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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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verräterische Absicht vorgeworfen werden konnte   – er wollte Euch lediglich beschützen, als die Wachen des Königs Euch vom Scheiterhaufen wegstießen. Aber es würde mich doch interessieren, wie Ihr, eine Novizin, die Beschützerinstinkte dieses jungen Mannes geweckt, wie Ihr überhaupt seine Bekanntschaft gemacht habt.«
    Um mich herum drehte sich alles. Nun würden Bruder Edmund und Bruder Richard erfahren, dass ich ihnen meine frühere Bekanntschaft mit Geoffrey Scovill verschwiegen hatte, und sie würden sich natürlich fragen, warum.
    »Er   – er war zufällig in der Menschenmenge in Smithfield und   – und er ist mir zu Hilfe gekommen«, stotterte ich. »Mehr gibt es da nicht zu sagen.«
    »Ihr kanntet ihn nicht schon vor diesem Tag?«
    »Nein.«
    »Und Ihr habt ihn seither nicht wiedergesehen?«
    Ich musste Geoffreys Geheimnis hüten.
    Heilige Gottesmutter Maria, vergib mir.
    »Nein«, wiederholte ich.
    Aber Layton war noch nicht zufrieden. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. »Bruder Richard und Bruder Edmund«, sagte er, »kennt einer von Euch einen gewissen Geoffrey Scovill? Wenn ich recht unterrichtet bin, ist er Constable des Bezirks Rochester. Das ist nicht weit von hier.«
    Gleich würde alles vorbei sein. Sagt es einfach und fertig, dachte ich.
    Aber Bruder Richard antwortete klar und ruhig: »Nein.«
    Und Bruder Edmund schüttelte den Kopf.
    Legh stieß einen Laut des Unmuts aus. »Wir haben genug Zeit verschwendet. Wir müssen den anderen Weg einschlagen. Der wird gewiss nicht so ins Leere führen.«
    Und damit staksten Layton und Legh aus dem Lokutorium hinaus und ließen uns auf unserer langen, harten Bank sitzen.
    Ich spürte Bruder Richards zornigen Blick, noch bevor ich mich ihm zuwandte.
    »Wisst Ihr eigentlich, was Ihr getan habt?«, stieß er grimmig hervor. »Diese Lüge könnte Euch vernichten   – und uns beide dazu.«
    »Warum habt
Ihr
gelogen?«, fragte ich. Aber er stürmte zur Tür hinaus, ohne mich einer Antwort zu würdigen.
    Ich sah Bruder Edmund an. »Lasst mich das erklären«, bat ich.
    Auch Bruder Edmund war aufgestanden. In seinem Blick lagen Bitterkeit und Verwirrung.
    »Ich richte niemanden«, sagte er. »Wir alle sind schwach und nicht gegen die Sünde gefeit.«
    Verzweifelt umfasste ich seine Hand. »Bruder, hört mir zu, ich bitte Euch.«
    Er entzog sich. »Ich muss zu meiner Schwester   – sie braucht mich.« Er folgte Bruder Richard in den Gang hinaus.
    Ich war allein.
     
    Richard Layton und Thomas Legh und ihre Leute verließen Kloster Dartford bei Sonnenuntergang. Ich rechnete mit einer Bekanntmachung zur Vesper oder mit einer Versammlung im Kapitelsaal. Man würde das Kloster bald schließen, ich zweifelte keinen Moment daran. Die Verwüstung der Gemächer der Priorin war nur der erste Schritt gewesen.
    Obwohl ich wusste, dass ich nicht willkommen sein würde, beschloss ich, vor dem letzten Gebet noch ins Hospital zu gehen. Ich hörte Schwester Winifreds weiche, melodiöse Stimme gleich, als ich eintrat. Husten und Fieber hatten nachgelassen. Sie saß auf ihrem Lager und sprach mit Bruder Edmund, der irgendwelche Kräuter im Mörser zerstampfte.
    »Schwester Joanna!«, rief sie erfreut. »Ich habe Euch seit heute Morgen nicht gesehen. Wisst Ihr schon, dass ich bald ins Dormitorium zurückkehren darf?«
    Bruder Edmund hielt den Kopf über den Mörser gesenkt und drehte sich nicht um.
    »Eure Genesung ist das Werk Gottes«, sagte ich.
    »Es gibt noch bessere Neuigkeiten«, versetzte sie. »Das Kloster wird nicht aufgelöst. Schwester Rachel war eben hier und hat es uns mitgeteilt.«
    Ich war sprachlos. »Hat sie gesagt, warum nicht?«
    Bruder Edmund erklärte: »Genau gesagt, haben sie die Entscheidung bis zum Frühjahr aufgeschoben, also bis zu dem Zeitpunkt, für den die Inspektion ursprünglich vorgesehen war. Da werden sie wiederkommen.«
    Ich war unglaublich froh, dass Bruder Edmund mich nicht ignorierte, dennoch wunderte mich diese Entwicklung. Warum wollte die Kommission warten?
    »Was ist denn, Schwester?«, fragte Schwester Winifred. »Ihr seht heute Abend gar nicht sehr fröhlich aus. Und mein Bruder ebenso wenig. Kann ich irgendwie helfen?«
    Bruder Edmund wandte sich von mir ab. Eine schreckliche Spannung erfüllte den Raum. Ich neigte mich zu Schwester Winifred hinunter und küsste sie auf die Wange, die jetzt so kühl war wie meine. »Ich muss ins Dormitorium und nach Schwester Christina sehen«, sagte ich ruhig. »Möge Gott Euch eine

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