Die letzte Kolonie
Scherze über »lange Schweine« gemacht hatte, konnte nun über ein neues Thema lästern.
Während des Umbria stellten die Schässchen fest, dass schnell wachsende Kartoffeln äußerst schmackhaft waren, und innerhalb von drei Tagen verloren wir mehrere Hektar. Wir hatten es mit unserem ersten landwirtschaftlichen Schädling zu tun. Außerdem stellten wir die Klinik fertig, mit einer eigenen Blackbox, die alle technischen Gerätschaften abschirmte. Dr. Tsao war begeistert, als sie schon wenige Stunden später ihre chirurgischen Systeme benutzen konnte, um einen Finger zu retten, den sich ein Kolonist unabsichtlich abgetrennt hatte, als er während des Baus einer Scheune mit einer Handsäge gearbeitet hatte.
Am ersten Wochenende des Zhong Guo führte ich die erste Trauung auf Roanoke durch, zwischen Katherine Chao, auf Franklin geboren, und Kevin Jones, auf Rus geboren. Es gab eine große Feier. Zwei Wochen später nahm ich die erste Scheidung auf Roanoke vor, aber zum Glück nicht zwischen Chao und Jones. Beata hatte endlich genug von den Streitereien
mit Jann Kranjic und wollte ihre Bindung auflösen. Es gab eine große Feier.
Am 10. Erie hatten wir unsere erste große Ernte eingefahren. Ich erklärte den Tag zum Nationalfeiertag und zum Erntedankfest. Die Kolonisten feierten, indem sie ein Versammlungshaus für die Mennoniten bauten, wofür sie die Mennoniten nur gelegentlich um Rat fragen mussten. Die zweite Aussaat war eine Woche später im Boden.
Im Khartoum ging Patrick Kazumi mit seinen Freunden zum Bach hinter der Westbarriere von Croatoan, um dort zu spielen. Während er am Bach entlanglief, rutschte er aus, schlug mit dem Kopf auf einen Stein und ertrank. Er war acht Jahre alt. Fast die gesamte Kolonie nahm an seiner Beerdigung teil. Am letzten Tag des Khartoum klaute Anna Kazumi, Patricks Mutter, einen schweren Mantel von einer Freundin, steckte sich Steine in die Taschen und wateten in den Bach, um ihrem Sohn zu folgen. Sie schaffte es.
Im Kyoto gab es an vier von fünf Tagen schwere Regengüsse, die die zweite Jahresernte der Kolonie verdarben. Zwischen Zoë und Enzo kam es zu einem recht heftigen Trennungsdrama, wie es häufig geschah, wenn einem die erste Liebe allmählich auf die Nerven ging. Hickory und Dickory, die sich Zoës Beziehungsangst offenbar etwas zu sehr zu Herzen nahmen, diskutierten offen darüber, wie sich das Enzo-Problem vielleicht lösen ließe. Schließlich sagte Zoë den beiden, dass sie damit aufhören sollten, weil sie ihr Angst machten.
Im Elysium kehrten die Joten, die kojoteähnlichen Raubtiere, zur Kolonie zurück und arbeiteten sich an der Schafherde der Kolonie ab, die sich als leicht verfügbare Nahrungsquelle erwies. Daraufhin arbeiteten sich die Kolonisten an den Rudeln der Joten ab. Nach drei Monaten gab Savitri schließlich nach
und traf sich zu einem Rendezvous mit Beata. Am folgenden Tag beschrieb Savitri den Abend als »hochinteressanten Fehlschlag«, weigerte sich aber, genauer darauf einzugehen.
Als der Roanoke-Herbst voll im Schwange war, wurden die letzten behelfsmäßigen Wohnzelte abgebaut und durch einfache, gemütliche Häuser in Croatoan und auf den Siedlungsflächen außerhalb der Dorfgrenze ersetzt. Die Hälfte der Kolonisten lebte immer noch in Croatoan und ging bei den Mennoniten in die Lehre. Die andere Hälfte richtete sich auf den Farmen ein und wartete auf das neue Jahr, um ihre Felder bepflanzen und den Ertrag ernten zu können.
Savitri konnte ihren Geburtstag – nach Huckleberry-Jahren gemessen und auf den Roanoke-Kalender umgerechnet – am 23. Elysium feiern. Ich machte ihr eine Innentoilette für ihre winzige Hütte zum Geschenk, komplett mit einem kleinen und leicht zu entleerenden septischen Tank. Savitri brach tatsächlich in Tränen aus.
Am 13. Rus verprügelte Henri Arlien seine Frau Therese, weil er glaubte, dass sie eine Affäre mit einem ehemaligen Zeltmitbewohner hatte. Therese wehrte sich mit einer schweren Pfanne, wobei sie ihrem Mann den Unterkiefer brach und drei Zähne ausschlug. Sowohl Henri als auch Therese besuchten Dr. Tsao, anschließend besuchte Henri das hastig eingerichtete Gefängnis, das zuvor ein Viehcontainer gewesen war. Therese beantragte die Scheidung und zog dann mit dem ehemaligen Zeltmitbewohner zusammen. Vorher hatte sie keine Affäre gehabt, sagte sie, aber nun fand sie, dass es eine verdammt gute Idee war.
Der Zeltgenosse war ein Kerl namens Joseph Loong. Am 20. Phoenix wurde Loong als vermisst
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