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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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schlug er schließlich vor.
«Vielleicht hat er ja versucht, seinen Nebenbuhler aus dem
Weg zu räumen.» Spaur klaubte ein weiteres Praline aus
der Demel-Schachtel. «Oder nehmen Sie diese Holly Parker
unter die Lupe.»
    «Ich könnte
noch einmal mit Contarini reden, wenn er wieder in Venedig
ist», sagte Tron.
    Spaur lächelte
kalt. «Natürlich könnten Sie das, Commissario. Aber
Sie werden es nicht tun. Jedenfalls nicht, solange ich keine
korrekte Scheidungsurkunde in den Händen
halte.»

46
    «Was hat er
gesagt, Commissario?»
    Bossi hatte hinter
Trons Schreibtisch gesessen und den Kopf gehoben, als sich die
Tür öffnete. Normalerweise hätte der Ispettore bei
Trons Eintritt sofort den Platz geräumt. Stattdessen starrte
er Tron mit weit aufgerissenen Augen an. Tron nahm auf dem
Besucherstuhl Platz und stellte sich vor, wie sein Büro in ein
paar Jahren aussehen würde - nach dem Abzug der
Österreicher. Ispettore Bossi würde als Commissario von
San Marco zweifellos eine gute Figur machen - wenn man ihn nicht,
dachte Tron, durch einen Turiner Beamten ersetzen würde. Sein
Blick fiel auf die schiefhängende Lithographie des Kaisers an
der Wand, und er sah die vertraute Staubschicht auf dem Rahmen und
den vertrauten Sprung im Glas. Würde eines Tages an dieser
Stelle - nach einem Anschluss des Veneto an das italienische
Königreich - das Portrait Vittorio Emanueles hängen? Das
Bild dieses dicken Säufers mit dem angeberisch
emporgebürsteten Schnurrbart? Ohne Staubschicht und ohne einen
Sprung im Glas? Und würde er, Tron, unter diesen
Umständen die Questura noch betreten? Nein - vermutlich
würde er das nicht tun. Aber noch war er im Dienst.
    «Spaur will,
dass wir die Finger von Contarini lassen», sagte
Tron.
    Bossi machte ein
ungläubiges Gesicht. «Wir sollen was, Commissario?»
    «Contarini in
Ruhe lassen», sagte Tron. «Spaur und Contarini haben
sich gestern Abend geeinigt. Die Bigamie-Geschichte ist vom Tisch,
und wir stellen die Ermittlungen ein. Contarini behauptet, er habe
am späten Nachmittag überraschenden Besuch aus Rom
gehabt. Worauf er sich zu Spaur begeben hat, um ihm die frohe
Botschaft mitzuteilen.»
    «Wann ist
Contarini bei Spaur gewesen?»
    «Spaur sagt,
kurz nach fünf.»
    «Also nach dem
Einbruch bei Flyte. Nachdem er das Tagebuch Zanetto Trons gefunden
hatte, gab es auch keinen Grund mehr, Spaur unter Druck zu setzen.
Also hat er etwas von einem Kurier aus Rom fabuliert und sich
sofort zu Spaur begeben.»
    Tron nickte.
«Und ist heute Morgen nach Rom abgereist. Er kehrt aber in
ein paar Tagen noch einmal nach Venedig zurück, um seine
Wohnung im Seminario auszuräumen.»
    «Flytes Tod
scheint Spaur nicht sonderlich beeindruckt zu
haben.»
    «Ihn hat
beeindruckt, dass der Vatikan ihn fortan in Ruhe lassen
wird», sagte Tron. «Das reicht ihm. Die Tagebücher
interessieren ihn nicht.»
    «Und wie kommen
wir jetzt an die Fortsetzung des Tagebuchs?»
    «Nicht, indem
wir Contarini unter Druck setzen.»
    Bossi
verschränkte die Hände und stützte das Kinn auf die
Daumen. «Diese Wohnung von Contarini ...» Der Ispettore
brach den Satz ab und sah Tron unschlüssig an.
    «Ja,
Bossi?»
    «Sagten Sie, die
ist im Seminario Partriarchale?»
    Tron nickte. «Es
ist die ehemalige Direktorenwohnung. Ich bin vor vierzig Jahren
einmal in dieser Wohnung gewesen. Im Seminario scheint sich nicht
viel verändert zu haben.»
    «Und das
Seminario steht praktisch leer?»
    «Praktisch leer
ist übertrieben. Der Unterricht ist aufgrund der Kälte
eingestellt worden, und die Internatsschüler sind zu
Hause.»
    «Dann steht es
also doch leer.»
    «Mehr oder
weniger. Bis auf ein paar Lehrer und eine deutsche
Priesterdelegation, die momentan dort zu Gast ist. Warum wollen Sie
das wissen?»
    «Und Sie kennen
das Seminario Patriarchale noch aus Ihrer
Schulzeit?»
    «Ja, sicher.
Aber weshalb fragen Sie?» «Weil es sich lohnen
könnte, einen Blick in Contarinis Wohnung zu
werfen.»
    «Spaur wird eine
Durchsuchung der Wohnung auf keinen Fall
genehmigen.»
    «Das hatte ich
auch nicht erwartet», sagte Bossi.
    «Dann frage ich
mich, wie Sie einen Blick in seine Wohnung werfen
wollen.»
    «Wann, sagten
Sie, kommt Contarini zurück nach Venedig?»
    «Er ist heute
Morgen abgereist und will zwei Nächte in Rom
verbringen.»
    «Also wäre
er am Sonnabend wieder zurück», sagte Bossi mit einem
Gesichtsausdruck, der Tron nicht gefiel.
    «Ja,
und?»
    «Wenn wir uns
geschickt anstellen, wird es niemand merken»,

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