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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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fordern mich auf, mich zu entscheiden, sie entweder zu Verrätern zu machen oder sie töten zu lassen. Und dann deuten Sie an, dass Sie aus Mitgefühl handeln. Meinetwegen können Sie zur Hölle fahren, General.« OrenThen wandte sich um und ging davon, bis er einen größeren Abstand zwischen sich und Gau gebracht hatte.
    »Also ist das Ihre Entscheidung«, sagte Gau einige Zeit später.
    »Nein«, sagte orenThen, der dem General immer noch den Rücken zugewandt hatte. »Eine solche Entscheidung kann ich nicht allein treffen. Ich brauche Zeit, um mit meinen Leuten zu reden, um ihnen zu sagen, vor welche Wahl sie gestellt sind.«
    »Wie viel Zeit brauchen Sie?«
    »Hier sind die Nächte sehr lang. Geben Sie mir diese eine.«
    »Sie gehört Ihnen«, sagte Gau.
    OrenThen nickte und entfernte sich.
    »Chan«, rief Gau und folgte dem Whaidianer. OrenThen blieb stehen und hob eine große Tatze, um den General
zum Schweigen zu bringen. Dann drehte er sich um und streckte ihm beide Tatzen hin. Gau nahm sie an.
    »Ich weiß noch, wie wir uns kennengelernt haben«, sagte orenThen. »Ich war dabei, als der alte ataFuey die Einladung zu einem Treffen mit Ihnen und allen anderen Völkern erhielt, die zu diesem verfluchten kalten Steinbrocken kommen sollten, den Sie so großspurig als neutralen Boden angepriesen haben. Ich erinnere mich, wie Sie auf dem Podium standen, die Völker in allen Sprachen begrüßten, die Sie krächzen konnten, und uns zum ersten Mal die Idee des Konklave vortrugen. Und ich erinnere mich, wie ich den ataFuey ansah und zu ihm sagte, dass Sie ohne den geringsten Zweifel dem absoluten Wahnsinn verfallen waren.«
    Gau lachte.
    »Und anschließend haben Sie sich mit uns getroffen, wie Sie sich mit jeder anderen Gesandtschaft getroffen haben, die bereit war, mit Ihnen zu reden. Und ich erinnere mich, wie Sie uns zu überzeugen versucht haben, dass das Konklave etwas ist, an dem wir unbedingt teilnehmen wollten. Ich erinnere mich, wie Sie mich für diese Sache gewonnen haben.«
    »Weil ich in Wirklichkeit keineswegs dem absoluten Wahnsinn verfallen war«, sagte Gau.
    »Oh doch, General, das waren Sie«, sagte orenThen. »Vollständig und ohne Zweifel. Aber gleichzeitig hatten Sie recht . Und ich erinnere mich, wie ich gedacht habe, was wohl wäre, wenn dieser verrückte General seine Idee tatsächlich umsetzen könnte. Ich versuchte es mir vorzustellen – wie unsere Region der Galaxis in Frieden lebt. Aber ich konnte es nicht. Es war, als würde eine weiße
Steinwand mich daran hindern, es zu sehen. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich für das Konklave kämpfen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich den Frieden bringen würde. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen. Ich wusste nur, dass ich es wollte. Und ich wusste, dass nur dieser verrückte General überhaupt eine Chance hatte, es Wirklichkeit werden zu lassen. Ich habe daran geglaubt.« OrenThen ließ die Hände des Generals los. »Und nun ist das alles schon so lange her.«
    »Mein alter Freund«, sagte Gau.
    »Alter Freund«, stimmte orenThen ihm zu. »Alt bin ich in der Tat. Und jetzt muss ich gehen. Es freut mich, dass wir uns wiedergesehen haben, Tarsem. Wirklich. Natürlich hätte ich es mir gerne unter anderen Bedingungen gewünscht.«
    »Natürlich.«
    »Aber so ist es im Leben. Das Leben bringt ständig Überraschungen.« Erneut wandte sich orenThen zum Gehen.
    »Wie werde ich erfahren, wenn Sie zu einer Entscheidung gelangt sind?«, fragte Gau.
    »Sie werden es erfahren«, sagte orenThen, ohne sich umzudrehen.
    »Wie?«
    »Sie werden es hören.« Nun blickte orenThen doch noch einmal zum General zurück. »So viel kann ich Ihnen versprechen.« Dann ging er zu seinem Fahrzeug und kehrte mit seiner Eskorte zur Kolonie zurück.
    Gaus Adjutant trat zu ihm. »Was hat er gemeint, als er sagte, Sie würden seine Antwort hören, General?«, fragte er.
    »Sie werden singen«, sagte Gau und deutete auf die Kolonie,
die immer noch ins Licht der Scheinwerfer getaucht war. »Ihre höchste Kunstform ist ein ritueller Gesang. Sie stimmen ihn an, wenn sie feiern, wenn sie trauern und wenn sie beten. Chan hat mir mitgeteilt, dass die Kolonisten nach der Besprechung ihre Antwort singen werden.«
    »Werden wir es hier hören können?«, fragte der Adjutant.
    Gau lächelte. »Diese Frage würden Sie nicht stellen, wenn Sie schon einmal einen Gesang der Whaidianer gehört hätten, Adjutant.«
    Gau wartete die lange Nacht ab und horchte,

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