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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ich einfach nur Angst, sie zu verlassen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es allzu viel gibt, das dir Angst macht.«
    »Ich habe Angst vor anderen Dingen als du«, sagte Jane. »Du merkst es nicht, weil du manchmal kein sehr guter Beobachter bist.«
    »Danke«, sagte ich. Wir standen eine Weile Arm in Arm auf der Straße.
    »Wir können jederzeit zurückkommen«, sagte Jane schließlich.
    »Ja. Wenn du möchtest.«
    »Wir werden sehen.« Jane lehnte sich zurück, um mich auf die Wange zu küssen. Dann löste sie sich aus meinem Griff und ging die Straße entlang. Ich drehte mich zum Haus um.
    »Bleib bei mir«, sagte Jane.

    »Natürlich«, sagte ich. »Entschuldigung. Ich dachte, du wolltest allein sein.«
    »Nein«, sagte Jane. »Komm mit mir. Ich möchte dir meine Konstellationen zeigen. Dazu bleibt uns noch genug Zeit.«

2

    Die Junipero Serra skippte, und plötzlich hing eine grün-blaue Welt riesig vor dem Fenster des Beobachtungsdecks. Auf den Zuschauerrängen reagierten mehrere hundert geladene Gäste, Reporter und offizielle Vertreter des Ministeriums für Kolonisation mit Ooohs und Aaahs, als hätten sie noch nie einen Planeten von außerhalb gesehen.
    »Meine Damen und Herren«, sagte Karin Bell, die Ministerin für Kolonisation, »die neue Kolonialwelt Roanoke.«
    Applaus brandete im Saal auf und verebbte zum Raunen der Reporter, die hastig Notizen in ihre Recorder flüsterten. Während sie damit beschäftigt waren, entging den meisten das plötzliche Erscheinen der Bloomington und der Fairbanks , zweier KVA-Kreuzer, die diese Sternenpressekonferenz in mittlerer Entfernung eskortierten. Ihre Anwesenheit war für mich ein Hinweis, dass Roanoke vielleicht doch nicht so gut domestiziert war, wie die Koloniale Union behauptete. Jedenfalls wäre es gar nicht gut, wenn die Ministerin für Kolonisation – ganz zu schweigen von den erwähnten Reportern und geladenen Gästen – bei einem Überfall durch Aliens in Stücke geschossen wurden.
    Ich machte Jane mit einer Augenbewegung auf das Erscheinen der Kreuzer aufmerksam. Sie folgte meinem Blick und nickte kaum merklich. Keiner von uns sagte ein Wort. Wir hofften, diesen Pressezirkus überstehen zu können, ohne etwas sagen zu müssen. Wir wussten, dass wir beide nicht besonders gut im Umgang mit Presseleuten waren.

    »Ich möchte Ihnen jetzt ein paar Daten über Roanoke geben«, fuhr Bell fort. »Der Planet hat einen Äquatorialdurchmesser von etwas weniger als dreizehntausend Kilometern, was bedeutet, das er größer als die Erde oder Phoenix ist, aber nicht so groß wie Zhong Guo, der weiterhin den Titel des größten Kolonialplaneten der KU führen wird.« Das löste halbherzigen Jubel von einen paar Reportern aus, die von Zhong Guo stammten, gefolgt von allgemeinem Gelächter. »Aufgrund seiner Größe und Zusammensetzung ist die Schwerkraft hier zehn Prozent höher als auf Phoenix. Die meisten von Ihnen werden also das Gefühl haben, ein paar Kilo zugelegt zu haben, wenn Sie auf der Oberfläche stehen. Die Atmosphäre besteht aus der üblichen Stickstoff-Sauerstoff-Mischung, aber der Sauerstoffanteil ist mit knapp dreißig Prozent ungewöhnlich hoch. Auch das werden Sie spüren.«
    »Wem haben wir den Planeten abgenommen?«, fragte ein Reporter.
    »Dieser Punkt ist noch nicht an der Reihe«, sagte Bell, was mit Murren kommentiert wurde. Offenbar war Bell dafür bekannt, dass sie trockene Pressekonferenzen gab und keinen Millimeter von ihren Notizen abwich.
    Das Bild des Globus von Roanoke verschwand und wurde durch das eines Deltas ersetzt, in dem sich ein kleinerer Fluss mit einem wesentlich größeren vereinigte. »Das ist die Stelle, wo die Kolonie gegründet werden soll«, sagte Bell. »Den kleineren Fluss haben wir Ablemare genannt, der größere ist der Raleigh. Der Raleigh entwässert den gesamten Kontinent, ähnlich wie der Amazonas auf der Erde oder der Anasazi auf Phoenix. Ein paar hundert Kilometer nach Westen« – das Bild scrollte – »fängt das Virginiameer an. Es gibt also jede Menge Platz für die Kolonie.«

    »Warum liegt die Kolonie nicht an der Meeresküste?«, fragte jemand.
    »Weil es dafür keinen Grund gibt«, sagte Bell. »Wir leben nicht mehr im sechzehnten Jahrhundert. Unsere Schiffe durchqueren das All und nicht die Ozeane. Wir können eine Ansiedlung dort gründen, wo es für uns am sinnvollsten ist. Diese Stelle hier« – Bell ließ die Darstellung an den Ausgangspunkt zurückwandern – »liegt weit genug von

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