Die letzte Kolonie
sind.«
»Ist das Ihre Art, subtil anzudeuten, dass die Kolonisten es nicht eilig haben werden, ihre alten Nationalitäten aufzugeben und zu frischgebackenen Roanokern zu werden?«
»Ich habe nur eine Feststellung getroffen. Und ich bin mir sicher, dass wir alle mit der Zeit zu … Roanokern werden.« Trujillo sprach das Wort aus, als wäre es etwas Stachliges, von
dem man verlangte, dass er es schluckte. »Aber es wird einige Zeit dauern. Möglicherweise viel mehr Zeit, als Sie jetzt erwarten. Schließlich machen wir hier etwas ganz anderes. Wir gründen nicht nur eine neue Kolonie aus den alteingesessenen Kolonien, sondern versuchen, zehn unterschiedliche Kulturen zu einer neuen zusammenzurühren. Um ganz offen zu reden, ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich das Ministerium für Kolonisation an meinen ursprünglichen Vorschlag hätte halten sollen, nur Siedler von einer Kolonialwelt zuzulassen.«
»Das scheint für Sie das Problem mit der Bürokratie zu sein«, sagte ich. »Ständig versaut sie einem die wunderbaren Pläne.«
»In gewisser Weise ja«, räumte Trujillo ein und machte eine vage Geste, mit der er die polyglotten Siedler und vielleicht auch mich einschließen wollte. »Wir beide wissen, dass es hier auch um meine langjährige Fehde mit Ministerin Bell geht. Sie war von Anfang an gegen Roanoke, aber der Druck von den Kolonien war viel zu groß, um die Sache verhindern zu können. Doch niemand konnte sie daran hindern, das Vorhaben durch Einschränkungen so unpraktisch wie möglich zu gestalten. Einschließlich der Entscheidung, die Leitung der Kolonie zwei gutmeinenden Neulingen anzuvertrauen, die keine Ahnung haben, welche Fallstricke und Tretminen uns erwarten, und die wunderbare Sündenböcke abgeben werden, wenn die Kolonie scheitert.«
»Wir sind die Sündenböcke?«, fragte ich nach.
»Ich will damit sagen, dass Sie und Ihre Frau intelligent, kompetent und politisch entbehrlich sind. Wenn die Kolonie aufgegeben werden muss, wird man Ihnen und nicht Bell die Schuld geben.«
»Obwohl sie uns ernannt hat?«
»Hat sie das?«, sagte Trujillo. »Wie ich hörte, wurden Sie von General Rybicki vorgeschlagen. Er ist weit genug von der politischen Gefahrenzone entfernt, weil er zur KVA gehört und man nicht von ihm erwartet, politische Rücksichten zu nehmen. Aber wenn die Scheiße kommt, Perry, wird sie von oben nach unten fließen – genau in Richtung von Ihnen und Ihrer Frau.«
»Sie scheinen sich sehr sicher zu sein, dass die Kolonie scheitert«, sagte ich. »Und trotzdem sind Sie dabei.«
»Ich bin mir sicher, dass die Kolonie scheitern könnte «, sagte Trujillo. »Und ich bin mir sicher, dass es Leute gibt – unter anderem Ministerin Bell -, die sich insgeheim über einen Fehlschlag freuen würden, weil sie sich auf diese Weise an ihren politischen Feinden rächen und ihre eigene Inkompetenz vertuschen können. Auf jeden Fall haben Sie alle Weichen gestellt, die zu einem Scheitern führen werden. Was die Kolonie retten könnte, sind Menschen mit dem nötigen Willen und der nötigen Erfahrung , um ihr Überleben zu gewährleisten.«
»Zum Beispiel jemand wie Sie.«
Trujillo kam mir einen Schritt näher. »Perry, ich verstehe, wie leicht es für Sie ist zu glauben, hier würde es nur um mein Ego gehen. Aber ich möchte, dass Sie sich für einen Moment etwas anderes durch den Kopf gehen lassen. An Bord dieses Schiffs befinden sich zweitausendfünfhundert Menschen, weil ich vor sechs Jahren im Parlament der KU aufgestanden bin und unser Recht auf Kolonisation eingefordert habe. Ich bin dafür verantwortlich, dass all diese Menschen hier sind, und weil ich nicht die Macht hatte, Bell und ihre Spießgesellen aufzuhalten, die diese Kolonie zum Untergang verdammen wollen, trage ich die Schuld daran, dass diese Menschen in Gefahr geraten sind. Ich habe heute Vormittag nicht vorgeschlagen,
dass wir Ihnen bei der Verwaltung der Kolonie helfen, weil ich unbedingt die Führung übernehmen will. Ich habe es vorgeschlagen, weil Sie alle Hilfe benötigen werden, die Sie bekommen können, wenn man bedenkt, was das MfK Ihnen vorgesetzt hat. Und die Leute, die heute früh bei der Konferenz dabei waren, sind seit Jahren mit der Problematik vertraut. Wenn wir Ihnen nicht helfen, wird die Kolonie scheitern, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.«
»Ich bewundere Sie für Ihr Selbstvertrauen in Ihre Führungsqualitäten«, sagte ich.
»Sie hören mir nicht zu! Verdammt noch mal, Perry, ich
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