Die letzte Mission
und gab.
Fade starrte eher halbherzig auf sein Blatt, während er gleichzeitig die Ärzte und Schwestern hinter der langen Theke zu seiner Linken beobachtete. »Ich nehme …«
»Die Vergiftungsopfer kommen in zwei Minuten rein«, hörte er eine der Schwestern sagen.
»Wie viele?«, fragte jemand.
»Sieben. Alle vom gleichen Ort.«
Der Mann wedelte mit einer Hand vor Fades Gesicht herum. »Alles in Ordnung mit Ihnen? Wollen Sie noch Karten?«
»Ja. Geben Sie mir drei. Und da das mein letztes Blatt sein wird, setze ich einfach alles.«
Fade schob seinen Stapel Münzen in die Mitte des Tisches und knallte zwei Zweier auf den Tisch. Wie vorherzusehen war, verlor er. »Sieht so aus, als hätten Sie jetzt eine Glückssträhne.« Er stand auf und schüttelte dem Mann die Hand. »Ich hoffe, es wird alles gut.«
Als Fade um die Ecke bog und den Korridor hinunterging, wurde die große Doppeltür am anderen Ende aufgestoßen, sodass zu sehen war, wie mehrere Männer eine Rolltrage aus einem Rettungswagen zogen. Sie gaben sie an zwei Krankenpfleger weiter und beugten sich wieder ins Innere des Wagens, um Opfer Nummer zwei herauszuholen.
Als die erste Trage durch die Doppeltür gerollt wurde, war sie schon von Ärzten und Krankenschwestern umgeben. Fade hörte, wie die Sanitäter einen ersten Bericht gaben, während sich der Patient, der teilweise von einem mit Erbrochenem verschmierten Tuch verdeckt wurde, vor Schmerzen krümmte.
Arzt in der Notaufnahme zu sein war bestimmt kein schlechter Job, dachte Fade. Es nahm einen sowohl intellektuell als auch körperlich in Anspruch und schien die gleiche hochkonzentrierte Intensität zu erfordern wie ein Kampfeinsatz. Vielleicht hätte er in der Schule besser lernen und diesen Weg einschlagen sollen. Sonderlich schwer war es sicher nicht. Es flogen einem keine Kugeln um die Ohren, und man musste nicht mit der Präzision arbeiten, die man zum Beispiel für eine Schwalbenschwanzverbindung brauchte.
Fade blieb stehen, als er in der Nähe des ersten Patienten war, und stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich das Gesicht anzusehen. Als sich eine der Krankenschwestern vorbeugte, um eine Infusion vorzubereiten, konnte er einen Blick auf eine Frau Anfang dreißig mit dunklem Haar und schmalem Gesicht erhaschen. Nach kurzem Nachdenken kam er zu dem Schluss, dass es Kelly Braith sein musste. Die grünliche Gesichtsfarbe hatte ihn etwas verwirrt.
Eine Trage nach der anderen wurde hereingerollt. Fade suchte sich einen Platz an der Wand, von dem aus er alles im Blickfeld hatte.
Eine attraktive, wenn auch etwas streng wirkende junge Frau, deren Augen Schwierigkeiten hatten, sich an etwas festzuhalten. Ein Mann in den Vierzigern, der wie ein Buchhalter nach einer Überdosis aussah …
Fade legte die Hand über die Nase und trat zögernd einen Schritt vor, als eine Trage auf ihn zugerollt kam, auf der ein Mensch in den richtigen Abmessungen lag. Zwar hatte er schon Schlimmeres gerochen, aber angenehm war es nicht gerade. Auf der Ekelskala ungefähr zwischen schmutzigen Windeln und der Massenverbrennung von Leichen.
Eine Krankenschwester eilte an ihm vorbei und zog das Tuch zurück, unter dem Hillel Strand zum Vorschein kam, der sich in diesem Moment auf den Fußboden übergab. Fade griff nach der Waffe in seinem Gürtel, während er gleichzeitig versuchte, Strands Mageninhalt auf dem Boden auszuweichen.
»Sir!«, schrie ihn eine Krankenschwester an. »Gehen Sie aus dem Weg!«
Fade ignorierte sie und ließ sich seine gute Laune nicht verderben. Es war das passende Ende für diesen Kotzbrocken. Eigentlich war es eine Schande, ihn in dieser beschämenden Lage zu erschießen. Ach, was soll’s.
»Sir!«
Sie bemerkte die Waffe in dem Moment, in dem Fade Matt Egan sah. Er rannte am Rettungswagen draußen vorbei und stürmte durch die Doppeltür herein. Manchmal war dieser Kerl ein echter Spielverderber.
Die Krankenschwester ließ sich auf den Boden fallen, wo sie in Strands erbrochener Karottentorte landete, und schrie: »Eine Waffe! Eine Waffe!« Alle rannten auseinander, doch zuvor gab einer der Sanitäter der Trage einen kräftigen Stoß, sodass diese den Korridor hinunterrollte und Fade ohne Deckung war. Er duckte sich, rannte hinter die Trage, auf der Kelly Braith lag, und zielte mit der Waffe über ihre heftig keuchende Brust.
Egan hatte die Gelegenheit verpasst, dem Ganzen ein schnelles Ende zu bereiten, und musste hinter einem Getränkeautomaten in Deckung gehen.
»Lass
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