Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
Vom Netzwerk:
sagte
Bossi.
    «Was?»
    «Dass wir in
Contarinis Abwesenheit einen Blick in seine Wohnung geworfen
haben.»
    Es dauerte ein paar
Sekunden, bis Tron begriff, was Bossi damit gemeint hatte. Er
lachte. «Sie schlagen mir einen Einbruch vor? In die Wohnung
eines Mannes, von dem wir ausdrücklich die Finger lassen
sollen? Wenn Spaur davon erfährt, müssen wir uns einen
neuen Beruf suchen. Ich könnte damit leben. Allerdings
bezweifle ich, dass Sie es auch könnten.»
    «Commissario, es
geht doch um mehr als nur um die Frage, wie die Kirche dasteht,
wenn die Welt die Wahrheit über den vierten Kreuzzug
erfährt», sagte Bossi erregt. «Es geht um dieses
Glas, das sich damals im Besitz Zanetto Trons befunden hat. Um ein
Glas, das vielleicht der Schlüssel für den vierten
Kreuzzug ist.»
    Tron lachte wieder.
«Moment mal, Bossi. Behaupten Sie ernsthaft, dass der vierte
Kreuzzug nach Byzanz umgelenkt worden ist, um ein altes Glas zu
erbeuten?»
    «Dandolo sollte
den Papst benachrichtigen, sobald er am Ziel war. Zanetto Tron schließt
ja selber aus, dass es sich bei diesem Ziel um die Eroberung der
Stadt handelt. Die Eroberung ist nur die Voraussetzung, um dieses
Ziel zu erreichen.»
    «Und das Ziel
war dieses Glas?»
    Bossis Augen
glänzten fiebrig. «Das sich im Besitz von Zanetto Tron
befand. Flyte hat ja vermutet, dass sich Teile der Tagebücher
auf San Lazzaro und auch in der Hofbibliothek angefunden haben,
obwohl es offiziell abgestritten wurde. Was ist, wenn es in diesen
Teilen der Tagebücher Hinweise auf das Glas
gibt?»    
    «Sie meinen, das
ist der eigentliche Grund, aus dem Contarini und Lodron sich
für die Tagebücher interessieren?»
    Bossi nickte.
«Ich habe ein bisschen gelesen, Commissario. Im Zusammenhang
mit ...» Er brach den Satz ab und räusperte sich
nervös.
    «Womit?»
    «Mit der
Oper.»
    «Wie
bitte?»
    «Lohengrin», sagte
Bossi. «Ich dachte, es könnte vielleicht sein, dass
dieses Glas in Wahrheit ...» Wieder brach er den Satz ab und
schwieg.
    «Was ist mit dem
Glas?»
    Aber Bossi
schüttelte heftig den Kopf. «Wenn ich das sage, halten
Sie mich für verrückt. Jedenfalls könnten Contarini
und Lodron auf der Suche nach dem Glas sein. Vermutlich gibt es in
den Tagebuchteilen, die in Rom und in Wien liegen, Hinweise darauf,
dass Zanetto Tron dieses Glas damals nach Venedig gebracht hat. Und
diese Hinweise müssen so überzeugend gewesen sein, dass
Rom und Wien Emissäre nach Venedig geschickt
haben.»
    Tron nickte
nachdenklich. «Das würde auch den Einbruch in den
Palazzo Tron erklären. Angenommen, es geht tatsächlich um
dieses Glas und es ist in Venedig, dann könnte Contarini aus
dem letzten Teil des Tagebuchs erfahren haben, wo sich das Glas befindet. Er
könnte nach Rom gefahren sein, um Bericht zu erstatten und
sich Rückendeckung für den letzten Schritt zu
holen.»      
    «Die Bergung des
Glases?»
    Tron nickte.
«Was immer das konkret bedeutet. Jedenfalls brauchen wir die
Fortsetzung des Tagebuchs.»
    «Ob Contarini
die mit nach Rom genommen hat?»
    Tron schüttelte
den Kopf. «Das glaube ich nicht. Ich schätze, er
verwahrt sie im Seminario. Contarini wird nicht im Traum darauf
kommen, dass wir dort einbrechen könnten.»
    «Sie machen also
mit, Commissario?»
    Tron nickte
lächelnd. «Ich kenne den Weg, auf dem die
Internatsschüler das Seminario manchmal heimlich verlassen
haben, eine Art Hintereingang zum Rio Foscarini. Man musste
über eine schmale Planke balancieren oder über die Boote
laufen, die hinten an der Fassade des Seminario vertäut
waren.»
    «Was brauchen
wir?»
    «Zwei
Blendlaternen und zwei Kollare», sagte Tron.
    «Zwei
Römerkragen? Sollen wir als Priester
auftreten?»
    «Es macht sich
besser, falls uns auf den Gängen jemand begegnet», sagte
Tron. «Das Seminario hat immer noch eine Reihe von
Gästezimmern, und ich weiß, dass gerade eine
größere deutsche Delegation zu Besuch ist. Wir
würden also nicht auffallen.»
    «Sie meinen,
falls wir jemandem auf den Fluren begegnen, hält man uns
für Deutsche?»
    Tron nickte.
«Und die Deutschen halten uns für Italiener. Gehen Sie
wegen der Kragen zu Andreotti am Campo San Vio.»
    «Ich soll die Kragen
besorgen? Dieser Andreotti kennt mich. Das ist ein Laden für
Priesterbedarf, Commissario. Der wird sich fragen, wozu ich zwei
Kollare brauche.»
    «Dann denken Sie
sich eine Geschichte aus. Und tragen Sie einen schwarzen Mantel.
Wir treffen uns um neun auf der Piazza. Wenn alles gutgeht, haben
wir eine

Weitere Kostenlose Bücher