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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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dass sie es als Scherz gemeint hatte. Er wartete vergebens.
    »Also gut«, sagte Trujillo schließlich. »Wir haben verstanden. Wir werden die Klappe halten.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Wir haben Sie aus zwei Gründen
hierherkommen lassen. Erstens sollten Sie sich unseren Freund hier ansehen …« – ich deutete auf Loong, den Dr. Tsao wieder zugedeckt hatte – »und zweitens wollten wir Ihnen das hier zeigen.« Ich drehte mich zum Labortisch um, zog einen Gegenstand unter einem Handtuch hervor und reichte ihn Trujillo.
    Er musterte ihn. »Sieht aus wie eine Speerspitze«, sagte er.
    »Genau das ist es. Wir haben sie neben dem Kadaver des Fantchens und nicht weit von Loong entfernt gefunden. Wir vermuten, dass der dazugehörige Speer auf das Fantchen geworfen wurde, worauf das Tier ihn zerbrechen und herausziehen konnte – oder umgekehrt.«
    Trujillo, der die Speerspitze gerade an Lee Chen weitergeben wollte, hielt inne und sah sie sich noch einmal genauer an. »Sie wollen doch nicht ernsthaft andeuten …«
    »Nicht nur Loong wurde fachgerecht zerlegt«, sagte Jane. »Auch das Fantchen wurde geschlachtet. Rund um Loong waren Fußspuren, weil Marta und ihr Suchtrupp sowie John und ich dort waren. Auch rund um das Fantchen waren Spuren. Aber es waren nicht unsere.«
    »Das Fantchen wurde von Joten gerissen«, sagte Marie Black. »Sie scheinen in Rudeln zu jagen. So etwas könnte passieren.«
    »Sie haben nicht zugehört«, sagte Jane. »Das Fantchen wurde geschlachtet . Und wer das getan hat, hat mit Sicherheit das Gleiche mit Loong getan. Und wer auch immer das getan hat, war kein Mensch.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es hier auf Roanoke so etwas wie eine einheimische intelligente Spezies gibt?«, fragte Trujillo.
    »Ja«, sagte ich.

    »Wie intelligent?«, fragte Trujillo.
    »Intelligent genug, um das hier herzustellen«, sagte ich und zeigte auf die Speerspitze. »Es ist ein einfacher Speer, aber es ist eindeutig ein Speer. Und sie sind intelligent genug, um Messer herzustellen, mit denen sie erlegtes Wild zerwirken können.«
    »Wir sind schon fast ein Jahr lang auf Roanoke«, sagte Lee Chen. »Wenn hier solche Wesen existieren, warum haben wir bisher noch nichts von ihnen bemerkt?«
    »Vielleicht war das gar nicht die erste Begegnung«, sagte Jane. »Ich kann mir vorstellen, dass es diese Wesen waren, die kurz nach unserer Ankunft versucht haben, durch die Barrikade nach Croatoan vorzudringen. Als sie feststellten, dass sie nicht hinüberklettern konnten, fingen sie an, sich durch den Boden zu graben.«
    »Ich dachte, das hätten die Joten getan«, sagte Chen.
    »Wir haben einen Joten in einem Tunnel getötet«, sagte Jane. »Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Jote ihn gegraben hat.«
    »Wir haben die Löcher ungefähr zur gleichen Zeit bemerkt, als wir zum ersten Mal die Fantchen sahen«, sagte ich. »Jetzt ist die Herde im Zuge ihrer Wanderungen zurückgekehrt. Vielleicht folgen diese Wesen den Herden. Keine Fantchen, keine Roanoke-Urmenschen.« Ich zeigte auf Loong. »Ich glaube, diese Wesen haben ein Fantchen gejagt. Sie haben es getötet und geschlachtet, als ihnen plötzlich Loong über den Weg lief. Vielleicht haben sie ihn aus Angst getötet und ihn anschließend ebenfalls geschlachtet.«
    »Sie haben ihn als Beutetier betrachtet«, sagte Gutierrez.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Ich bitte Sie!«, sagte Gutierrez. »Diese Mistkerle haben ihn fachgerecht filetiert!«

    »Richtig«, sagte ich. »Aber wir wissen trotzdem nicht, ob er gejagt wurde. Wir sollten keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen. Und wir sollten nicht in Panik geraten, wenn wir spekulieren, was für Wesen das sind und welche Einstellung sie uns gegenüber haben. Vielleicht haben sie überhaupt keine Einstellung. Es könnte eine völlig zufällige Begegnung gewesen sein.«
    »Sie schlagen also vor, dass wir so tun sollen, als wäre Joe nicht getötet und verspeist worden?«, fragte Marta Piro. »Dazu ist es leider zu spät. Jun und Evan wissen es, weil sie bei mir waren, als wir ihn fanden. Jane hat uns gesagt, dass wir nichts darüber erzählen sollen, und das haben wir bisher auch nicht getan. Aber so etwas kann man auf Dauer nicht geheim halten.«
    »Diesen Teil der Geschichte müssen wir gar nicht geheim halten«, sagte Jane. »Darüber können Sie Ihren Leuten alles erzählen. Sie dürfen nur nicht die Wesen erwähnen, die das getan haben.«
    »Ich werde meinen Leute nicht vorgaukeln, dass Loong das Pech hatte,

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