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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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möchte, dass Sie Erfolg haben. Ich will, dass diese Kolonie überlebt. Das Letzte, woran ich interessiert bin, wäre eine Unterminierung Ihrer Autorität und der Ihrer Frau. Dadurch würde ich das Leben jedes einzelnen Kolonisten in große Gefahr bringen. Ich bin nicht Ihr Feind. Ich möchte Ihnen im Kampf gegen die Leute helfen, die wirklich Ihre Feinde sind.«
    »Sie sagen also, dass das Ministerium für Kolonisation bereit wäre, zweieinhalbtausend Menschen in Gefahr zu bringen, um Ihnen eins auszuwischen.«
    »Nein. Es geht nicht um mich. Aber vielleicht will man nicht, dass sich etwas an der bisherigen Kolonisationspraxis ändert. Um zu verhindern, dass die einzelnen Kolonien zu viel Einfluss innerhalb der KU gewinnen. Für ein solches Ziel sind zweitausendfünfhundert Opfer nicht zu viel. Wenn Sie etwas über Kolonisation wissen, ist Ihnen auch bekannt, dass zweitausendfünfhundert Personen die übliche Größe für eine Neugründung sind. Wir verlieren immer wieder neu gegründete Kolonien, wir rechnen damit, diesen Preis bezahlen zu müssen. Wir haben uns daran gewöhnt . Es sind gar nicht zweitausendfünfhundert Menschen, es ist nur eine neue Kolonie.
Und an diesem Punkt wird die Sache interessant. Eine verlorene neue Kolonie liegt innerhalb der Toleranzgrenze, die das MfK für ihre Kolonisationsprojekte festgelegt hat. Aber diese Kolonisten stammen von zehn verschiedenen Welten der KU, die allesamt zum ersten Mal eine eigene Kolonie gründen. Jede dieser zehn Welten wird einen Fehlschlag deutlich zu spüren bekommen. Es wird ein schwerer Schlag für ihre Nationalseele sein. Dann kann das MfK mit dem Finger auf sie zeigen und sagen: Das ist genau der Grund, warum wir nicht möchten, dass ihr eigene Kolonien gründet. Weil wir euch beschützen wollen. Dieses Argument werden sie den Kolonien auf dem Silbertablett präsentieren, und alle werden den Happen schlucken, und am Ende herrscht wieder der Status quo.«
    »Eine interessante Theorie«, sagte ich.
    »Perry, Sie waren zehn Jahre lang bei der Kolonialen Verteidigungsarmee. Sie kennen die Ergebnisse der KU-Politik. Können Sie vor dem Hintergrund dieser Erfahrung ehrlich behaupten, dass das Szenario, das ich Ihnen veranschaulicht habe, völlig außerhalb des Möglichen liegt?«
    Ich schwieg.
    Trujillo grinste verbittert. »Denken Sie darüber nach, Perry. Denken Sie daran, wenn Sie und Ihre Frau uns bei der nächsten Beraterkonferenz die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich bin davon überzeugt, dass Sie das tun werden, was Ihrer Ansicht nach das Beste für die Kolonie ist.« Er blickte über meine Schulter hinweg auf etwas, das hinter mir war. »Ich glaube, unsere Töchter haben sich kennengelernt.«
    Als ich mich umdrehte, sah ich, wie sich Zoë angeregt mit einem der Mädchen unterhielt, die mir zuvor aufgefallen waren. Es war das Mädchen, das Zoë zugewinkt hatte. »So sieht es aus.«

    »Sie scheinen sich gut zu verstehen«, sagte Trujillo. »Ich glaube, dort beginnt gerade unsere Roanoke-Kolonie. Vielleicht können wir ihrem Beispiel folgen.«

    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich mit der Vorstellung eines selbstlos handelnden Manfred Trujillo anfreunden kann.« Jane hatte sich im Bett aufgesetzt. Am Fußende lag Babar und klopfte zufrieden mit den Schwanz auf die Decke.
    »Damit wären wir schon zwei.« Ich saß auf einem Stuhl neben dem Bett. »Das Problem ist allerdings, dass ich nicht alles als Unsinn abtun kann, was er sagt.«
    »Warum nicht?« Jane wollte nach der Wasserkaraffe greifen, die neben ihr auf dem Nachttisch stand, aber sie kam nicht richtig heran. Ich nahm die Karaffe und das Glas und goss ein.
    »Du erinnerst dich, was Hickory über Roanoke gesagt hat?« Ich reichte ihr das Glas.
    »Danke«, sagte sie und kippte den gesamten Inhalt des Glases in nur fünf Sekunden hinunter.
    »Mann!«, sagte ich. »Geht es dir jetzt wirklich besser?«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich habe einfach nur Durst.« Sie gab mir das Glas zurück, und ich goss es noch einmal voll. Danach trank sie mit etwas bescheideneren Schlucken. »Roanoke?«, hakte sie nach.
    »Hickory sagte, dass Roanoke in Wirklichkeit immer noch den Obin gehört«, erklärte ich. »Wenn das Ministerium für Kolonisation tatsächlich glaubt, dass diese Kolonie scheitern wird, ergibt diese Merkwürdigkeit plötzlich durchaus Sinn.«
    »Warum sollte man einen Planeten erwerben, und sei es nur durch ein Tauschgeschäft, wenn man weiß, dass die Kolonisten ihn sowieso

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