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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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bisher einzige Sanitärinstallation des Dorfes. In der Nordwestecke führte ein Rohr Wasser zu einer Filterzisterne, die zum Trinken und Kochen geeignetes Nass spendete. Auf die gleiche Weise wurden zwei Duschkabinen gespeist. Auf die Einhaltung des einminütigen Zeitlimits für Einzelpersonen (und drei Minuten für Familien) wurde streng von allen anderen geachtet, die in der Schlange warten mussten. In der Südwestecke schließlich stand der septische Tank – ein kleiner, nicht der, den Ferro mir gezeigt hatte -, in den alle Kolonisten ihre Nachttöpfe entleerten. Während des
Tages benutzten viele die Toilettenhäuschen, die rund um den Tank aufgestellt worden waren. Auch vor diesen gab es fast immer eine Schlange.
    Ich ging zum Tank hinüber und kippte den Inhalt des Eimers in einen Abfallschlucker. Dabei hielt ich den Atem an, denn die Anlage verbreitete keinen Rosenduft. Unsere Abfälle wurden hier zu Dünger verarbeitet, der gesammelt und gelagert wurde. Übrig blieb außerdem sauberes Wasser, von dem das meiste in den Bach geleitet wurde. Es hatte einige Diskussionen gegeben, ob das geklärte Wasser wieder in die Versorgung des Dorfes eingespeist werden sollte, aber die allgemeine Ansicht lautete, dass die Kolonisten bereits genügend Stress ausgesetzt waren und man nicht von ihnen verlangen sollte, ihre eigene Pisse zum Trinken oder Waschen zu benutzen, auch wenn es letztendlich sauberes Wasser war. Gegen diese Argumente gab es nichts einzuwenden. Trotzdem wurde eine kleine Menge des gereinigten Wassers zurückgehalten, um damit die Nachttöpfe auszuspülen. So ist das Leben in der großen Stadt.
    Savitri zeigte mit dem Daumen in Richtung Westrand der Siedlung. »Haben Sie vor, in nächster Zeit zu duschen?«, fragte sie. »Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, aber wenn Sie nur noch wie Achselschweiß riechen, wäre das schon ein gewisser Fortschritt.«
    »Wie lange wollen Sie diese Nummer noch durchziehen?«
    »Bis zum Tag, an dem meine Wohnung mit sanitären Anlagen ausgestattet ist. Was natürlich voraussetzen würde, dass ich irgendwann eine Wohnung habe, die sich damit ausstatten lässt.«
    »Davon dürfte ganz Roanoke träumen«, sagte ich.
    »Leider wird das alles erst anfangen, wenn wir all diese Kolonisten von dieser Zeltstadt auf ihre Grundstücke umgesiedelt haben«, sagte Savitri.

    »Sie sind nicht die erste Person, die mir gegenüber diesen Punkt erwähnt.« Ich wollte eigentlich noch mehr sagen, wurde aber von Zoë unterbrochen, die unseren Weg kreuzte.
    »Da bist du ja«, sagte sie und streckte mir eine Hand entgegen, in der sich etwas befand. »Schau mal, ich habe ein Haustier gefunden.«
    Ich betrachtete das, was sich in ihrer Hand war. Es erwiderte meinen Blick. Es sah aus wie eine kleine Ratte, die durch ein zu enges Abflussrohr gezwängt worden war. Ihr auffälligstes Merkmal waren die vier ovalen Augen, zwei auf jeder Seite des Kopfes, und die Tatsache, das sie – genauso wie jedes andere größere Tier, das wir bisher auf Roanoke gesehen hatte – opponierbare Daumen an den dreifingrigen Händen hatte. Das Tier benutzte sie, um damit auf Zoës Hand das Gleichgewicht zu halten.
    »Ist er nicht süß?«, sagte Zoë. Das Wesen gab einen Laut von sich, als würde es rülpsen, was Zoë als Zeichen verstand, es mit einem Keks zu füttern, den sie aus einer Tasche hervorzog. Es griff mit einer Hand nach dem Keks und begann zu mampfen.
    »Wenn du es sagst«, erwiderte ich. »Wo hast du ihn gefunden?«
    »Es gibt eine ganze Menge davon in der Nähe der Kantine«, sagte Zoë und zeigte es Babar. Der Hund beschnupperte das Wesen, das mit einem Zischen reagierte. »Sie haben uns beim Essen beobachtet.« In diesem Moment erinnerte ich mich, dass ich die Tiere schon während der ganzen vergangenen Woche gesehen hatte. »Ich glaube, sie hatten Hunger«, fuhr Zoë fort. »Gretchen und ich sind zu ihnen gegangen, um sie zu füttern, aber dann sind alle weggelaufen. Bis auf diesen Burschen. Er kam direkt auf mich zu und hat einen Keks aus meiner Hand gefressen. Ich glaube, ich möchte ihn behalten.«

    »Mir wäre es lieber, wenn du das nicht tätest«, sagte ich. »Du weißt nicht, wo er überall gewesen ist.«
    »Doch, weiß ich«, sagte Zoë. »Er war in der Nähe der Kantine.«
    »Du verstehst nicht, worauf ich hinauswill«, sagte ich.
    »Ich habe dich durchaus verstanden, neunzigjähriger Vater«, sagte Zoë. »Aber du siehst das zu verbissen. Wenn er die Absicht gehabt hätte, mir Gift zu

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