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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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mit einem Blick zu Geoffrey Scovill. »Wie war das mit Schwester Winifred? Er hat sie angegriffen?«
    »Ja.«
    »Und Bruder Edmund, ihr älterer Bruder, verteidigte sie, indem er Lord Chester einen so wuchtigen Schlag versetzte, dass er zu Boden stürzte?«
    Ich nickte.
    »Und Bruder Richard?«
    Verwirrt sah ich zur Priorin.
    »Was wollt Ihr über ihn wissen?«, fragte sie.
    »Bruder Richard hat erklärt, er habe Lord Chesters Besuch nicht gewünscht und sich gegen die Ausrichtung des Festmahls ausgesprochen.«
    »Das ist richtig«, bekannte die Priorin mit einem gewissen Unbehagen.
    »Beide Brüder also empfanden Lord Chester gegenüber eine Form von Feindseligkeit.«
    »Ihr seid auf dem falschen Weg«, sagte die Priorin. »Sie sind beide Ordensbrüder. Niemals würden sie eine solche Tat begehen.«
    »Aber Bruder Edmund hat sich sehr wohl zu einer Gewalttat gegen Lord Chester hinreißen lassen. Nur Stunden bevor dieser getötet wurde«, hielt Richter Campion ihr, in härterem Ton jetzt, entgegen. »Und die gestrige Nacht hat er im Hospital verbracht, nicht im Quartier der Brüder, das sich in einem abgetrennten Gebäude befindet.«
    In Panik sprang ich auf. »Niemals würde er so etwas Schreckliches wie einen Mord begehen«, rief ich erregt. »Das ist ganz ausgeschlossen. Bruder Edmund ist ein herzensguter Mensch, ein wahrer Mann Gottes. Er hilft den Menschen.«
    Drückendes Schweigen breitete sich aus. Der Coroner hatte aufgehört zu schreiben, und die drei Männer sahen einander an. Richter Campion nickte Geoffrey Scovill zu, worauf dieser eilig das Zimmer verließ.
    »Jemand hat Lord Chester getötet, und das ist eine schreckliche Tat, da stimme ich zu«, sagte Richter Campion. Er war wieder großväterlich freundlich, aber ich fühlte mich nicht mehr wohl mit ihm. »Ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass der Mörder jemand ist, der ihm tiefen Hass entgegenbrachte.«
    »Daran besteht kein Zweifel«, brummte Coroner Hancock.
    »Ganz gewiss haben wir es
nicht
mit einem Dieb zu tun, der in der Gegend herumstrolchte«, fuhr Richter Campion fort. »Ein Dieb hätte die Ringe an sich genommen, die er an seinen Fingern hatte   – sie sind ein Vermögen wert   –, und es hätte mehr Lärm gegeben. Aber Lady Chester, die in dem Gemach neben dem ihres Gatten schlief, hat nichts gehört. Die Türen waren geschlossen, und die Mauernsind dick, aber sie hätte es zweifellos gehört, wenn es einen Kampf gegeben hätte.«
    Die Priorin sagte: »Aber Lord Chester wurde im Schlaf getötet.«
    »Das glaube ich nicht, Ehrwürdige Priorin. Schwester Joanna hat uns einen Mann beschrieben, der im Augenblick des Angriffs aufrecht im Bett saß. Er ist nicht aufgestanden, hat nicht versucht, seinem Angreifer zu entkommen. Meiner Meinung nach hat derjenige, der das Zimmer betreten hat, sich so verhalten, dass Seine Lordschaft zunächst keinen Anlass sah, um sein Leben zu bangen. Und der Schlag wurde von einem kräftigen Mann mit großer Wucht geführt.«
    »Er hatte Feinde bei Hof«, beharrte die Priorin.
    Richter Campion nickte. »Sicher, ja. Ein Mord innerhalb dieser Mauern würde auch das Kloster in Verruf bringen, ja, die ganze klösterliche Lebensweise. Auf dem Weg hierher dachte ich an einen fanatischen Reformator, der mit einem solchen Akt die alten Traditionen in den Schmutz ziehen will.« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Aber um Lord Chester hier zu töten, hätte er wissen müssen, dass er im Gästehaus übernachtete. Das war aber eine Augenblicksentscheidung, die erst nach dem Festmahl getroffen wurde. Wie hätte ein Außenstehender davon wissen sollen? Und woher hätte er die Lage der Räumlichkeiten kennen sollen? Weiter stellt sich die Frage, wie er in das Kloster, das abgeschlossen und bewacht war, hineingelangt sein soll. Es dürfte niemandem möglich gewesen sein, sich zu den Gästeräumen Zutritt zu verschaffen, weder von außen noch von der Klausur aus. Und schließlich wäre da noch das Reliquiar.«
    Mir war eiskalt geworden.
    »Ich finde es interessant, dass Lord Chester mit dem Reliquiar getötet wurde, dem Heiligsten, was Ihr besitzt. Mit eben jenem Stück, das er während des Mahls zur Verhöhnung der Nonnen mit Verachtung behandelt hatte. Seid Ihr nicht auch der Meinung, dass die Wahl der Waffe bedeutsam ist?«
    Der rhythmische Schlag seines Stocks auf dem Fußboden begleitete die Ausführungen des Richters während seiner Wanderungen.
    »Aber wie ist das Reliquiar von der Kirche ins Vorderhaus

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