Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
Vom Netzwerk:
unterdrückten Fluch setzte sich der Herzog. »Sprecht, Miss Stafford. Was wolltet Ihr in Smithfield?«
    Ich faltete die Hände. »Ich bedaure die Unannehmlichkeiten, die ich verursacht habe, Durchlaucht. Ich wollte nur meiner Cousine, Lady Bulmer, bei ihrer Hinrichtung beistehen.«
    »Ah, Lady Bulmer. Lady Bulmer, meine heiligmäßige Schwägerin.« Die schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ihr wisst, dass Margaret kein Recht hatte, sich so zu nennen? Sie war nicht mit Bulmer verheiratet.«
    Ich starrte ihn bestürzt an. »Das ist nicht wahr.«
    Der Herzog wechselte einen Blick mit Sir William, der während des kurzen Austauschs mit seiner Frau näher getreten war. »Ihr glaubt, ich belüge Euch, junge Frau?« Ein erster drohender Unterton lag in seiner Stimme.
    Ich biss mir auf die Lippe. »Nein, Durchlaucht.«
    »Ihr angetrauter Gatte, William Cheyne, der Mann, mit dem ich sie vor zehn Jahren verheiratet habe, lebte noch, als sich Margaret oben im Norden mit Bulmer zusammentat. Das wusstet Ihr nicht?«
    »William Cheyne ist gestorben«, beharrte ich.
    »Ja, aber erst im April 1535 an der Franzosenkrankheit, diesernichtsnutzige Hurenbock. Tatsache ist, dass Cheyne ihr rechtmäßiger Ehemann war und sich 1534 noch seines Lebens freute, als sie mit Sir John Bulmer, diesem widerwärtigen Aufrührer, unter ein Dach zog. Meine Leute haben keinerlei Zeugnisse ihrer Eheschließung dort oben gefunden.«
    »Ich bin sicher, es gibt eins«, entgegnete ich, nach Kräften bemüht, nicht streitsüchtig zu erscheinen.
    »Kann sein, dass sie nach 1535 geheiratet haben, aber zu der Zeit hatte sie bereits Bulmers Sohn zur Welt gebracht.« Er machte eine Pause, um das wirken zu lassen. »Ihr scheint völlig ahnungslos von der Sittenlosigkeit Eurer Cousine. Ihr habt damals noch auf Stafford Castle gelebt, richtig? Ihr wart noch nicht in das Kloster Dartford eingetreten?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Daher wusstet Ihr nichts Näheres über ihr Leben in den letzten Jahren, wir verstehen. Sie kann also keine enge Gefährtin gewesen sein. Dennoch   – Ihr habt Euren Orden ohne die Erlaubnis der Priorin verlassen, wie wir hören. Ihr seid nach London gereist und habt Euch bei Margarets Hinrichtung einen unerhörten Auftritt erlaubt, Ihr und Euer Vater, indem Ihr versucht habt, die Beauftragten des Königs an der Ausübung ihres Amtes zu hindern. Das ist ein strafbarer Akt.«
    »Ich hielt es für notwendig, Durchlaucht.«
    »Aber warum, Miss Stafford?«, fragte er scharf und laut. »Wozu war es notwendig?«
    Was sollte ich sagen? Dieser hartgesottene Höfling und Soldat würde mich ja doch nicht verstehen, würde weder verstehen, was ich für Margaret hatte tun wollen, noch, wie wichtig es mir war.
    »Und was ist mit Eurem Vater?«, drängte er weiter. »Warum war es für ihn notwendig?«
    »Das weiß ich nicht«, stammelte ich. »Wir standen nicht in Verbindung vor der   – der Verbrennung. Und auch nachher nicht. Ich war überrascht, ihn in Smithfield zu sehen. So überrascht wie er, als er mich sah.«
    Er beugte sich vor, die Hand so fest um die Reitgerte geklammert, dass die Haut über den Knöcheln spannte. »Euer Vater hat sich mitdem Schießpulver beinahe selbst getötet. Warum zum Teufel sollte er für den Bankert seines toten Bruders sein Leben aufs Spiel setzen?«
    Ich zuckte bei dem hässlichen Wort zusammen.
    »Wenn nicht Euer Vater Euch nach Smithfield befohlen hat, wer dann?«
    »Niemand, Durchlaucht.«
    »Ihr seid nicht von göttlichen Visionen geleitet worden?« Der Herzog sah zu den Kingstons hinüber. Lady Kingston hatte wohl die Einzelheiten ihres Gesprächs mit mir, genau wie Bess vorausgesagt hatte, schnellstens ihrem Mann zugetragen.
    »Ich habe meinen Entschluss mit Hilfe von Gebeten gefasst, aber ich empfange keine göttlichen Visionen.«
    Der Herzog schüttelte den Kopf. »Das ist mir so unverständlich wie allen anderen. Es sei denn, hinter Eurem Handeln verbirgt sich etwas anderes, ein politisches Ziel. Ihr und Euer Vater wolltet mit Eurem Handeln ein Zeichen setzen und die Getreuen des Königs zur Abkehr anstiften.«
    »Nein, Durchlaucht, das war nicht meine Absicht«, erklärte ich fest. »Ich bin eine treue Untertanin. Mein Anliegen war persönlicher Natur.«
    Der Herzog schwieg lange. Draußen vor den Fenstern krächzte ein Vogel. Ein zweiter antwortete, dann ein dritter. Immer mehr Vögel stimmten ein. Offenbar war da draußen jemand, der sie fütterte.
    Als der Herzog von Norfolk

Weitere Kostenlose Bücher