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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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und dem NASA-Kontrollzentrum in Houston.
    Mit zäher Beharrlichkeit und bemerkenswertem Geschick hatte sich seine sechsjährige Tochter so viel Platz in dem Chaos gesichert, dass sie dort ein großes Puppenhaus hatte aufstellen können, das sie gerade neu einrichtete.
    »Wo um alles in der Welt hat deine Mutter dieses Banjo her?«, fragte Egan, während er das Instrument an die Wand lehnte und sich an der Stelle auf dem Boden niederließ, an der es gerade noch gelegen hatte. Kali zuckte mit den Achseln und fuhr fort, mit dem Feng Shui ihres winzigen Wohnzimmers zu experimentieren. Sie hatten sie vor drei Jahren als Kleinkind aus Vietnam adoptiert, doch manchmal war es schwer zu glauben, dass Elise nicht ihre leibliche Mutter war. Die beiden hatten den gleichen zierlichen, fast zerbrechlichen Körperbau, den gleichen brillanten, unkonventionellen Verstand und die gleiche beinahe schon autistische Konzentrationsfähigkeit. Falls irgendwann einmal eine der elektronischen Spielereien in diesem Raum Feuer fangen sollte, wenn die Frauen des Hauses gerade beim Denken waren, würde es bis auf die Grundmauern abbrennen, ohne dass es eine von ihnen bemerken würde.
    »Irgendwoher«, antwortete sie, während sie eine winzige Vitrine hin- und herschob.
    Egans Einfluss war nicht sehr groß, aber er hatte seiner Tochter einen geradezu zwanghaften Ordnungssinn eingetrichtert, der ihrer Mutter vollkommen fehlte.
    »Ich glaube, neben dem Tisch. Dann kann Barbie fernsehen, während sie das Geschirr einräumt.«
    Er warf einen Blick auf seine Frau, die völlig reglos auf einem Sitzsack saß und auf den Bildschirm eines Laptops starrte, während ihr Strähnen ihrer langen Haare ins Gesicht fielen. Selbst wenn sie ihn durch die dicken Kopfhörer, die sie trug, hätte hören können, hätte er keinen Versuch unternommen, sie anzusprechen.
    »Was macht deine Mutter gerade?«
    »Weiß nicht. Ich glaube, sie arbeitet an ›Strawberry People‹.«
    »Immer noch?«
    »Ja.«
    »Es ist schon ganz schön spät. Hast du was gegessen?«
    Sie deutete auf einen Pizzakarton, der in der Ecke lag.
    »Ah, schon wieder Vollwertkost. Wenn du immer nur dieses Zeugs isst, wirst du noch dünner werden.«
    Er lehnte sich mit dem Kopf an einen Elch aus Plüsch und sah wieder seine Frau an. Sie starrte immer noch auf den Computerbildschirm. Ihr Kopf bewegte sich im Rhythmus dessen, was aus ihren Kopfhörern kam.
    Vor fünf Jahren, nach einer kaum glaublichen Fügung des Schicksals, hatte er die Frau geheiratet, die vom Musikmagazin Spin »Amerikas begabteste Sängerin/Songwriterin« genannt worden war. Damals war sie fünfundzwanzig gewesen und hatte gleich in drei Bands mitgespielt, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen. Er war dreiunddreißig und Agent bei der CIA gewesen.
    Seit damals hatte es keinen langweiligen Moment mehr in seinem Leben gegeben. Irgendwann hatte sie eine Band zusammengestellt, bei der sich die Mitglieder zur Abwechslung einmal richtig gut verstanden, was ihrer Bekanntheit einen enormen Schub verliehen hatte. Ihre letzte CD hatte es in die Top Ten einiger alternativer Hitlisten geschafft, und ein paar von ihren Liedern hatte man vor kurzem für den Soundtrack einer ziemlich erfolgreichen Independent-Filmproduktion verwendet, in der es um einen zum Mörder gewordenen Bassisten ging.
    Natürlich hatte all das nicht viel Geld gebracht. Ihre Karriere lief bestenfalls so, dass sie kein Geld hineinstecken musste. Aber das war ihm so egal wie die Tatsache, dass sich für ihn jedes ihrer Stücke wie Katzengeschrei anhörte. Sie war die bemerkenswerteste Frau, die er je kennen gelernt hatte, und er konnte immer noch nicht glauben, dass sie sich dazu herabgelassen hatte, das Wort an ihn zu richten.
    Er starrte an die Decke und versuchte, seine Gedanken am nahe Liegenden zu hindern und sein Leben mit dem Fades zu vergleichen – er wollte das baufällige alte Haus und das im Vorgarten vor sich hinrostende Auto nicht sehen. Fade kam aus ähnlichen Verhältnissen wie er. Es waren nur ein paar kleine Wendungen des Schicksals gewesen, die dafür gesorgt hatten, dass er jetzt mit zwei geliebten Menschen auf dem Boden saß und Fade in seiner Werkstatt zurückgelassen hatte, wo dieser auf den Tod wartete.
    Er streckte die Hand aus und zog seine Tochter an den Haaren, während er versuchte, Fade aus seinen Gedanken zu verdrängen.
    »Hör auf, so infantil zu sein!« Sie schlug nach seiner Hand. Diesen Ausdruck hatte sie gerade erst gelernt, und er war

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