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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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»Schon gar nicht, wenn es mit unkorrektem Verhalten verbunden ist.«
    Ich hatte Mühe, nicht um einen Bericht zu betteln. Ich wollte sie auf keinen Fall abschrecken. Wir durchschritten den Garten im Innenhof des Kreuzgangs. Die Blätter der Quittenbäume bewegten sich im leichten Abendwind.
    Zu meiner Erleichterung griff sie ihre Erinnerungen wieder auf. »Schwester Isabel erzählte mir, sie sei so entschlossen gewesen, dass sie sich bis in eines der vorderen Gemächer mit Blick auf den Vorhof und das Pförtnerhaus gewagt habe, um die königliche Gesellschaft bei der Abfahrt sehen zu können. Sie habe beobachtet, wie die alte Königin mit ihren Hofdamen herauskam und zu den Pferden geleitet wurde. Aber der Prinz und die Prinzessin seien nicht erschienen. Sie habe die Königin Richtung Tor winken sehen, dann sei die Kutsche losgefahren. Ihrer Meinung nach konnte das nur bedeuten, dass Prinz Arthur sich entschlossen hatte, länger zu bleiben. Sie lief hinaus in den Gang, um herauszufinden, wo er war, aber das gelang ihr nicht. Sie fand weder den Prinzen noch die Prinzessin. Sie sagte, sie habe in jedem der vorderen Räume nachgesehen, und der Pförtner habe erklärt, auch er habe das Paar nicht gesehen. Sie hätten das Inneredes Klosters nicht betreten, dessen sei er gewiss. Und er habe in dieser Zeit auch die Priorin Elizabeth nicht zu Gesicht bekommen.«
    Wir hatten den Torbogen zur Kirche erreicht. Die anderen Schwestern musterten uns neugierig, als sie an uns vorübergingen. Ich fragte eilig: »Sie hat also den Prinzen nie wieder gesehen?«
    »Sie hat ihn nicht aus der Nähe gesehen, aber gehört hat sie ihn. Sie hörte ihn aufbrechen. Etwa eine Stunde später wurde draußen befohlen, die königlichen Pferde zu bringen. Aber bis sie zu einem Fenster gelangte, waren der Prinz und die Prinzessin schon aufgesessen und ritten davon.«
    Die meisten Nonnen waren bereits in der Kirche verschwunden, und es war offenkundig, dass Schwester Anne ihnen gern gefolgt wäre. Schwester Rachel warf mir einen unwilligen Blick zu, als sie mit Schwester Helen und Schwester Agatha an uns vorbeiging. Aber ich musste alles wissen   – jetzt gleich.
    »Und wo war Prinz Arthur an diesem Tag?«, fragte ich hartnäckig weiter und griff nach ihrem Arm.
    Schwester Anne wich vor mir zurück, irritiert von meiner Heftigkeit.
    »Ich bitte Euch, erzählt mir den Rest der Geschichte«, flüsterte ich.
    Mit einem resignierten Schulterzucken sagte sie: »Schwester Isabel hat uns diese Geschichte oft erzählt, und zum Schluss sagte sie immer das Gleiche: dass es in Dartford einen geheimen Raum geben müsse. Seht Ihr? Sie war ein albernes Ding.«
    Einen geheimen Raum in Dartford.
    »Und Prinz Arthur ist nun schon so viele Jahre tot«, sinnierte sie laut. »Dass er so jung sterben musste, nur wenige Monate nach seinem Besuch in Dartford. Und an einer so seltsamen Krankheit.« Sie riss sich von ihren Erinnerungen los, und wir nahmen unsere Plätze in der Kirche ein.
    Ich folgte den Wechselgesängen an diesem Abend nur mit halber Aufmerksamkeit. Wenn es wirklich einen geheimen Raum gab, wo konnte er sein? Ich kannte die Reihe der Räume im Vorderhaus des Klosters; sie waren klar angelegt und spärlich eingerichtet. Zwischen den Mauern? Es war wenig wahrscheinlich, dass sich die Priorin, gefolgtvom königlichen Paar, in eine schmale Geheimkammer hineingezwängt hatte. Und was hatte es mit diesem Geheimzimmer auf sich? Hatte es etwas mit der Athelstan-Krone zu tun? Die letzten Worte Katharinas von Aragón gingen mir durch den Kopf.
»Der Mythos ist wahr. Die Athelstan-Krone. Der arme Arthur.«
    Immer stärker wurde meine Überzeugung, dass ich mehr über König Athelstan wissen musste, wenn ich das Versteck der Krone entdecken wollte. Nach der Vesper entschuldigte ich mich bei Schwester Winifred und Schwester Christina und eilte, weg von den Nonnen, die in die andere Richtung gingen, zu dem Gang, der vom Kreuzgang aus zur Bibliothek führte. Das letzte abendliche Licht fiel herein. Neben dem Hospital flackerte eine Wandfackel, aber drinnen schien alles still zu sein. Bruder Edmund hatte sich wohl schon in das Quartier der Ordensbrüder zurückgezogen.
    Ich drehte den Knauf der Bibliothekstür. Zu meinem Erstaunen öffnete sich die Tür. Der Saal dahinter war dunkel. Ich nahm die Fackel aus dem Halter an der Wand, um besser sehen zu können, und huschte zu den Regalen mit den Büchern zu allgemeinen Themen. Da war die Geschichte der Plantagenets, dort

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