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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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schließlich begriff ich. Ich war Geoffrey Scovill entgegengekommen   – ich hatte mich ihm hingeben können, obwohl ich damit gegen meine Gelübde verstoßen hatte. Bis zu diesem Tag war ich in schamvoller Erinnerung an das, was George Boleyn mir angetan hatte, als ich sechzehn Jahre alt gewesen war, entsetzt zurückgeschreckt bei der Vorstellung, dass je ein Mann mich wieder berühren könnte. Schwester Christina hatte selbst in ihrem Wahnsinn erkannt, dass ich schwer verletzt worden war. Aber Boleyns Gemeinheit hatte mich nicht für immer beschädigt, wie ich das all die Jahre geglaubt hatte. Und endlich wusste ich auch etwas anderes mit Gewissheit: Ich war nicht aus Furcht vor einem Mann nach Kloster Dartford gekommen, sondern in der Hoffnung auf ein geistiges Leben und den wahren Glauben Christi.
    In dieser Nacht hatte ich den erschreckendsten Traum seit meiner Gefangenschaft im Tower. Wir Frauen klammerten uns voll Furcht und Schrecken aneinander. Die Äxte donnerten gegen die Tür, und wir hörten laute Rufe. Rauch füllte die Räume. In heilloser Angst wollte ich zum Fenster. Schwester Christina versuchte, mich zurückzuziehen. Ihre Finger schlossen sich um meinen Hals.
    »Nein, Schwester Christina, nein   – tut mir nichts!«, schrie ich und fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf.
    Keuchend und schwitzend lag ich in der Dunkelheit. Mein Herz hämmerte so laut, dass es mir in den Ohren dröhnte.
    »Jana?«, fragte Arthur.
    »Alles ist gut, schlaf weiter«, sagte ich mit erstickter Stimme und strich über seinen kleinen Arm.
    Manchmal bringt uns der Frühlingsanfang einen linden Tag, derKörper und Seele schmelzen lässt. Die Sonne schien hell und warm, als ich Arthur nach dem Morgengebet bei der Hand nahm und mit ihm zu den Überresten des alten Nonnenklosters auf dem Hügel hinaufging.
    Er hatte eine Schaufel mit langem Stiel bei sich. Er grub für sein Leben gern, man brauchte ihm nur eine Schaufel in die Hand zu drücken, dann konnte man sicher sein, dass er stundenlang beschäftigt war.
    »Sieh mal Arthur, wir können im Viereck gehen«, sagte ich. »Schau mir zu.« Ich fand das steinerne Fundament in der Erde, aus der sich jetzt grüne Triebe ans Licht kämpften. Ich ging voraus, sorgsam mit den Füßen die Steine ertastend. Arthur folgte mir vergnügt.
    Am Ende trat ich in die Mitte des Quadrats. Hier hatte ich zuletzt zu Allerheiligen mit Schwester Christina gestanden. Hatten die Nonnen der heiligen Juliana sich hier versammelt, bevor sie selbst das Feuer entzündet hatten? Ich blickte zu Boden und bemerkte eine Stelle, wo die Erde frisch umgegraben war. Lange starrte ich hinunter, während Arthur vergnügt herumsprang und mit Steinchen warf.
    »Arthur«, sagte ich schließlich. »Gib mir mal die Schaufel.«
    Da er nicht verstand, was ich wollte, nahm ich sie ihm sachte aus der Hand. »Graben«, sagte ich. »Wir graben.«
    Wir gruben mindestens eine halbe Stunde lang. Rücken und Hände taten mir weh. Aber Arthur war unermüdlich. Und er stieß schließlich auf den Deckel der Kiste. Triumphierend lachte er mich an, wie jeder Junge es bei der Entdeckung eines vergrabenen Schatzes getan hätte.
    Ich holte die Kiste aus der Grube. Ich wollte den Deckel öffnen, aber meine Hände zitterten so heftig, dass es mir nicht gelang.
    »Aufmachen, Arthur«, sagte ich. »Aufmachen.«
    Mein kleiner Bruder öffnete den Deckel. Ich brachte es nicht über mich, hinunterzuschauen, zu groß war meine Angst. Ich starrte nur in Arthurs verklärtes Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich der Glanz der Juwelen, die die Athelstan-Krone schmückten.
    Ich kämpfte meine Furcht nieder und betete laut. Die Augen fest geschlossen, hob ich die Hände zum Himmel und flehte um Rat und weise Entscheidung.
    Arthur stieß einen Laut aus. Ich wusste schon in der Sekunde, die ich brauchte, um die Augen zu öffnen, was geschehen war.
    Arthur hatte sich die Krone aufgesetzt.
    »Nein!«, schrie ich. Ich riss sie ihm vom Kopf   – sie war so schwer, ich weiß nicht, wie ich es fertigbrachte   – und stopfte sie wieder in die Kiste.
    Arthur begann zu weinen. Ich nahm ihn verzweifelt in die Arme und erdrückte ihn beinahe in meiner panischen Umarmung.
    »Geht es dir gut, Arthur?«, fragte ich immer wieder. Aber natürlich antwortete er nicht. Ich trocknete seine Tränen und küsste ihn auf die Wangen. Ein unsicheres Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück.
    »Alles wird gut, Arthur«, versicherte ich. »Alles wird gut.«

Kapitel 51
    »Eine

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