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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Jahre an der Nadel hing. Meine beste Freundin ist in meinen Armen gestorben. Ich habe gesehen, wie Leute erschossen wurden, die näher an mir dran standen als Sie jetzt. Aber ich hatte noch nie im Leben so eine Angst.«

24
     
    Durch die ständige Praxis entwickelt sich O’Hara allmählich zu einer besseren Lügnerin. Um 6.05 Uhr am Montagmorgen meldet sie sich zum dritten Mal krank und verzichtet dabei diesmal auf vertrauliche Einzelheiten und überflüssige Ausschmückungen. Sie serviert die Unwahrheit so schlicht wie ein Stück Sushi. Dann zieht sie Strümpfe an, ihr bestes Kleid, Schuhe mit Absätzen und verstaut Bruno sowie einen Stapel CDs auf dem Vordersitz ihres Jetta. Die Trauerfeier für Pena beginnt um 11 Uhr und laut Internet-Routenplaner braucht sie schätzungsweise fünf Stunden und zehn Minuten für die 350 Kilometer lange Fahrt von Riverdale nach Westfield, Massachusetts. Die I-95 ist frei und die Sonne kaum aufgegangen, als sie an Stamford, Norwalk und Westport vorbeirauscht. Sie liegt so gut in der Zeit, dass sie in der Nähe von New Haven bei McDonald’s Rast macht. Dort genehmigen Bruno und sie sich jeweils einen Frühstücksburger. Brunos Anblick, wie er eine dicke Wurst auf das schmale, akkurat geschnittene Rasenstück direkt neben dem Bestellmikrofon presst, veranlasst den Fahrer eines dunkelgrünen Tahoe noch während der Bestellung sein Fenster unverrichteter Dinge wieder hochzukurbeln und angewidert vom Parkplatz zu fahren. O’Haras Handy klingelt, als sie gerade dabei ist, den Haufen wegzumachen.
    »Was ist los?«, fragt Krekorian.
    »Immer dieselbe Scheiße«, sagt O’Hara. »Bruno und ich sind auf dem Weg nach Westfield zu Penas Trauerfeier und das Vieh hat gerade eine McWurst auf die Überholspur gesetzt.«
    »Danke, Dar. Hab’s kapiert. Ich hab was für dich. Ich bin heute Morgen nochmals Penas Telefonanrufe durchgegangen und habe mir auch die vergangenen beiden Monate angesehen. Ich wollte wissen, ob sich da irgendetwas ergibt. In der ersten Oktoberwoche, ungefähr zu der Zeit, als sie sich ihr Tattoo stechen ließ, hat Deirdre Tomlinson, die stellvertretende Verwaltungsdirektorin der NYU, einundzwanzigmal bei ihr angerufen. Neun Anrufe kamen aus ihrem Büro, die anderen von Tomlinsons privatem Festnetz oder ihrem Handy. Keiner dauerte länger als drei Sekunden, oft kürzer, die Hälfte aller Anrufe wurden weggedrückt.
    »Das ist interessant. Tomlinson konnte mich gestern bei meinem Besuch in ihrem Büro gleich auf Anhieb nicht leiden.«
    »Ach, ja? Bist du sicher, dass es nicht vielleicht umgekehrt war?«
    »Nein.«
    »Noch was.«
    »Was denn, K.?«
    »Bei Grippe ist es wichtig, viel zu trinken.«
    Die Gemeinde St. Benedict ist ein Nurdachhaus aus den siebziger Jahren mit Kruzifix auf dem Giebel und der spirituellen Ausstrahlung eines Fast-Food-Restaurants. O’Hara erwischt einen der letzten Sitzplätze in den hinteren Reihen und sucht nervös die Gesichter der zahlreichen Besucher ab. Sie befürchtet, dass ein Team von der Mordkommission hier sein könnte, um unter den Anwesenden nach möglichen Tätern Ausschau zu halten. Oder schlimmer noch, Lowry könnte sich höchstpersönlich auf den Weg gemacht haben. Aber die einzigen Bullen, die O’Hara entdeckt, ist eine Abordnung grauhaariger Streifenpolizisten, vom Polizeidirektor des NYPD geschickt, um Engagement und Anteilnahme zu demonstrieren. Sie haben sich strategisch in der fünften Reihe platziert – weit genug vorne, um gesehen zu werden, nah genug am Gang, um sich rasch verdrücken zu können. Zu ihrer Erleichterung ist niemand dabei, der eine rangniedere Beamtin wie sie erkennen würde. In der ersten Reihe in der Mitte sitzen Ingrid und Dominic Coppalano. Die Frau hat einen Arm um ihren kleineren, dunkleren Ehemann gelegt und aufgrund der Größe und der Hautfarbe der beiden vermutet O’Hara, dass Ingrid Coppalano zu der Sorte Frauen gehört, die immer wieder denselben Mann heiraten. Fünf Reihen hinter ihnen entdeckt O’Hara Dr. Deirdre Tomlinson und am Ende derselben Reihe sitzt ein Mann, den sie als den Präsidenten der NYU identifiziert. O’Hara hatte gehofft, jemanden sprechen zu können, den Pena zu ihrer Zeit in Chicago kannte. Doch in der ganzen Kirche befinden sich nur drei oder vier Latinogesichter. Die meisten scheinen Studenten zu sein und aus der zweiten, sonnigeren Hälfte von Penas Leben zu stammen. Sie gehören offensichtlich zu einer der beiden großen, herausgeputzten Gruppen, die in den von der

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