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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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nicht halten können?«

    »Genau«, bestätigte ich. »Und da ist noch etwas. Ich war heute an der Frachtschleuse und bin mit dem Lademeister die Frachtliste durchgegangen. Dabei erwähnte er, dass wir sehr viel überflüssige Ausrüstung an Bord nehmen.«
    »Das könnte etwas mit den Mennoniten zu tun haben«, sagte Jane und nippte erneut am Wasserglas.
    »Das habe ich auch zu ihm gesagt. Aber nach dem Gespräch mit Trujillo habe ich mir noch einmal die Frachtliste angesehen. Der Lademeister hatte recht. Es sind viel mehr überflüssige Dinge aufgeführt, als die Mennoniten jemals brauchen werden.«
    »Also haben wir zu wenig Ausrüstung dabei?«
    »Das ist der entscheidende Punkt. Wir haben eher zu viel als zu wenig Ausrüstung. Wir haben sehr viele überflüssige Dinge dabei, aber sie sind kein Ersatz für modernere Ausrüstungsgegenstände. Wir haben sie zusätzlich dabei.«
    Jane dachte darüber nach. »Was glaubst du, was das bedeutet?«
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt irgendetwas bedeutet. Bei Versorgungslieferungen kommt es immer wieder zu Fehlern. Ich weiß, wie wir während meiner Zeit bei der KVA einmal Socken statt Medikamente geliefert bekamen. Vielleicht handelt es sich hier um eine ähnliche Panne, nur in einer ganz anderen Größenordnung.«
    »Wir sollten General Rybicki danach fragen.«
    »Er ist nicht mehr in der Station«, sagte ich. »Er ist heute Vormittag abgeflogen, ausgerechnet nach Coral. Sein Büro hat mir mitgeteilt, dass er sich dort um die Überprüfung eines neuen planetaren Verteidigungssystems kümmern wird. Er wird frühestens in einer Standardwoche zurück sein. Also habe ich seine Mitarbeiter gebeten, einen Blick auf die Inventarliste
der Kolonie zu werfen. Aber für sie hat meine Bitte keine hohe Priorität – für die Sicherheit der Kolonie stellt es kein offensichtliches Problem dar. Sie haben noch jede Menge anderer Arbeit, bevor wir aufbrechen. Aber vielleicht haben wir etwas Entscheidendes übersehen.«
    »Wenn wir etwas übersehen haben, bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um das zu klären«, sagte Jane.
    »Ich weiß. So sehr ich Trujillo gerne als typisches selbstherrliches Arschloch abstempeln möchte, wir sollten trotzdem mit der Theorie arbeiten, dass ihm tatsächlich nur das Wohlergehen der Kolonie am Herzen liegt. Alles in allem eine ziemlich blöde Situation.«
    »Es besteht auch die Möglichkeit, dass er ein selbstherrliches Arschloch ist und ihm das Wohlergehen der Kolonie am Herzen liegt.«
    »Du siehst es immer von der positiven Seite.«
    »Zeig Savitri die Frachtliste und sag ihr, dass Sie auf Dinge achten soll, die wir übersehen haben könnten«, schlug Jane vor. »In meinem Auftrag hat sie sehr viel über Kolonieneugründungen in der letzten Zeit recherchiert. Wenn etwas nicht stimmt, wird es ihr auffallen.«
    »Du deckst sie ziemlich mit Arbeit ein«, sagte ich.
    Jane zuckte die Achseln. »Bei dir war Savitri immer unterbeschäftigt. Deshalb habe ich sie angeheuert. Sie kann viel mehr, als du ihr jemals zu tun gegeben hast. Obwohl das nicht ausschließlich deine Schuld ist. Das Schlimmste, womit du dich auseinandersetzen musstest, waren die bescheuerten Chengelpet-Brüder.«
    »Das sagst du nur, weil du dich nie hast mit ihnen auseinandersetzen müssen«, gab ich zurück. »Du hättest es probieren sollen, nur ein einziges Mal.«

    »Wenn ich mit ihnen zu tun gehabt hätte, hätte ich es nur ein einziges Mal tun müssen.«
    »Wie war dein heutiges Gespräch mit General Szilard?« Ich wollte das Thema wechseln, bevor meine Kompetenz weiter infrage gestellt werden konnte.
    »Gut«, antwortete Jane. »Übrigens hat er in einigen Punkten dasselbe gesagt wie Trujillo.«
    »Dass das MfK das Scheitern der Kolonie möchte?«
    »Das nicht. Aber dass hier sehr viele politische Machenschaften im Spiel sind, von denen wir beide nichts wissen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Er ist nicht ins Detail gegangen. Er sagte, das wäre nicht nötig, weil er auf unsere Fähigkeit vertraut, Dinge in Ordnung zu bringen. Er hat mich gefragt, ob ich meinen Körper wiederhaben will, den ich bei der Spezialeinheit hatte, nur für alle Fälle.«
    »Typisch General Szilard«, sagte ich. »Der alte Witzbold.«
    »Es hat es nicht unbedingt witzig gemeint«, entgegnete Jane und hob beschwichtigend die Hand, als ich sie verdutzt ansah. »Nicht dass er mir meinen alten Körper wiedergeben könnte. Er meinte nur, es wäre ihm lieber, wenn ich das Kolonisationsprojekt nicht mit einem

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