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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Wakefield sein Leben der Jagd nach Mördern gewidmet hatte.
    Plausibler schien, dass er als Märchenonkel in einer Kindersendung auftrat. Oder als Bibliothekar arbeitete.
    Die erste Leiche und der erste Brief waren wenige Tage vor seiner Pensionierung aufgetaucht. Wakefield war der beste Ermittler der Polizei und hatte es als seine Pflicht empfunden, weiterzumachen. Als er seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, war ein Stoßseufzer der Erleichterung durch Virginia gegangen.
    »Peinlich sauber«, sagte er, während er sich mühsam wieder aufrappelte. Die Arthritis in seinen Knien bereitete ihm starke Schmerzen, und Karen streckte den Arm aus, um ihm zu helfen.
    »Wir haben Zeit, um methodisch vorzugehen … Alle Zeit der Welt.«
    Es lief immer nach exakt dem gleichen, fast schon langweiligen Schema ab. Eine junge Frau verschwand, und kurz danach tauchte sowohl bei der Polizei als auch bei der Familie der Frau ein Brief auf, in dem sehr anschaulich beschrieben wurde, was der Entführer – sie nannten ihn inzwischen »Sammler« – mit ihr vorhatte. Dann, genau sechzehn Tage später, wurde die Leiche in einer ländlichen Gegend Virginias abgelegt – stets nackt, erdrosselt und ohne die geringste Spur.
    Karen stöhnte frustriert und ging tiefer in den Wald hinein, wobei sie alle Äste abknickte, die sich ihr in den Weg stellten. Sie blieb erst stehen, als sie dem Gestank der Verwesung und dem Lärm der Streifenwagen, die auf der unbefestigten Straße hin- und herfuhren, entkommen war.
    Sie konnte einfach nicht verstehen, wie Wakefield es fertig brachte, Tag für Tag über den paar armseligen Beweisen zu brüten, die sie bis jetzt hatten, und dabei Unmengen seiner verdammten Kräutertees zu trinken. Sie wollte etwas tun. Irgendetwas. Bei der Jagd auf diesen Dreckskerl machten sie so wenig Fortschritte, dass er vermutlich an Altersschwäche sterben würde, bevor sie ihn erwischten. Und bis dahin würden noch einige hundert unschuldige Frauen die letzten Tage ihres Lebens in der Hoffnung verbringen, dass es möglichst bald zu Ende war.
    Hinter sich hörte sie unsichere Schritte, die auf sie zukamen, doch sie drehte sich nicht um.
    »Alles in Ordnung, Karen?«
    »Nein.«
    Wakefield stellte sich neben sie und folgte ihrem Blick, der auf die Bäume vor ihr gerichtet war. »Nach einer Weile fängt man an zu denken, dass man selbst daran schuld ist. Aber so ist es nicht. Es ist seine Schuld.« Er beugte sich vor und versuchte, ihr in die Augen zu sehen. »Das war meine Rede. Hat sie geholfen?«
    »Nein.«
    »Was könnte ich denn sagen, um Ihnen zu helfen?«
    Sie wirbelte herum und sah ihn an. Ihre Stimme klang unangenehm laut in der stillen Umgebung. »Sie könnten mir erklären, warum zum Teufel Sie ausgerechnet mich für diesen Fall ausgesucht haben. Für so etwas eigne ich mich nicht, und wir wissen beide, dass es, politisch betrachtet, nicht unbedingt Ihr bester Schachzug gewesen ist.«
    Wakefield nickte nachdenklich, doch ihr plötzlicher Wutausbruch ließ ihn völlig unbeeindruckt. »Die Frage ist berechtigt … Ich habe Sie ausgesucht, weil ich müde bin und Sie nicht. Sie sind stark, engagiert und voller Energie. Ich kann in die Ermittlungen nichts dergleichen einbringen. Nicht mehr. Das Einzige, was ich beisteuern kann, ist meine Erfahrung. Und was das Politische angeht: Im Pensionsalter zu sein und trotzdem einen Job anzunehmen, den niemand haben will, hat lediglich einen Vorteil – man braucht sich weder um Politik noch um Konventionen zu scheren. Ich könnte heute Abend Captain Pickering zu Hause besuchen und seine Frau verprügeln, und nichts würde passieren. Gar nichts.«
    »Kennen Sie seine Frau? Eine Tracht Prügel würde ihr gut tun.«
    Er lachte so gutmütig wie immer.
    »John, ich muss es einfach mal loswerden. Dieser Fall macht mich verrückt. Jedes Mal, wenn ich versuche, klar zu denken, stelle ich mir vor, wie ich diesem Kerl den Kopf abreiße.«
    »Vielleicht sollten Sie sich ein Buch über Meditationstechniken kaufen.«
    »Ja, so weit wird es noch kommen.«
    »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass er vielleicht krank ist?«
    Sie verdrehte die Augen. »Unsinn. Er ist lediglich einer von vielen Männern, der keine Freundin abbekommt. Wissen Sie, wer krank war? Jack the Ripper. Der Kerl hatte Initiative und war wenigstens originell. Nicht so ein Verlierertyp, der zu wenig Aufmerksamkeit von seiner Mutter bekommen hat und sich unbedingt selbst im Fernsehen sehen will.«
    Diese Bemerkung

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