Die letzte Kolonie
die Achseln. »Niemand hat sie aus der Nähe gesehen, und während des Tages treibt sich nichts am Lagerrand herum. Unter normalen Umständen würden wir Infrarotkameras auf den Containern installieren, aber hier geht das nicht.« Jane musste mir den Grund nicht erklären. Mit den Überwachungskameras verhielt es sich genauso wie mit fast allen technischen Geräten, die uns zur Verfügung standen: Sie kommunizierten drahtlos, und das war ein Sicherheitsrisiko. »Und was immer es ist, die Viecher schaffen es, nicht von den Nachtwächtern bemerkt zu werden. Aber die Nachtwache ist auch nicht mit Nachtsichtgeräten ausgestattet.«
»Auf jeden Fall scheinst du die Viecher für gefährlich zu halten.«
Jane nickte. »Ich kenne keine Pflanzenfresser, die eine solche Initiative entwickeln würden, um ins Lager zu gelangen. Diese Viecher sehen und wittern uns und wollen zu uns rein, um uns aus der Nähe zu begutachten. Wir müssen herausfinden, was es für Viecher sind und wie viele es davon gibt.«
»Wenn es Raubtiere sind, ist ihre Zahl begrenzt«, sagte ich. »Zu viele Raubtiere würden die Beutetiere ausrotten.«
»Richtig«, sagte Jane. »Aber damit wissen wir immer noch nicht, wie viele es sind oder ob sie uns gefährlich werden können. Wir wissen nur, dass sie nachts hier herumschleichen, dass sie groß genug sind, um fast bis auf die Container springen zu können, und dass sie schlau genug sind, um zu versuchen, sich unter den Containern hindurchzugraben. Wir können unsere Siedler nicht auslagern, bevor wir nicht wissen, welche Gefahr uns von ihnen droht.«
»Unsere Leute sind bewaffnet«, sagte ich. Unsere Ausrüstung enthielt einen Vorrat an altertümlichen, einfachen Gewehren, die mit nicht-nanobotischer Munition funktionierten.
»Richtig«, sagte Jane. »Aber die meisten unserer Leute haben keine Ahnung, wie man damit umgeht. Sie würden sich eher gegenseitig erschießen, bevor sie irgendetwas anderes treffen. Außerdem schweben nicht nur Menschen in Gefahr. Viel größere Sorgen mache ich mir um unseren Viehbestand. Wir können es uns nicht leisten, eine größere Anzahl von Tieren an Fleischfresser zu verlieren. Nicht zu diesem frühen Zeitpunkt.«
Ich blickte zum Waldrand hinüber. Auf halber Strecke brachte ein Mennonit einer Gruppe anderer Kolonisten bei, wie man mit einem altertümlichen Traktor umging. Ein Stück weiter sammelten mehrere Kolonisten Bodenproben, um zu bestimmen, ob das Erdreich mit unseren Nutzpflanzen kompatibel war. »Wir werden uns nicht gerade beliebt machen, wenn wir die Ausgangssperre verschärfen«, sagte ich zu Jane. »Die Leute beklagen sich schon jetzt, dass sie im Dorf eingepfercht sind.«
»Es wird nicht lange dauern, die Übeltäter zu finden«, sagte Jane. »Hickory, Dickory und ich werden die heutige Nachtwache übernehmen. Wir wollen uns auf den Containern postieren. Ihre Augen nehmen auch einen Teil des Infrarotspektrums wahr, also sehen sie die Viecher vielleicht, wenn sie kommen.«
»Und du?«, fragte ich.
Jane zuckte die Achseln. Nach ihrer Offenbarung in der Magellan , dass ihr Körper modifiziert worden war, hatte sie im Großen und Ganzen Stillschweigen über das Ausmaß ihrer neuen Fähigkeiten gewahrt. Aber es lag nahe, dass sich auch ihr Sehvermögen verbessert hatte.
»Was willst du tun, wenn du sie entdeckst?«, fragte ich.
»Heute Nacht noch gar nichts. Ich möchte eine Vorstellung
bekommen, womit wir es zu tun haben. Dann können wir entscheiden, was wir dagegen unternehmen wollen. Doch bis dahin sollten wir dafür sorgen, dass alle anderen eine Stunde vor Sonnenuntergang innerhalb der Barrikade sind. Und jeder, der sich während des Tages außerhalb der Barrikade aufhält, sollte einen bewaffneten Wächter dabeihaben.« Sie zeigte auf ihre Hilfssheriffs. »Diese beiden haben eine Waffenausbildung, und das gilt noch für etliche andere von der Magellan . Das ist zumindest ein Anfang.«
»Und keine Heimstätten für die Siedler, bis wir diese Sache im Griff haben.«
»Richtig«, bestätigte Jane.
»Das wird eine lustige Ratsversammlung geben«, sagte ich.
»Ich werde den Leuten sagen, was los ist.«
»Nein. Ich sollte es tun. Du hast bereits den Ruf, gnadenlos zu sein. Ich möchte nicht, dass du immer diejenige bist, die die schlechten Nachrichten überbringt.«
»Mir macht es nichts aus«, sagte Jane.
»Ich weiß. Aber das bedeutet nicht, dass du es jedes Mal tun solltest.«
»Na gut. Du kannst Ihnen sagen, dass ich damit rechne, dass wir
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