nachricht an General Gau zu übermitteln?«
    »Die haben wir«, sagte Jane. »Ich schicke sie los, sobald ich Eser sicher verstaut habe. Was wollen wir der Kolonialen Union sagen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich vermute, wenn sie mehrere Tage lang keine Skip-Drohnen mehr von uns bekommt, wird den Leuten klar werden, dass irgendwas passiert sein muss. Und dann werden sie ziemlich sauer sein, wenn sie sehen, dass es uns immer noch gibt. Im Moment neige ich dazu, ihnen zu sagen, dass sie uns mal kreuzweise können.«
    »Das klingt nicht nach einem durchdachten Plan«, sagte Jane.
    »Ich weiß, aber mehr kann ich derzeit nicht bieten. Ansonsten würde ich sagen: Heiliger Strohsack! Wir haben es tatsächlich durchgezogen!«
    »Aber nur, weil unser Feind arrogant und inkompetent war«, sagte Jane.
    »Wir konnten es durchziehen, weil wir dich haben. Du hast alles geplant. Du hast die Sache durchgezogen. Du hast es hingekriegt. So ungern ich so etwas zu dir sage, aber dass du
eine voll funktionsfähige Soldatin der Spezialeinheit bist, hat den Ausschlag gegeben.«
    »Ich weiß«, sagte Jane. »Aber ich bin noch nicht bereit, darüber nachzudenken.«
    In der Ferne hörten wir jemanden weinen.
    »Das klingt nach Beata«, sagte Jane.
    Ich ließ sie mit Eser allein, damit sie sich um ihn kümmern konnte, und machte mich auf den Weg in die Richtung, aus der das Weinen kam. Ich fand Beata ein paar hundert Meter weiter, wo sie sich über jemanden beugte.
    Es war Kranjic. Zwei arrisianische Kugeln hatten ihn getroffen, eine am Schulterblatt, die andere in den Brustkorb. Unter ihm hatte sich eine Blutlache gesammelt.
    »Du bescheuerter Idiot«, sagte Beata, während sie Kranjics Hand hielt. »Für dich gab es nie etwas Wichtigeres, als einer guten Story hinterherzujagen.«
    Sie beugte sich über ihn, um ihm die Stirn zu küssen und seine Augen zu schließen.

15

    »Sie wissen, dass Sie nicht auf Roanoke bleiben können«, sagte General Gau.
    Ich lächelte und blickte mich im kleinen Konferenzraum in seinem Flaggschiff, der Sanfter Stern , um. »Warum, in aller Welt, nicht?«
    Gau hielt für einen Moment inne. Diese Redewendung war ihm neu. »Weil Sie überlebt haben«, sagte

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