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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hilft uns nicht weiter. Kommen Sie schon. Sie wissen doch, wie so etwas läuft. Auf der Erde haben Sie ja sogar schon in der Werbebranche gearbeitet, Mann!«
    Ich wehrte ihn gereizt ab. Kranjic blickte zur Seite auf Jane, aber ihr konnte er überhaupt keinen Kommentar entlocken. Ich hatte nichts davon mitbekommen, aber irgendwann musste er bei ihr eine Grenze überschritten haben, und ich vermutete, dass sie ihm daraufhin die Hölle heißgemacht hatte. Ich hätte
gerne gewusst, ob es eine Aufzeichnung von diesem Augenblick gab. »Komm mit, Beata«, sagte er. »Wir brauchen sowieso noch mehr Aufnahmen von Trujillo.« Sie schlenderten in Richtung der landenden Transporter davon und suchten nach zitierfähigeren Entscheidungsträgern der künftigen Kolonie.
    Kranjic ging mir auf den Geist. Diese ganze Tour ging mir auf den Geist. Es handelte sich vorgeblich um eine Erkundungstour für Jane, mich und ein paar ausgewählte Kolonisten, damit wir uns ein Bild vom geplanten Standort der Kolonie machen und mehr über den Planeten in Erfahrung bringen konnten. Doch in Wirklichkeit war es eine Presseveranstaltung, bei der wir alle die Stars waren. Es war reine Zeitverschwendung, uns alle zum Planeten zu schleifen, damit ein paar Fotos geschossen werden konnten, um uns anschließend wieder zurückzuschleifen. Kranjic war lediglich das ärgerlichste Beispiel für diese Denkweise, dass Schein wichtiger als Sein war.
    Ich drehte mich zu Jane um. »Ich werde ihn bestimmt nicht vermissen, wenn wir mit dem Aufbau der Kolonie beginnen.«
    »Du hast die Akten der Kolonisten nicht genau genug studiert«, sagte Jane. »Er und Beata gehören zum Kontingent von Umbria. Er bleibt hier. Er und Beata haben sogar geheiratet, weil die Umbrianer keine Singles als Kolonisten zugelassen haben.«
    »Weil Ehepaare besser auf das Leben in einer Kolonie vorbereitet sind?«, riet ich.
    »Wohl eher, weil Ehepaare im Konkurrenzkampf einen besseren Unterhaltungswert in der Spielshow hatten, die dort veranstaltet wurde«, sagte Jane.
    »Er hat bei der Show mitgemacht?«, fragte ich.

    »Er war der Moderator. Aber auch er musste sich an die Regeln halten. Es ist eine reine Zweckehe. Kranjic hatte noch nie eine Beziehung, die länger als ein Jahr gehalten hat, und Beata ist sowieso lesbisch.«
    »Es erschreckt mich, dass du so viel über sie weißt«, sagte ich.
    »Nicht umsonst war ich mal Geheimdienstoffizier«, sagte sie. »Das ist eine meiner leichtesten Übungen.«
    »Gibt es noch etwas, das ich über ihn wissen sollte?«
    »Er hat vor, das erste Jahr der Roanoke-Kolonie zu dokumentieren«, sagte Jane. »Er hat bereits den Vertrag für eine wöchentlich ausgestrahlte Sendung unterschrieben. Und einen Buchvertrag hat er auch schon.«
    »Reizend«, sagte ich. »Dann wissen wir jetzt wenigstens, wie er sich an Bord des Shuttles schleichen konnte.« Das erste Shuttle nach Roanoke war eigentlich nur für den Führungsstab der Kolonie und ein paar Vertreter des MfK gedacht gewesen, und es wäre fast zu einem Aufstand gekommen, als die Reporter an Bord der Serra erfuhren, dass keiner von ihnen diesen Ausflug mitmachen durfte. Kranjic hatte die Wogen geglättet, indem er angeboten hatte, das Material, das Beata aufnehmen würde, allen zur Verfügung zu stellen. Die übrigen Reporter sollten mit späteren Flügen kommen, um sich ins Bild setzen zu können, bevor sie Kranjics Aufnahmen zusammenschnitten. Vielleicht war es sogar besser für ihn, zu einem Roanoke-Kolonisten zu werden, denn nach dieser Aktion bestand die Gefahr, dass einige seiner wütenderen Kollegen ihn durch eine Luftschleuse ins All befördern wollten.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Jane. »Außerdem hat er recht. Dies ist wirklich der erste neue Planet, den du je besucht hast, wo niemand versucht, dich umzubringen.
Genieß es. Komm jetzt.« Sie lief über die weite Fläche aus einheimischen Gräsern los, auf der wir gelandet waren, auf eine Reihe von etwas zu, das wie Bäume, aber nicht ganz wie Bäume aussah. Andererseits sah auch das hiesige Gras nicht ganz wie Gras aus.
    Was auch immer es genau war, die Farbe dieses Nicht-Grases und dieser Nicht-Bäume war ein üppiges und umögliches Grün. Die sehr sauerstoffreiche Atmosphäre drückte feucht und schwer auf uns. Auf dieser Hemisphäre war es Spätwinter, aber in diesen Breiten und unter den vorherrschenden Windverhältnissen wurde eine angenehm warme Lufttemperatur zusammengerührt. Ich machte mir leichte Sorgen, wie es im

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