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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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und Gartenarbeit lieben konnte. Das fragte sie auch Salviati. Der war verwundert.
    »Ich liebe keine Raubüberfälle. Wer hat das behauptet?«
    »Na ja, also, du bist doch … wie soll ich sagen, ein Dieb, oder?«
    »Ich bin es nicht mehr. Und außerdem ist es mit der Gärtnerei ähnlich. Man braucht Sorgfalt, Geduld und Risikobewusstsein.«
    »Risikobewusstsein?«
    Salviati holte zu einer weiten Geste aus.
    »In diesem Garten ist es unabdingbar!«
    Francesca lachte und schüttelte den Kopf. Allmählich fing sie an zu begreifen, weshalb Contini und Salviati sich so gut verstanden. Sie genoss noch ein wenig die frische Luft, während Salviati die Pflanzen wässerte. Mit ihrer dunklen Haut und dem etwas wilden Haar hätte Francesca eine Naturfreundin sein können. Aber sie fühlte sich als Städterin: Sie mochte Begegnungen, die Möglichkeiten des Austausches, die ein Dorf nicht bieten kann.
    Contini ist anders gestrickt, dachte sie. Und auch Salviati. Sie fragte sich, weshalb sie immer mit Leuten zusammenkam, die vollkommen andere Vorlieben hatten als sie. Aber ist nicht letztlich das der wahre Erfahrungsaustausch?
    Salviati duschte, zog eine alte Jeans und einen Fleecepulli über. Dann zündete er im Kamin der Wohnung ein Feuer an.
    »Es ist bereits September und wird langsam kühl.«
    Sie tranken einen Aperitif. Francesca fühlte sich wohl in Gesellschaft des alten Diebes. Er war einer der wenigen Menschen, der sie verstand, wenn sie von Contini sprach. Die Leute hielten sie für verrückt, aber Francesca hatte in Contini einen emotionalen Halt, eine Sicherheit gefunden, auf die sie nicht mehr verzichten konnte. Auch wenn er natürlich ein verdrehter, schweigsamer, verschlossener und ziemlich kauziger Detektiv blieb.
    »Was meinst du?«, fragte Salviati. »Wollen wir was essen gehen?«
    »Hast du keine Küche hier?«
    »Ich habe nichts eingekauft.«
    »Ach so, na dann müssen wir uns ein Restaurant suchen …«
    Die Wohnung war ziemlich abenteuerlich eingerichtet. Die Möbel stammten vermutlich von einem Wohltätigkeitsbasar: ein Sofa mit quietschenden Federn, ausgeleierte, braune Sessel, die aussahen wie fette Schnecken, ein Sperrholztisch und Gartenstühle. Aber an diesem Abend herrschte ein schönes Licht, mit dem Kaminfeuer und den letzten Sonnenstrahlen, die durchs Fenster hereinfielen. Salviati wollte nicht gleich gehen. Er zündete die Pfeife an und forderte Francesca zu einer Partie Backgammon auf. Sie kannte die Regeln nicht.
    »Es ist nicht schwer, du wirst sehen …«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Gesellschaftsspiele magst.«
    »Nur dieses.« Salviati schüttelte den Würfelbecher. »Es ist ein Spiel, das mir schon immer gefallen hat.«
    »Und warum?«
    »Hat dir Elia beigebracht, so viele Fragen zu stellen?«
    Francesca lächelte.
    »Weil es einen langen Weg gibt, um nach Hause zu kommen«, erklärte Salviati, während er den ersten Zug setzte. »Man muss Gefahren meiden und das Glück für sich nutzen. Das gefällt mir.«
    »Verstehe …« Francesca warf die Würfel. »Drei und eins. Ist das ein guter Anfang?«
    »Ein optimaler Anfang. Die klassische Eröffnung ist …«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    Salviati fuhr zusammen. Im ersten Moment begriff er nicht, was los war, dann fiel sein Blick auf das Handy, das auf der Ablage vor dem Kamin lag. Er sah Francesca an, und beide ahnten, wer es war.
    »Lina?«
    »Ciao …«
    In der Stille hörte auch Francesca Linas Worte. Sie wollte sich zurückziehen, aber Salviati gab ihr ein Zeichen zu bleiben. Sie sah seinen besorgten Blick, die tiefen Falten auf der Stirn.
    »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut … ich hab es satt, hier zu sein.«
    »Aber sie behandeln dich gut?«
    »Ich wollte nicht, dass es so weit mit mir kommt.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Lina.«
    »Doch, es ist meine Schuld.«
    Francesca bemerkte, dass Salviatis Atem kürzer ging, die Augen ihren Glanz verloren. Und dennoch hatten er und seine Tochter sich vor dieser Geschichte monatelang nicht gesehen, nicht einmal telefoniert.
    »Lina«, wiederholte er, »ich hoffe, sie behandeln dich gut.«
    »Ja. Ich bin hier mit Elton. Er …«
    »Wo hier? Ihr seid nicht mehr im Bavonatal.«
    »Ich kann nicht.«
    Schweigen.
    »Ich wollte dir sagen, dass ich hier mit ihm bin, und er will, dass ich dir eine Nachricht überbringe. In der Bank schöpfen sie Verdacht.«
    »Verdacht? Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat Matteo ein paar Fragen zu viel gestellt.«
    »Matteo?«
    »Er war es,

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