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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Hunger. Und das war immer ganz schlecht für seine Laune.
    »Keine Angst, Burschi. Das wird nix Sexuelles.« Dann band er dem fluchenden Italiener ein Lätzchen um. »Ganz ehrlich: Das hier macht mir keinen Spaß. Okay, es macht mir Spaß. Aber nur ein bisschen, und ein anderes bisschen fühle ich mich echt mies deswegen. Also gib mir schnell die Antworten, die ich brauche, und ich bin wieder raus, und du kannst zurück nach Rom.«
    »Nach Turin!«
    »Da soll es ja auch schön sein.«
    »Wunderschön ist es dort. Was wollen Sie denn wissen, um alles in der Welt? Und ich werde Sie anzeigen, das ist Ihnen doch wohl klar!«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber ich sage Ihnen jetzt schon: Keiner wird Ihnen glauben, wie ich Sie gefoltert habe.«
    »Folter? Was für eine Folter?« Ängstlich riss Bertinotti die Augen auf.
    »Vielleicht gar keine. Also: Was lief mit Beatrice, der ermordeten Chocofee? Sie sind der Letzte, der Sie gesehen hat.«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Gerade die Sachen, die mich überhaupt nix angehen, interessieren mich leider am meisten. Und damit kommen wir zur Folter.«
    »Sie Unmensch!«
    »Unbär seit heute. Unschokoladenbär. Und wie foltert so ein Unschokoladenbär? Na?«
    »Mit … Schokolade?«, brachte Ottavio stotternd hervor.
    »Ganz genau! Der Kandidat hat 100   Punkte. Mit Schokolade.« Pit zog fünf Tafeln aus seiner Jackentasche. »Das hier, Freundchen, ist billigste Milchschokolade, von ganz unten im Regale. Der reinste Schund, und ich habe darauf geachtet, die verstaubte mit dem ältesten Haltbarkeitsdatum zu erwischen. So was schenkt die Omma ihren Enkelchen, wenn sie die Bratzen so schnell nicht wiedersehen will. Und du machst jetzt schön das Mündchen auf, damit der Schokobär dem lieben Ottavio was geben kann.« Pit setzte ihm eine Wäscheklammer auf die Nase, und nach kurzer Zeit öffnete sich der Mund. Der erste Riegel Schokolade wurde hineingesteckt.
    »Na, schmeckt richtig scheiße? Hm? Jaulen deine Geschmacksknospen schon auf?« Ottavio antwortete nicht. »Was sagst du? Ist dir zu trocken? Na, das können wir ändern. Ich habe hier noch dieses Kakaopulver, von dem ich vermute, dass es aus Zucker, gehärteten Fetten, künstlichen Aromen und genau null Prozent Kakao besteht. Das rührt der liebe Schokobär jetzt mit Wasser an. Und dann bekommt der gute Ottavio es eingeflößt, damit er auch den nächsten Riegel herunterkriegt.«
    »Sie sind ja verrückt! Ich …«
    Doch da kam schon der zweite Riegel angeflogen. Und der dritte gleich hinterher.
    »Hören Sie …«, setzte der Italiener mit vollem Mund an.
    Vierter Riegel. »Du hast ja vielleicht einen Riesenhunger!«
    »Sofort aufhö …«
    Riegel fünf und sechs. »Und wehe, du spuckst aus! Ich schaufel alles wieder rein.« Aber Ottavio kaute brav. »Wenn du nicht bald redest, hole ich die Mon Chéri, und dann gnade dir Gott!«
    Pits Hunger wurde übermächtig. Er aß auch einen Riegel. Schmeckte wie toter Biber. Unter den Füßen.
    Er ließ Ottavio etwas Zeit zum Verdauen und sah sich derweil im Zimmer nach Legosteinen um, durchsuchte alles – aber legte jedes Teil ordentlich zurück, obwohl es ihn wirklich in den Fingern juckte, das Zimmer zu verwüsten.
    Aber nirgendwo Lego, auch kein Playmobil und keine Lillifees. Dafür drei Bilderrahmen auf dem Nachttisch: ein Bild von Ottavios Mama, eines seiner Frau und eines seiner drei Bambini. In der Nachttischschublade: theologische Schriften. Unter anderem vom Papst. Daneben ein Rosenkranz.
    Hm.
    Trug das der Killer von heute?
    »Glaubst du an Gott, Ottavio?«, fragte Pit.
    »Er ist mein Herr und Hirte.«
    »Das klingt so, als wäre da nix zwischen Beatrice und dir gelaufen. Weil das deinem Herrn und Hirten sicher nicht gefallen hätte.«
    »Da ist auch nichts gelaufen. Wir haben uns nur unterhalten, über den Wettbewerb. Ich hatte den Eindruck, sie spioniert für van der Elst und wollte die Konkurrenz abchecken. Hatte ja vorher auch schon mit Pierre und Jón gesprochen. Das alles wissen Sie aber nicht von mir! Sonst heißt es nachher, ich würde schlecht über einen Kollegen reden, und so was vergisst die Branche nicht.«
    »Gnarr sagt, sie hätten ihm Beatrice ausgespannt.«
    »Sie ist mir ja geradezu in die Arme gesprungen!«
    »Und wie lange haben Sie miteinander gesprochen?«
    »Nicht lange, vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Wo war das? Und, ähm, sind die Schlaufen zu fest?« Pit bekam langsam ein schlechtes Gewissen.
    »Nein, die sind

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