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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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bekommen, den sie verdienen?«
    »Das Leben ist grausam, Liebling. Aber ich habe gestern mit ihren, ähm, Leuten gesprochen, und die wollen, dass ich auch für die nächste Platte etwas schreibe. Offenbar hat es ihr sehr gefallen.«
    Normalerweise hätte er gesagt, sie solle das nur tun, wenn sie wolle – aber unter diesen Umständen … »Elise, es ist gar nicht schlecht, ein zweites Standbein zu haben.«
    »Ja, aber du weißt doch, dass ich nicht gern die Märtyrerin der Kunst spiele. Bloß, es ist leicht verdientes Geld. Ein Takt in der Schleife, nach dem die Leute mit dem Hintern wackeln wollen, dazu einen eingängigen Aufhänger, obendrauf eine ätherische, erotisch klingende Stimme, damit das Ganze den Euroklang bekommt, den sie haben will, und das Ganze fünf Minuten lang wiederholen. Mehr ist es nicht.«
    »Und den Scheck einlösen«, erinnerte er sie.
    »Natürlich. Wie konnte ich das Beste daran vergessen?«
    Er trank noch einen Schluck Bier und fragte sich, wie lange sie noch zusammen sein mussten, damit er wirklich glaubte, dass sie ihn geheiratet hatte. Manchmal grauste es ihm bei dem Gedanken, dass sie seine Frau war. Wenn sie mit den Jungs von Pearl Jam oder den Stone Temple Pilots oder wem auch immer ausging, verabschiedete er sich von ihr mit einem Magen voller Nudeln und der Ermahnung, dass sie ihn anrufen solle, wenn sie zu viel getrunken habe, um nach Hause zu fahren. Was für ein Blödsinn. Diese Jungs waren reich und berühmt und talentiert und verstanden ihre Musik sogar. Wenn sie jemals herausfand, dass er so empfand, würde sie tagelang lachen. Aber er konnte nicht anders.
    »Du bist nicht unglücklich, oder?«, hörte er sich sagen.
    »Was meinst du damit? Wegen der Sache mit Madonna?«
    »Nein. Ich habe es eher allgemein gemeint. Weil wir in einem Vorort wohnen. Weil wir einen Minivan fahren.«
    »Was ist denn in letzter Zeit mit dir los, Matt? Natürlich nicht. Ich würde nichts ändern wollen. Gar nichts. Aber jetzt, wo du es sagst, finde ich es schon eigenartig, dass ich einen Minivan fahre.«
    »Du hast gesagt, er wäre praktisch, weil du Kalis Kindersitz und ein komplettes Schlagzeug darin unterbringen kannst«, erinnerte er sie.
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Aber ja. Mir geht’s gut.«
    Eine kleine Pause entstand, und als sie wieder sprach, klang ihre Stimme ein wenig zögerlich. »Und was ist mit dir ? Bist du unglücklich?«
    »Ich? Warum sollte ich?«
    »Ich weiß es nicht. Weil deine Kollegen glauben, dass du eine Spinnerin zur Frau hast? Du hast es nie erwähnt, aber es dürfte dir nicht entgangen sein, dass meine Songs bei Anhörungen der Regierung erwähnt wurden, in denen es um Texte von Rocksongs ging. Ich wette, dass das ein beliebtes Gesprächsthema vor der Kaffeemaschine im Heimatschutz ist.«
    Egan musterte einen Fleck an der Decke, der wie ein Elefant aussah. »Das sind doch nur Politiker, die ihren Posten behalten wollen. Je mehr Angst sie den Leuten machen, desto einfacher ist es für sie, wiedergewählt zu werden.«
    Er hörte, dass sie einen tiefen Seufzer ausstieß. »Das gelingt ihnen jedenfalls sehr gut.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß nicht. Als ich jung war, war alles schwarz und weiß. Ich fühlte mich so geborgen in meiner … Soll man es Ethik nennen? Oder Philosophie? Ich war mir so sicher, dass ich anders war. Aber vielleicht war ich nur jung. Und jetzt bin ich das nicht mehr.«
    »Elise, du bist gerade einunddreißig geworden. Das Altersheim kann noch eine Weile warten.«
    »Du weißt, was ich meine. Ich habe mir gestern die Nachrichten angesehen, und es war alles so furchtbar. Was, wenn diesem Verrückten, der hier herumrennt und Frauen umbringt, Kali in die Hände fällt? Oder wenn irgendein Araber, der glaubt, Gott würde nur zu ihm sprechen, sie in die Luft jagt? Oder wenn ein Teenager, der zu Hause nicht genug Aufmerksamkeit bekommt, irgendwann in ihren Kindergarten kommt und sie ohne jeden Grund erschießt?«
    »Die Medien sind auch nicht anders als die Regierung, Elise. Alle haben den Eindruck, dass sich die Vereinigten Staaten zum gefährlichsten Ort der Welt entwickeln, aber das stimmt nicht. In mancher Hinsicht wird das Land sogar sicherer. Aber die Nachrichtensender, die rund um die Uhr Programm machen, müssen die Hörer am Ball halten, damit sie ihre Babywindeln oder Geländewagen oder was auch immer verkaufen können. Leute, die glauben, dass sie in Gefahr sind, wechseln nicht

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