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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Kopf. «Prosa. Und die Veröffentlichung im Emporio ist eine gute Idee.
Ich hatte selber schon daran gedacht.»
    «Und
wobei?»
    «Ich habe hier
eine neue Lieferung von Dr. Flyte», antwortete Tron.
«Sie steckte in diesem Umschlag.»
    Die Principessa sah
ihn empört an. «Das sagst du jetzt erst? Wann ist der Umschlag
abgegeben worden?»
    «Kurz bevor ich
kam. Massouda hat ihn unten in Empfang genommen.»
    «Von
wem?»
    «Er sagt, es war
der Engländer, der uns vorgestern besucht
hat.»
    «Und? Was ist
passiert?»
    «Mein erlauchter
Vorfahre», sagte Tron, «ist leicht verletzt worden und
denkt über ein Rendezvous mit Lucia nach.»
    «Hat sich das
Rätsel mit dem Glas aufgelöst?»
    Tron schüttelte
den Kopf. «Noch nicht. Die Frage ist, ob es sich
überhaupt jemals auflösen wird. Und wenn, ob wir davon
erfahren werden.»
    «Warum sagst du
das?»
    «Weil Spaur
offenbar entschlossen ist, Flyte aus dem Verkehr zu ziehen. Er hat
mich heute wieder gedrängt, Flyte zu verhaften. Lodron setzt
ihn jetzt ebenfalls unter Druck.»
    «Der Hofrat will
Flyte ebenfalls aus dem Weg haben?»
    Tron nickte.
«Der Bruder der Baronin ist in Padua verhaftet worden.
Angeblich sind Flugblätter bei ihm gefunden worden. Spaur hat
sich an Lodron gewandt, und der hat die vorläufige Freilassung
erreichen können.»
    «Für Lodron
dürfte diese Verhaftung ein glücklicher Zufall gewesen
sein.»
    «Wenn sie nicht
mehr als ein bloßer Zufall war.»
    «Du meinst,
Lodron hat das alles arrangiert?»
    «Ich weiß
nur, dass Lodron mit Sondervollmachten des Kaisers unterwegs
ist.»
    «Und wenn Spaur
jetzt nicht dafür sorgt, dass du Flyte aus dem Verkehr ziehst,
verhaften sie den Bruder der Baronin wieder?»
    «Darauf
läuft es wohl hinaus. Spaur hat angedeutet, den Fall
höchstpersönlich übernehmen zu
wollen.»
    «Ich kann mir
nicht vorstellen, dass Spaur irgendetwas persönlich
unternimmt.»
    «Die Baronin
setzt ihn offenbar unter Druck.»
    «Was hast du
also vor?»
    «Flyte morgen
Vormittag zu besuchen und ihn zu fragen, ob er für die Nacht
von Sonnabend auf Sonntag ein Alibi hat.»
    «Und wenn er
kein Alibi hat?»
    «Er wird ein Alibi
haben», sagte Tron. «Und zwar eins, das sich noch am
gleichen Tag verifizieren lässt.»
    «Also muss Spaur
sich etwas anderes ausdenken. Und Flyte hat noch Zeit, weiter an
den Tagebüchern zu arbeiten?»
    Tron nickte.
«Das ist die Idee.»
    «Wo sind
wir?»
    «Wir sind immer
noch an Bord der Galleante. Wir schreiben den 16. November
1202.»
    «Dann
lies.»
    16.11.
    Liege in der
Krankenstation, einen Verband am Bein. Das Duell war ein Witz,
hatte mir unnötige Sorgen gemacht. Auf spezielle Anordnung
Dandolos sollte der Kampf abgebrochen werden, sobald das erste Blut
floss. Es kam also nur darauf an, sich vom ersten Streich nicht
töten zu lassen. Der capo erwischte mich gleich am Bein,
es fing an zu bluten, und Pietro, mein Sekundant, trat sofort
dazwischen. Ich hätte auch zur Krankenstation laufen
können, habe mich aber tragen lassen. Das gibt der Sache einen
heroischen Anstrich und wirkt entsprechend vorteilhaft auf
Lucia.
    Abends auf dem
Krankenbett schmackhafte Makrelen. Zufrieden mit meiner Lage, auch
deshalb, weil ich morgen an Bord bleiben kann. Zara hat sich
geweigert, uns den Hafen zu öffnen, in der naiven Annahme,
dass wir uns an Recht und Gesetz halten. Dandolo will die Stadt im
Morgengrauen angreifen. Das wird unschöne Szenen geben, deren
Anblick ich mir lieber erspare.
    20.
11.
    Zara eingenommen.
Landung der großen Katapulte mit dem ersten Licht, danach
Beschuss und Anlegen der Leitern. Zogen die Galleante aus
Hafennähe zurück, als die Verteidiger griechisches Feuer
auf uns schleuderten. Hatte den ganzen Tag die Schreie der
Niedergemetzelten im Ohr. Grauenhaft. Während der
Plünderungen brach Feuer aus, bissiger Rauch trieb aufs Meer.
Nachts Zecherei, Streit um die Beute, mit Fäusten und Messern
ausgetragen. Dies alles auf dem Flaggschiff der Flotte! Dandolo in
seiner Kabine, angeblich mit Wachskügelchen in den
Ohren.
    21.11.
    Am Morgen
vergeblich versucht, durch Singen und Spielen auf meiner Laute auf
andere Gedanken zu kommen. Mittags dann auf Krücken an Deck.
Ich übertreibe meine Verletzung, auch Lucias wegen. Werde aber
bald wieder auf dem Posten sein, also keinen Vorwand haben, mich
vor den kommenden Kämpfen zu drücken.
    Die Ruderer sind
wütend, weil sie gestern nicht an Land durften. Mussten
zusehen, wie die Soldaten, beladen mit Kriegsbeute, wieder an Bord
kamen. Das Schiff

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