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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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der Küste entfernt, um vor den Zyklonen sicher zu sein, die häufig die Mündung des Raleigh heimsuchen. Und sie weist noch andere günstige geologische und meteorologische Bedingungen auf. Außerdem ist die Biochemie des Lebens auf diesem Planeten nicht mit unserer kompatibel. Die Kolonisten können nichts essen, was von hier stammt. Fischerei wird es nicht geben. Also ist es sinnvoller, die Ansiedlung auf einer Schwemmlandebene zu gründen, wo genügend Platz ist, eigene Nahrungsmittel anzubauen.«
    »Können wir jetzt darüber reden, wem wir diesen Planeten abgenommen haben?«, fragte der erste Reporter.
    »Dieser Punkt ist noch nicht an der Reihe«, wiederholte Bell.
    »Aber all die anderen Dinge wissen wir doch längst«, sagte jemand anderer. »Es steht alles in den Presseinformationen. Unsere Zuschauer interessiert es sehr, wem wir den Planeten abgenommen haben.«
    »Wir haben ihn niemandem abgenommen.« Bell war offensichtlich verärgert, dass man sie vom vorgegebenen Kurs abbringen wollte. »Wir haben ihn bekommen.«
    »Von wem?«, bohrte der erste Reporter weiter.
    »Von den Obin.« Damit löste Bell Unruhe im Publikum aus. »Und ich werde liebend gern mehr darüber erzählen, aber später.
Jetzt möchte ich …« Die Darstellung des Flussdeltas wich pelzigen, baumähnlichen Gestalten, bei denen es sich weder um Pflanzen noch um Tiere handelte, die aber die dominierende Lebensform auf Roanoke darstellten. Die meisten Reporter hörten Bell gar nicht mehr zu, sondern flüsterten Kommentare über die Verbindung zu den Obin in ihre Rekorder.

    »Die Obin nannten den Planeten Garsinhir«, hatte General Rybicki ein paar Tage zuvor zu Jane und mir gesagt, als wir mit seinem Dienstshuttle vom Transportraumschiff zur Phoenix-Station geflogen waren, wo unsere offizielle Einführung stattfinden sollte und man uns mit ein paar Kolonisten bekannt machen wollte, die uns bei unserer Arbeit assistieren würden. »Das Wort bedeutet siebzehnter Planet . Es war die siebzehnte Welt, die sie kolonisiert haben. Die Obin sind keine besonders fantasievolle Spezies.«
    »Es sieht ihnen gar nicht ähnlich, einen Planeten einfach so aufzugeben«, sagte Jane.
    »Das haben sie auch nicht getan«, sagte Rybicki. »Wir haben einen Handel mit ihnen abgeschlossen. Wir haben ihnen einen kleinen Planeten überlassen, den wir vor etwa einem Jahr den Gelta abgenommen haben. Die Obin konnten ohnehin nicht allzu viel mit Garsinhir anfangen. Es ist ein Planet der Klasse sechs. Die Biochemie des einheimischen Lebens ist der der Obin recht ähnlich, was zur Folge hatte, dass die Obin immer wieder Virusepidemien zum Opfer fielen. Wir Menschen hingegen sind mit dem einheimischen Leben biochemisch inkompatibel. Also können uns die dort existierenden Viren und Bakterien und sonstigen Dinge nichts anhaben. Der Gelta-Planet, den die Obin übernommen haben, ist zwar nicht
so nett, aber dort ist es für sie erträglicher. Das Ganze war ein fairer Handel. Hatten Sie schon die Gelegenheit, sich die Daten über die Kolonisten anzusehen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Irgendwelche Kommentare?«, fragte Rybicki.
    »Ja«, sagte Jane. »Die Auswahlkriterien sind völlig schwachsinnig.«
    Rybicki sah Jane lächelnd an. »Eines Tages werden Sie höfliche, diplomatische Umgangsformen lernen, und dann weiß ich gar nicht mehr, wie ich mit Ihnen umgehen soll.«
    Jane nahm ihren PDA und rief die Informationen über das Auswahlverfahren auf. »Die Kolonisten von Elysium wurden durch eine Lotterie ausgelost.«
    »Eine Lotterie, an der sie teilnehmen konnten, nachdem sie bewiesen hatten, dass sie den Strapazen einer Koloniegründung gewachsen sind«, erklärte Rybicki.
    »Die Kolonisten von Kyoto sind ausnahmslos Mitglieder einer religiösen Sekte, die jegliche Technik ablehnt«, sagte Jane. »Wie wollen sie es überhaupt mit ihrem Glauben vereinbaren, dass sie an Bord von Kolonialraumschiffen gehen müssen?«
    »Es sind Koloniale Mennoniten«, sagte Rybicki. »Sie sind weder Spinner noch Extremisten. Sie verfolgen lediglich das Ideal der Einfachheit. Das ist keine schlechte Einstellung, wenn man eine neue Kolonie gründet.«
    »Die Kolonisten von Umbria wurden während einer Spielshow ausgewählt«, sagte Jane.
    »Und alle, die verloren haben, konnten das Spiel als Trostpreis mit nach Hause nehmen«, fügte ich hinzu.
    Rybicki ging nicht auf meine Bemerkung ein. »Ja«, sagte er zu Jane. »Eine Spielshow, bei der die Kandidaten in verschiedenen Prüfungen ihre Ausdauer und

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