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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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trat er drohend vor mich hin, die schwarzen Augen verfinstert, die schmale Brust von erregten Atemstößen erschüttert. »Eure geliebte Cousine ist nicht mehr.
Ihr
seid jetzt unsere Sorge, Joanna Stafford. Und Ihr wollt mich glauben machen, dass eine Klosternovizin und Angehörige einer adeligen Familie, die eine Brutstätte von Verrätern an der Krone ist, eine treue Untertanin König Heinrichs sein kann?«
    Ich schwieg.
    »Seht Euch diese junge Frau an, Kingston«, rief er laut. »Es heißt immer, die Frauen der Familie Howard seien Unruhestifterinnen. Aber in Wirklichkeit sind die Stafford-Frauen, wie meine vermaledeite Ehefrau und diese junge Person hier, die schlimmsten Unruhestifterinnen im ganzen Land.«
    Er trat noch dichter an mich heran. »Niemand würde es mir verübeln, wenn ich Euch jetzt die Gerte spüren ließe. Niemand würde mir in den Arm fallen. Das wisst Ihr doch?«
    »Ja, und ich weiß auch, dass es Euch ein Vergnügen wäre«, gab ich unüberlegt zurück.
    Er streckte mich mit einem Faustschlag nieder. Meine Wange brannte, und ein dumpfes Dröhnen füllte meinen Kopf, als ich zu Boden stürzte. Das Gesicht auf das rissige Holz gedrückt, wartete ich auf weitere Schläge, auf die angedrohten Hiebe mit der Gerte. Würde er mich hier, im Tower, mit bloßen Händen töten, während Kingston ihm dabei zusah?
    Aber es geschah nichts. Als ich aufblickte, sah ich, dass Sir William Kingston zwischen uns getreten war. Er sagte kein Wort, erhob keine Hand gegen den Herzog, rührte keinen Finger, um mir zu helfen, stand nur da, bleich und angespannt. Der Herzog hatte mir den Rücken gekehrt, seine Schultern zuckten.
    Langsam richtete ich mich wieder auf, ohne Hilfe.
    »Kingston, bringt ihn jetzt herein«, befahl der Herzog mit leiser Stimme. Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir, und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er nicht besonders großgewachsen war. Kingston überragte ihn um Haupteslänge.
    Mit einem Nicken ging Kingston zur Tür. Auf sein zweimaliges Klopfen trat der Hauptmann der Wache ein, der Mann, der mich am Tor in Empfang genommen hatte. Er hielt einen zweiten jungen Mann am Arm gepackt, der ihm nur widerstrebend folgte.
    Es war Geoffrey Scovill.

Kapitel 8
    Geoffrey machte eine weit bessere Figur als am Abend unserer Ankunft, als er bewusstlos von der Anlegestelle in den Tower geschleppt worden war. Seine Kopfwunde war ordentlich verbunden worden, man hatte ihm zu essen gegeben und offensichtlich seine Kleider gesäubert. Hoch aufgerichtet, ohne Fesseln an den Händen, stand er vor uns.
    Aber er vermied es, mich anzusehen. Er lenkte seinen Blick mit gesenkten Lidern in eine Ecke des Kerkerraums. Welch ein Fehler von ihm, mir zu Hilfe zu eilen, dachte ich. Er war schließlich einer von ihnen; er war als amtlicher Beobachter nach Smithfield gekommen, um von dem ordentlichen Vollzug des königlichen Urteils Zeugnis abzulegen. Er wäre ein Narr, wenn er jetzt nicht von mir abrückte. Und ich hatte nicht den Eindruck gehabt, dass er ein Narr war.
    Seine Ankunft verlieh dem Herzog neue Entschlossenheit. Mit der Reitgerte auf Geoffrey weisend, fragte er mich scharf: »In welcher Verbindung steht Ihr zu diesem Mann?«
    »Es besteht keine Verbindung«, antwortete ich schnell.
    »War er nicht in Smithfield an Eurer Seite, als Ihr versucht habt, die Hinrichtung zu stören?«, bohrte der Herzog weiter. »Wozu hattet Ihr Euch mit ihm verschworen?«
    »Zu gar nichts, Durchlaucht. Ich war Mister Scovill kurz zuvor erst begegnet, als er mir zu Hilfe kam. Ein anderer Mann, ein grober Mensch, wollte mir etwas antun, und er hinderte ihn daran. Er versuchte, mich zu überreden, Smithfield zu verlassen, als Lady Bulmer zum Scheiterhaufen geführt wurde. Er war einzig um meine Sicherheit besorgt. Er wurde von einem der Wachsoldaten niedergeschlagen, als er mich zu meinem Schutz in die Menge zurückziehen wollte.«
    »Wie ritterlich.« Der Herzog lächelte. Ich hasste dieses schmallippige mokante Lächeln. Da waren mir seine Wutausbrüche lieber, selbst seine Schläge. »Ihr habt Euch also in Smithfield einen strammen jungen Beschützer geködert. Das scheint mir nicht gerade das korrekte Verhalten für eine Nonne zu sein.«
    Geoffrey hob mit einem Ruck den Kopf. Endlich sah er mich an und war fassungslos. Zweifellos bot ich, zerlumpt und zerzaust, mit einem blühenden Bluterguss auf der Wange, einen erbärmlichen Anblick.
    Der Herzog höhnte: »Aber Ihr seid ja noch keine richtige Nonne, nicht wahr, Joanna?

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