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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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der die Details zu den Transfers kannte. Aber jetzt hat Forster alles in der Hand, und offenbar sind in bestimmten Kreisen Gerüchte im Umlauf. Es heißt, jemand habe Informationen verkauft.«
    »Und nun? Warum erzählen sie mir das jetzt? Was wollen sie?«
    »Sie wollen, dass du schnell machst. Bevor sich der Verdacht erhärtet, bevor etwas passiert, das …«
    »Das was? Was für ein Verdacht? So eine Sache kann ich nicht in zwei Tagen organisieren! Was wollen sie?«
    »Ich muss Schluss machen. Ciao.«
    »Nein, warte! Lina, was wollen sie? Lina?«
    Stille.
    »Lina?«

24
Vorsichtsmaßnahmen
    »Vielleicht sollten wir das Ganze lassen.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Aber wenn Gerüchte kursieren …«
    »Ist nicht dein Ernst.«
    »Aber wenn in diesen Kreisen …«
    »Nein!«
    Salviati seufzte. Forster sah ihm direkt in die Augen und sagte:
    »Wag es nicht. Ich hab deine Tochter, und du erledigst diesen Überfall für mich, okay?«
    Sie waren in Forsters Büro. Vor dem Schreibtisch saßen Contini und Salviati auf verchromten, stoffbespannten Stahlstühlen. Hinter dem Schreibtisch, daneben und auf der anderen Seite des Zimmers und dann wieder hinter dem Schreibtisch lief Forster. Nervös, dachte Contini. Beinahe verängstigt. Als wenn er auf diesen Überfall nicht mehr verzichten könnte.
    »Wir haben kein Glück gehabt«, sagte Salviati. »Aber wir sollten jetzt nicht mit dem Feuer spielen.«
    »Was willst du damit sagen?« Forster stürzte auf ihn zu. »Ist dir klar, dass du in diese Geschichte einen verdammten Detektiv reingezogen hast?«
    »Und du hast meine Tochter reingezogen.«
    »Nicht zu fassen!« Forster verdrehte die Augen. »Na schön, ich habe Druck auf dich ausgeübt. Das sind Geschäfte, oder? Deine Tochter schuldet mir Geld. Aber wann hat man jemals einen Dieb gesehen, der gemeinsame Sache mit einem Detektiv macht?«
    Forster wetterte und Contini schwieg. Es war das erste Mal, dass sie sich begegneten. Contini wäre lieber im Hintergrund geblieben, aber da der Überfall zu platzen drohte, war ein Treffen an diesem Punkt unvermeidlich.
    Schließlich war es an Salviati, die Situation zusammenzufassen.
    »Wenn jemand Verdacht geschöpft hat, ist die Sache in jedem Fall zu riskant.«
    »Ich kann’s nicht fassen.« Forster umrundete den Schreibtisch und ließ sich dann auf den verchromten, stoffbespannten Stuhl fallen. »Wieso mimst du den Feigling? Es gibt keinen Verdacht, das sind nur Gerüchte, Gerede unter den Angestellten!«
    »Wenn es auch nur den leisesten Verdacht gibt«, sagte Salviati, »ist es besser, die Finger davon zu lassen. Du gibst mir meine Tochter zurück und ich …«
    »Nicht mal im Traum! Hör zu, Salviati, und merk dir eins.« Forster stützte die Hände auf den Schreibtisch. »Du wirst diesen Überfall machen. Ich hab dich von dem Verdacht wissen lassen, damit du Vorsichtsmaßnahmen ergreifen kannst, aber …«
    »Was für Vorsichtsmaßnahmen?«
    »… aber deine Tochter ist in meiner Hand! Deshalb wirst du diesen Überfall machen!«
    »Aber …«
    »Du wirst diesen Überfall machen. Schluss, aus!«
    Salviati erhob sich.
    »Ich werd diesen Überfall machen. Aber …«
    »Na bitte!«
    »Aber wenn die Sache nicht läuft wie…«
    »Es wird gut laufen.«
    »Aber ich …«
    »Denk lieber darüber nach, wie du an das Geld kommst.«
    »Es ist nicht nur eine Frage des Geldes.«
    »Für ihn schon.«
    »Aber nicht für uns. Ich habe eine Tochter, die ich wer weiß wie lange nicht mehr gesehen habe, und jetzt muss ich stehlen, um sie zu befreien, muss Freunde in eine Geschichte reinziehen, die übel enden kann.«
    »Lass uns nicht den Kopf über ungelegte Eier zerbrechen.«
    »Warum hilfst du mir, Elia? Sag mir die Wahrheit, was bringt dich dazu?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Stimmt das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Contini und Salviati waren in den Wäldern oberhalb von Corvesco unterwegs. Die Dunkelheit war vor Kurzem hereingebrochen. Die Stunde, zu der die Füchse ihr Tagversteck verlassen und sich auf einen nächtlichen Streifzug vorbereiten. Contini hatte seinen Fotoapparat dabei, beide trugen dunkle Kleidung.
    »Ist es richtig, dass ich euch alle mit reinziehe? Ist es richtig, dass ich dich in diese Geschichte verstrickt habe?«
    »Erinnerst du dich, Jean? Vor fast zwanzig Jahren, in den Kellern dieser Villa?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Siehst du. Jetzt ist es genau dasselbe.«
    In einer Septembernacht ist der Wald etwas ganz Besonderes. In den Baumstämmen und den Felsen

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