Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
ausweichende Antworten geben, da ich Sie etwas ganz anderes gefragt habe«, sagte ich.
    »Wir können lügen«, sagte Hickory. »Das ist ein Vorteil des Bewusstseins.«
    »Ich würde es nicht als Vorteil bezeichnen.«
    »Es eröffnet zahlreiche faszinierende Möglichkeiten für die Kommunikation.«
    »Da ist was dran. Doch all das interessiert mich im Moment weniger.« Ich wandte mich an Zoë. »Schatz, ich möchte, dass
du deinen beiden Freunden befiehlst, meine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, ohne zu lügen oder auszuweichen.«
    »Warum?«, fragte Zoë. »Was ist los?«
    »Bitte tu es einfach, Zoë.«
    Zoë tat, worum ich sie gebeten hatte.
    »Danke«, sagte ich. »Du kannst jetzt wieder schlafen gehen, Schatz.«
    »Ich will aber wissen, was hier los ist.«
    »Darüber musst du dir nicht den Kopf zerbrechen.«
    »Du forderst mich auf, Hickory und Dickory zu befehlen, dir die Wahrheit zu sagen, und dann willst du mir erzählen, dass es nicht weiter von Bedeutung ist?«
    »Zoë!«, sagte Jane.
    »Außerdem kann es gut sein, dass sie dich doch anlügen, wenn ich gehe«, sagte Zoë schnell, bevor Jane weiterreden konnte. Zoë wusste, dass man mit mir verhandeln konnte, während Jane deutlich schwerer zu knacken war. »Sie sind emotional in der Lage, dich anzulügen, weil es ihnen nichts ausmachen würde, dich zu enttäuschen. Aber mich würden sie nie enttäuschen wollen.«
    Ich wandte mich wieder an Hickory. »Ist das wahr?«
    »Wir wären bereit, Sie anzulügen, wenn wir es für nötig halten würden«, sagte Hickory. »Zoë würden wir niemals anlügen.«
    »Sieht du?«, sagte Zoë.
    »Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen von dem hier verrätst, wirst du das nächste Jahr in einem Pferdestall verbringen«, drohte ich ihr.
    »Mir wird kein Piep über die Lippen kommen«, sagte Zoë.
    »Nein«, sagte Jane und ging zu Zoë. »Du musst verstehen,
dass du über all das, was du hier hören wirst, mit absolut niemandem reden darfst. Nicht mit Gretchen. Mit keinem deiner anderen Freunde. Mit niemandem. Das ist kein Spiel, und es ist auch kein aufregendes kleines Geheimnis. Hier geht es um eine todernste Sache, Zoë. Wenn du nicht bereit bist, das zu akzeptieren, musst du sofort diesen Raum verlassen. Ich gehe das Risiko ein, dass Hickory und Dickory uns anlügen, aber du darfst es nicht tun. Wenn wir dir sagen, dass du mit niemandem darüber reden darfst, heißt das, dass du unter gar keinen Umständen mit irgendwem darüber reden darfst. Hast du das verstanden? Ja oder nein?«
    »Ja«, sagte Zoë und blickte zu Jane auf. »Kein Sterbenswörtchen.«
    »Danke, Zoë.« Jane küsste Zoë auf die Stirn. »Du kannst jetzt weitermachen«, sagte sie zu mir.
    »Hickory, Sie erinnern sich bestimmt an das Gespräch, in dem ich Sie aufforderte, mir Ihre Bewusstseinsimplantate auszuhändigen.«
    »Ja«, sagte Hickory.
    »Damals haben wir über das Konklave gesprochen. Und Sie sagten, dass Sie nicht der Meinung wären, dass das Konklave eine Gefahr für diese Kolonie darstellt.«
    »Ich sagte, dass wir das Risiko für vernachlässigbar halten«, erwiderte Hickory.
    »Warum glauben Sie das?«
    »Dem Konklave ist es lieber, wenn unrechtmäßige Kolonien evakuiert werden, statt sie vernichten zu müssen«, sagte Hickory.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Aus den Informationen über das Konklave, die wir von unserer Regierung erhalten haben«, sagte Hickory.

    »Warum haben Sie uns diese Informationen bislang vorenthalten?«, fragte ich.
    »Weil man uns gesagt hat, dass wir es nicht tun sollen.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Unsere Regierung«, antwortete Hickory.
    »Warum will sie nicht, dass wir davon erfahren?«
    »Wir haben den grundsätzlichen Befehl, Ihnen keine Informationen anzuvertrauen, die Ihnen völlig neu sind. Das geschieht aus Rücksichtnahme auf Ihre Regierung, die ebenfalls in vielen Punkten von unserer Regierung Stillschweigen und Vertraulichkeit erwartet. Wir beide haben Sie bislang noch nicht angelogen, aber es ist uns nicht gestattet, von uns aus Informationen preiszugeben. Sie erinnern sich zweifellos, dass wir Sie vor dem Aufbruch von Huckleberry gefragt haben, was Sie über die Verhältnisse in diesem Raumsektor wissen.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dadurch wollten wir in Erfahrung bringen, wie viel von unserem Wissen wir Ihnen anvertrauen dürfen. Zu unserem Bedauern müssen wir eingestehen, dass Sie offenbar nicht sehr viel wissen. Also konnten wir Ihnen auch nicht allzu viel anvertrauen.«
    »Aber jetzt sind Sie

Weitere Kostenlose Bücher