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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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knieten vor ihr nieder und schlossen die Augen.
    Leise sprach sie: »Möge Gott Vater uns segnen und heilen. Möge der Heilige Geist uns erleuchten und uns Augen geben zu sehen, Ohren zu hören und Hände, das Werk Gottes zu tun. Amen.«
    Ich stand auf und knickste noch einmal. »
Gracias a Dios y la Virgen
«, sagte ich.
    Ihre Augen glänzten feucht, als sie lächelnd nickte.
    »Ich weiß, dass Ihr nun mit dem Herzog von Norfolk und Bischof Gardiner zu sprechen wünscht.« Ich ging raschen Schritts rückwärts zur Tür, denn niemals durfte man einem Mitglied der königlichen Familie den Rücken zuwenden. »Und so erlaube ich mir, mich zu verabschieden.«
    »Nur wenn Ihr versprecht, mir zu schreiben. Und recht oft«, sagte sie.
    »Es wäre mir eine Ehre.« Ich war jetzt fast an der Tür, Bruder Edmund neben mir.
    Er öffnete mir. Ich warf einen letzten Blick auf Lady Maria und dann auf Bischof Gardiner. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte.
    Draußen war es dunkel geworden. John weinte beinahe vor Erleichterung, als wir kamen. »Alle sind gegangen, aber von Euch war keine Spur zu sehen   – ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Könntest du uns jetzt direkt nach Dartford bringen, John?«, fragte Bruder Edmund. »Kennst du die Straßen gut genug?«
    »Ja, sicher, das mach ich«, versprach er. »Ich hab solche Sehnsucht nach meiner Frau, Bruder Edmund, ich würde alles tun, um heute noch heimzukommen.«
    Als wir die Auffahrt hinunter zur Paradise Street ritten, fragte ich Bruder Edmund: »Wird Gardiner meinen Vater freilassen?«
    »Das muss er. Er hat der Prinzessin sein Wort gegeben.«
    »Und wir? Sind wir vor ihm sicher?«
    Er drehte sich im Sattel um und blickte noch einmal zum Haus zurück. »Für kurze Zeit«, meinte er. »Vielleicht nur heute Nacht. Er wird sofort versuchen in Erfahrung zu bringen, was wir hier wollten und warum wir nicht in Dartford geblieben sind.«
    »Wenn mein Vater freigelassen wird«, sagte ich mit plötzlicher Erkenntnis, »hat Gardiner keine Macht mehr über mich.«
    »Ja«, antwortete Bruder Edmund. »Dann braucht Ihr nicht mehr nach der Krone zu suchen.«
    »Was soll das?«, rief ich zornig. »Glaubt Ihr, dass ich nur wegen meines Vaters versucht habe, die Krone zu finden? Ich möchte die Klöster retten, genauso sehr wie Ihr.«
    Unbeholfen beugte sich Bruder Edmund zu mir herüber und berührte meinen Arm. John war uns bereits weit voraus, wir mussten aufhören zu reden, damit wir schneller reiten konnten. »Ich habe große Achtung vor Eurer Hingabe«, sagte er. »Wirklich.«
    »Dann machen wir weiter   – zusammen?«, fragte ich. »Und werden nach unserer Rückkehr alles tun, was in unserer Macht steht?«
    Er nickte.
    »Bruder, was habt Ihr auf der Tapisserie erkannt?«, fragte ich. »Irgendetwas hat Euch sehr bestürzt. Was hat es mit diesen tanzenden Schwestern auf sich?«
    »Ich glaube, es sind die Plejaden«, sagte Bruder Edmund.
    »Und wer sind die Plejaden?«, fragte ich. »Welche Bedeutung hat der Tanz?«
    Bruder Edmund sagte zurückhaltend: »Sie tanzen für jemanden.«
    »Für wen?«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Ich hatte den Eindruck, dass ihre Bewegungen ziemlich wild waren, vielleicht sogar zornig. Ihr müsst es mir sagen: Für wen tanzen sie?«, fragte ich erregt. War es möglich, dass Bruder Edmund mir, nach dem, was wir eben gemeinsam durchgestanden hatten, etwas vorenthielt, was er wusste?
    Aber dann antwortete er mir schließlich doch. »Sie tanzen für ihren Vater, Schwester Joanna.«
    Was war daran so schlimm? Verwirrt blickte ich zu ihm hinüber. Selbst in der Dunkelheit der Landstraße konnte ich in Bruder Edmunds Augen das Flackern der Furcht erkennen.
    Und er gab seinem Pferd die Peitsche, was er bisher noch nie getan hatte, als könnte er nicht schnell genug nach Dartford kommen.

Kapitel 45
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte ich zu Bruder Edmund.
    Ich wusste nicht, was uns nach mehr als zweiwöchiger Abwesenheit in Dartford erwarten würde. Erschöpft und durchgefroren bogen wir von der Landstraße auf den Klosterweg ab. Es war nach Mitternacht, das Kloster würde schon geschlossen und abgesperrt sein.
    Aber als wir die Wegbiegung umrundeten, hinter der sich der erste Blick auf das Kloster zeigt, sahen wir am Pförtnerhaus eine Fackel leuchten. Dahinter stand das Tor zum Kloster trotz der nächtlichen Kälte offen. Ein Mann mit einer Laterne stand unter dem Tor, Gregory, der Pförtner.
    Wir sprangen von den

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