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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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bin.«
    »Sie sind eine Unruhestifterin«, sagte ich. »Das gehört zu den Einstellungsvoraussetzungen für den Posten des Ombudsmans.«
    »Ich dachte, ein Ombudsman soll für Ruhe und nicht für das Gegenteil sorgen«, warf Savitri ein.
    »Nun gut. Wenn Sie es unbedingt so kleinkariert sehen wollen, Fräulein Beckmesser.«
    »Welch seltsamer Name«, sagte Savitri und schaukelte auf dem Sessel vor und zurück. »Außerdem bin ich ja nur die assistierende Unruhestifterin.«
    »Jetzt nicht mehr. Ich habe Kulkarni gegenüber bereits die Empfehlung ausgeprochen, Sie zum neuen Ombudsman des Dorfes zu ernennen, und er war einverstanden.«
    Savitri hörte mit dem Geschaukel auf. »Sie haben tatsächlich sein Einverständnis bekommen?«
    »Nicht sofort«, räumte ich ein. »Aber ich war recht überzeugend. Mein stärkstes Argument war, dass Sie auf diese Weise genötigt wären, den Leuten zu helfen, statt ihnen auf die Nerven zu gehen.«
    »Rohit Kulkarni«, sagte Savitri. »Ein guter Mann.«
    »Er hat seine Momente«, schränkte ich ein. »Aber schließlich hat er sich überzeugen lassen. Jetzt müssen Sie nur noch ja sagen, dann gehört der Job Ihnen. Und der Sessel.«
    »Den Sessel will ich auf gar keinen Fall«, sagte Savitri.
    »Gut«, sagte ich. »Dann haben Sie eben nichts mehr, was Sie an mich erinnert.«
    »Auch den Job will ich nicht.«
    »Was?«, entfuhr es mir.
    »Ich sagte, dass ich auch den Job nicht haben will. Als ich
hörte, dass Sie uns verlassen, habe ich mich nach einem anderen Job umgesehen. Und ich habe einen gefunden.«
    »Was ist das für ein Job?«, fragte ich.
    »Es ist wieder eine Assistentenstelle.«
    »Aber Sie könnten als Ombudsman arbeiten.«
    »Oh ja, als Ombudsman in Neu-Goa!«, sagte Savitri verächtlich. Doch dann bemerkte sie meinen Blick – schließlich war es mein Job gewesen. »Nichts für ungut. Sie haben diesen Job angenommen, nachdem Sie das halbe Universum gesehen haben. Ich dagegen habe mein ganzes Leben in nur einem einzigen Dorf verbracht. Ich bin dreißig Jahre alt. Es wird Zeit, dass ich ein wenig herumkomme.«
    »Sie haben einen Job in Missouri City gefunden«, tippte ich auf die Bezirkshauptstadt.
    »Nein«, sagte Savitri.
    »Jetzt bin ich verwirrt.«
    »Das ist nichts Neues«, sagte Savitri und fuhr fort, bevor ich darauf eingehen konnte. »Für meinen neuen Job verlasse ich den Planeten. Ich werde auf einer neuen Kolonialwelt namens Roanoke arbeiten. Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört.«
    »Aha, jetzt bin ich wirklich verwirrt.«
    »Wie es scheint, wird diese neue Kolonie von einem zweiköpfigen Team geleitet«, erklärte Savitri. »Ich habe eine der beiden Personen gefragt, ob ich den Job haben kann, und sie hat ja gesagt.«
    »Sie sind jetzt Janes Assistentin?«
    »Eigentlich bin ich die Assistentin des Leiters der Kolonie«, sagte Savitri. »Und da dieser Posten mit zwei Personen besetzt ist, bin ich auch Ihre Assistentin. Aber ich werde Ihnen auch in Zukunft keinen Tee kochen.«

    »Huckleberry gehört nicht zu den Welten, denen man erlaubt hat, Kolonisten nach Roanoke zu schicken.«
    »Das stimmt. Aber als Leiter der Kolonie dürfen Sie für Ihren unmittelbaren Mitarbeiterstab jeden einstellen, den Sie einstellen möchten. Jane kennt mich und vertraut mir, und sie weiß, dass Sie und ich gut zusammenarbeiten. Es war einfach die vernünftigste Lösung.«
    »Wann hat Jane Sie eingestellt?«
    »Am Tag, als Sie Ihre Entscheidung verkündeten«, sagte Savitri. »Sie kam, während Sie zum Mittagessen waren. Wir haben über die Sache geredet, und sie hat mir den Job angeboten.«
    »Und niemand hat es für nötig gehalten, mir auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten.«
    »Sie wollte es tun«, sagte Savitri. »Aber ich habe sie gebeten, es sein zu lassen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie und ich dann niemals dieses wunderbare Gespräch hätten führen können!« Savitri lachte und drehte sich in meinem Sessel.
    »Verschwinden Sie sofort aus meinem Sessel!«, sagte ich.

    Ich stand im kahlen Wohnzimmer meines eingepackten und verstauten Heims und blickte mich mit verschwommenem Blick um, als Hickory und Dickory an mich herantraten.
    »Wir würden gerne mit Ihnen sprechen, Major Perry«, sagte Hickory zu mir.
    »Ja, natürlich«, sagte ich überrascht. In den sieben Jahren, die Hickory und Dickory bei uns lebten, hatten wir uns des Öfteren unterhalten, aber noch nie zuvor hatten die beiden das
Gespräch eröffnet. Bestenfalls hatten sie stumm gewartet, bis sie

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