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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Pferden und liefen zum Tor.
    »Gregory, was ist hier los?«, fragte ich.
    Er kam die Stufen herunter, aber nicht, um uns zu begrüßen, sondern mit seitlich ausgestreckten Armen, als wollte er uns den Zutritt versperren.
    »Bleibt zurück«, sagte er.
    »Aber warum?«, fragte Bruder Edmund.
    »Der Büttel hat es angeordnet. Er hat gesagt, ich darf niemanden hereinlassen, bevor er in London Hilfe geholt hat. Er hat versprochen, bis Mitternacht zurück zu sein.«
    »Ja, aber wozu wird denn Hilfe benötigt?«, fragte ich bestürzt.
    »Die Priorin ist seit zwei Tagen verschwunden«, antwortete er. Jetzt, da wir ihm viel näher gekommen waren, konnte ich erkennen,wie abgekämpft er aussah. »Wir haben überall gesucht. Sie ist einfach verschwunden. Und heute Nachmittag dann sind auch noch Schwester Christina und Bruder Richard verschwunden.« Gregorys Stimme wurde schrill. »Sie verschwinden alle, einer nach dem andern. Das Kloster ist verflucht. Das sagen die Leute im Dorf, und bei Christi heiligem Blut, sie haben recht.«
    Bruder Edmund trat einen Schritt näher an den erregten Pförtner heran. »Gregory, du musst uns einlassen. Wir können sie vielleicht finden.«
    »Nein.« Gregory sprang die letzte Stufe hinunter, sodass er Bruder Edmund von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. »Der Büttel sagt, ohne seine Genehmigung darf hier niemand herein.«
    Ich versuchte, ihn zu überreden. »Wir gehen nicht in die Klausur. Wir wollen nur in den vorderen Räumen nachsehen. Vielleicht   …«
    Gregory stieß mich zurück. »Nein.«
    »Rühr sie nicht an«, sagte Bruder Edmund zornig. Unser Pförtner sprang auf ihn zu, und ehe ich recht begriff, was geschah, hatte er Bruder Edmund einen Schlag versetzt.
    Während sie vor der Treppe miteinander rangen, rannte ich um sie herum und schlüpfte durch das Tor.
    »Wartet auf mich, bitte«, rief Bruder Edmund mir nach. »Ihr könnt nicht allein gehen, das ist zu gefährlich.«
    »Halt, Schwester Joanna!«, brüllte Gregory.
    Ich hielt nicht an. Im Gegenteil, ich rannte aus Leibeskräften, vorbei am Standbild der Jungfrau Maria und weiter durch die Vorhalle. Dort bog ich ab. Im Amtszimmer der Priorin würde ich gar nicht erst nach der Tür zu den unterirdischen Gelassen suchen, ich wusste, dass sie dort nicht sein konnte, sonst hätten Cromwells Leute sie entdeckt.
    Ich riss eine Fackel aus einem Wandhalter und lief in den Gästeschlafraum. Ich tastete alle Wände, jede Nische und jeden Winkel ab, drückte gegen Borde und Kanten, wie der Abt in Malmesbury gegen die Mauer gedrückt hatte.
    Nichts.
    Ich hätte weinen können vor Zorn und Enttäuschung. Sie musste hier sein. Es musste einen Weg nach unten geben. Ich hatte keine Zeit, um jeden Zoll Wand abzuklopfen. Selbst wenn es Bruder Edmundgelang, den Pförtner zu überwinden, würde bald der Büttel mit seinen Leuten eintreffen.
    Es musste ein Zeichen geben, das verriet, wo die Tür sich befand; so wie das Löwenornament über der Tür in Norfolk House uns den richtigen Weg in den Festsaal gewiesen hatte.
    Die Eingebung kam mir, als ich mich an die Worte Catherine Howards erinnerte. »
Meistens befindet sich der Efeu vor dem Löwen. Aber über dieser Tür ist der Löwe vorn. Daher weiß ich immer, welche Tür ich nehmen muss.«
    Überall in Kloster Dartford waren mir die Ornamente mit der Krone und den Lilien begegnet. Immer war die Krone hinter dem Symbol des Dominikanerordens platziert. Nur an einem Ort nicht: in dem Raum, in dem Außenstehende mit den Nonnen sprechen durften   – oder mit der Priorin selbst, im Lokutorium.
    Draußen vor dem Kloster hörte ich laute Männerstimmen, als ich in das Zimmer stürzte, in dem ich zusammen mit Bruder Richard und Bruder Edmund von den Kommissaren Layton und Legh befragt worden war. Mir blieben nur Minuten.
    Ich lief zu der leeren Bücherwand direkt unter dem gemeißelten Ornament mit der Krone im Vordergrund und den Lilien dahinter. Ich schob meine flache Hand hinauf und hinunter. Ich drückte mit aller Kraft gegen die Seitenwände. Irgendwo musste ein verborgenes Schloss sein!
    Ganz oben gab die Wand nach. Ich hörte etwas aufschnappen und drückte, so fest ich konnte. Die Bücherwand glitt langsam einen Spalt auf.
    Die Fackel hoch erhoben, schob ich mich durch die Öffnung und schloss die Wand hinter mir.
    Der Raum, in dem ich mich befand, war klein, nicht mehr als zwei Fuß breit. Und sehr schmutzig. Das war etwas anderes als der gut instand gehaltene unterirdische Gang in

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