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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Gesangsausbildung, ein paar kleine Schönheits-OPs, einen persönlichen Fitnesstrainer, alles. Sie sollte ganz groß rauskommen, jetzt mit der Weltmeisterschaft als Chocofee, das war ja alles geplant, generalstabsmäßig – und ich weiß, wovon ich da rede!« Er sagte dies mit professioneller Anerkennung und schnitt eine Schokoladentafel aus dem nächsten Buchsbaum. »Sie sollte dieses Haus hier bekommen, auch die Fernsehberichte über Beatrice sollten hier gedreht werden, deshalb der Buchsbaumschnitt. Den Auftrag hat man mir nicht entzogen, also führe ich ihn durch, wie es sich gehört.«
    Soldat durch und durch. Gehorsam: ja. Feingefühl: nein.
    »Beatrice war die einzige Tochter?«
    »Ja. Das einzige Kind sogar. Die Reekmans haben sie erst spät bekommen.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Die Bea? Unzählige, wie Motten ums Licht schwirrten die Kerle um sie. Ich hab sie nicht gezählt, ich bin ja nur für den Garten da.«
    »Und was war mit diesem Schokoladenkünstler, Fred de Vaele?«
    »Freddy? Was soll mit dem sein?«
    »Mir ist zugetragen worden, er sei eine Beziehung mit Beatrice Reekmans eingegangen.«
    »Ich bitte Sie! Freddy hätte ja ihr Vater sein können – und ist übrigens auch ein Freund von ihrem Vater Willem Reekmans. Außerdem lebt er wie ein Mönch, hat sich freiwillig dem Zölibat unterworfen. Das stand zumindest mal in einem Interview in der Zeitung. Sein Leben gilt wohl einzig und allein der Skulptur aus Schokolade. Ich selbst habe auch einen kleinen De Vaele zu Hause, eine Tulpe aus Vollmilch. Wunderschön. Nur der Hund versucht immer, sie zu fressen …«
    Apropos Hund – wo war eigentlich Benno? In einer entfernten Ecke des Gartens entdeckte Adalbert ihn, er jagte heimische Fauna. Sah aus wie eine Lachmöwe. Benno fühlte sich wohl verspottet und hatte Rache geschworen. Das Problem war nur: Die Möwe konnte höher fliegen als er.
    Adalbert wandte sich wieder an den alten Gärtner. »Was glauben Sie, wer Beatrice umgebracht hat?«
    »Nun, ich glaube ja, die sollte entführt werden, um die Eltern zu erpressen. Und das ist dann schiefgelaufen, und dann haben sie das arme Mädchen umgebracht. Die Eltern, müssen Sie wissen, die sind reich. Das hier«, er wies auf die prachtvolle Villa, »ist nur eines von vielen Häusern, nicht nur in Belgien. Auch auf den Bahamas besitzen sie Eigentum, in Edinburgh, eine Wohnung in Paris und sogar etwas in Bremen.«
    Bremen sollte Bietigheims Meinung nach nicht zu Deutschland gehören, doch es würde noch ein paar Jahre dauern, bis er das durchbekam. Die gesamte Universität Hamburg stand geschlossen hinter ihm. Da war er sich sicher.
    »Sie wollen sich nun wohl auch etwas in der Schweiz zulegen, da sie deren Schokolade so schätzen.« Aspe senior rümpfte die Nase. »Was gar nicht gut hier in Westflandern ankam. Vor allem bei den Chocolatiers.«
    »Zum Beispiel bei van der Elst?«
    »Famoser Mann! Belgiens Bester. Und das sage ich nicht nur, weil ich mit ihm verwandt bin.«
    »Sie sind mit van der Elst verwandt? Und ich dachte, mit Kommissar Aspe?« Ups, jetzt war ihm die Frage doch rausgerutscht.
    »Nun ja, die Welt ist klein. Pieter ist mein Sohn, Franky mein Großgroßgroßcousin. Mütterlicherseits.«
    »Weiß er das auch?«
    »Ich habe es beim Pralinenkauf einmal fallen lassen, und er räumte mir prompt fünf Prozent Rabatt ein.« Der Gärtner war sichtlich stolz.
    »Wahrscheinlich war Franky van der Elst einer der Ersten, der sein Beileid bekundet hat?«, fragte Bietigheim weiter. Schließlich waren die Familien seit Generationen befreundet.
    »Nein, wie kommen Sie darauf?« Der Alte lachte. »Kommen Sie mal mit.« Der Gärtner führte ihn zu einem hölzernen, schwer verkohlten Kellertor.
    »Das war van der Elst. Hat einen Molotowcocktail geworfen und gehofft, das ganze Haus fackelt ab. Die Familie war nicht drin, nicht dass Sie denken, van der Elst hätte ihnen was antun wollen. Die waren auf einer Familienfeier in Brüssel, stand groß in der Zeitung. Das Haus wollte er niederbrennen. Aber ich war zufällig da und hab’s früh genug gelöscht. Danach haben die Reekmans mir dann das da gekauft, um darin zu wohnen.« Er zeigte auf das Nachbarhaus. »Meine Hanne hat sich sehr gefreut.«
    Das konnte Bietigheim verstehen, die Villa war kaum kleiner als die der Reekmans.
    »Sehen Sie das?« Aspe zeigte auf einen Baum, und dann auf einen anderen. Bietigheim dachte zuerst, er würde kleine Vögel auf den Ästen sitzen sehen. »Und da, da, da und da.

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