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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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angespannt. »Thomas Becket trotzte seinem König. Er stellte den Papst über den König, genau wie Margaret und die anderen Aufrührer es taten und wie Ihr es jetzt tut. Ihr habt diesen Anhänger als Zeichen Eures Widerstands nach Smithfield mitgenommen.«
    Wieder schüttelte ich den Kopf, aber er bemerkte es gar nicht. SeineSchritte wurden schneller, seine Worte lauter. Sie hallten an den hohen Mauern meiner Zelle wider. »Als der König mich beorderte, seine Truppen nach Norden zu führen, um die gemeinen Verräter niederzuwerfen, die sich gegen ihren Herrscher erhoben hatten, erteilte er mir einen besonderen Auftrag, Miss Stafford. Wollt Ihr wissen, was er in seinem Schreiben befahl? ›Dafür zu sorgen, dass Einwohner jedes Weilers, jedes Dorfs und jeder Stadt, die des Verstoßes schuldig sind, in großer Zahl aufs Grausamste hingerichtet werden, um auf diese Weise ein abschreckendes Schauspiel zu bieten.‹«
    Er schwieg, um seinen letzten Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Die Krähen im Norden picken fleißig, Miss Stafford. Sie weiden sich an den Männern und Frauen   – ja, es sind auch Frauen darunter   –, die von den Bäumen und den Galgen hängen, die wir an den Straßenrändern errichtet haben. Diese törichten Bauern, am Ende haben sie um Gnade gebettelt. Sie hätten Unrecht getan, heulten sie. Könnte der König nicht verzeihen? Ich habe keinen verschont, Miss Stafford, nicht einen einzigen.«
    Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln und rann ihm, während er wütete, über das Kinn.
    »Und warum haben sie es getan? Warum haben sie sich gegen Seine Majestät, ihren gesalbten Herrscher, aufgelehnt?«
    Aufgebracht ging er mich an. »Sie haben es für
Euch
getan, Joanna Stafford. Für die Nonnen und Mönche und Klosterbrüder. Sie wollten ihre Klöster wiederhaben und ihre Feiertage und Heiligengedenktage wieder eingeführt sehen. Sie haben die Scheidung des Königs von Katharina von Aragón nie anerkannt und ebenso wenig die neue Königin. Sie weigerten sich, den Suprematseid zu leisten und den König als höchstes Oberhaupt der Kirche von England anzuerkennen. Unter dem Banner des gekreuzigten Jesus zogen sie in den Kampf   – die Soldaten trugen Abzeichen mit dem Symbol der fünf Wundmale Christi. Eine heilige Pilgerreise, nannten sie es. Eine Pilgerreise der Gnade. Wie kommen diese Ratten dazu, sich als Heilige aufzuspielen? Ihr Anführer   – Robert Aske, dieser erbärmliche Advokat   – wird in York öffentlich hängen, während ich Wache stehe, Miss Stafford. Aber die Bande hatte noch andere Führer aus dem niederen Adel Nordenglands, wie Sir John Bulmer und seine ›Gemahlin‹,meine Schwägerin, Gott verdamme sie. Ich habe die Aussagen vor Gericht gehört. Sie hatte ihren Ehemann aufgestachelt, sich zu den Führern der Rebellion gegen den König zu gesellen. ›Dem Volk fehlt nur ein Kopf‹, sagte sie zu ihm. Und wenn das Volk sich nicht erhöbe, müsse die Familie nach Schottland fliehen. Lieber würde sie sich in Stücke reißen lassen, sagte sie, als nach London zurückkehren.«
    Solche maßlose Rede klang mir nicht nach Margaret. Ich argwöhnte falsches Zeugnis. Und noch etwas anderes gab mir zu denken.
    »Ich habe Margaret in Smithfield gesehen. Es war offenkundig, dass sie grob behandelt worden war«, sagte ich.
    »Sie wurde nicht gefoltert, falls Ihr das unterstellen wollt«, entgegnete der Herzog schnell. »Und diese Äußerungen tat sie oben, im Norden, vor ihrem Geistlichen und anderen, die das alle vor Gericht ohne Zwang bezeugten. Wollt Ihr wissen, was sie über mich gesagt hat?« Er zeigte seine gelblichen Zähne. »Sie sagte nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal, sie wolle mich enthauptet sehen. Das nennt man Familienloyalität. Aber sie hat für ihre Verbrechen bezahlt. Sie ist eines schrecklichen Todes gestorben. Ihr habt es mit eigenen Augen gesehen.«
    Seine Grausamkeit erschreckte mich, aber ich war nicht bereit, mich vor ihm zu ducken. »Ja«, sagte ich, »und selbst wenn dieses ›Zeugnis‹ wahr ist, wenn dies ihre schlimmsten Vergehen waren, verstehe ich dennoch nicht, warum sie so hart bestraft wurde, warum sie allein von allen Ehefrauen der Rebellenführer dazu verurteilt wurde, vor den Augen einer tobenden Menge auf dem Scheiterhaufen zu sterben.«
    Ein Aufblitzen in den Augen des Herzogs verriet mir, dass sich hinter Margarets Festnahme und Hinrichtung mehr verbarg, Gründe, von denen man mir nichts gesagt hatte.
    Aber bevor ich weitersprechen konnte,

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