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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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selbst.
    Gut.
    Adalbert blickte in irritierte Mienen.
    Was wollte er doch gleich noch hier oben? Rednerpult? Chocolatiers? Halbfinale!
    »Die Halbfinalisten sind … wollen sich die Herrschaften nicht lieber setzen?«
    »Nein!«, riefen die Chocolatiers wie aus einem Mund.
    »Nun gut. Also, die Halb…«
    …finalisten sind«, kam es aus dem Publikum.
    »Korrekt. Sehr gut, setzen.« Er lächelte. Mörderwitz. Komisch, dass keiner lachte. »Also die … na ja, Sie wissen schon … es sind: Pierre Cloizel, Franky van der Elst«, großer Jubel brandete auf, obwohl in dieser ersten Runde nur Presse und erst in der zweiten Publikum zugelassen war. Adalbert ließ nach jedem Namen eine kurze Pause: »Bill Bulldoss, Jana Elisa da Costa, Urs Egeli, Edward Macallan, Jón Gnarr und … Vanessa Hohenhausen. Meinen ganz herzlichen Glückwunsch an Sie alle!«
    Was unausgesprochen blieb: Nicht eine Runde weiter waren somit Ottavio Bertinotti aus der Schokoladenmetropole Turin, der Dressman unter den Chocolatiers, sowie der langmähnige Mozart der Schokoladenszene, Leopold Ribisel aus Wien. Beides war so nicht vorherzusehen gewesen. Ganz unten bei den englischen Buchmachern hatten schließlich Jón Gnarr und Vanessa Hohenhausen gestanden.
    »Die Entscheidung ist der Jury sehr schwergefallen, da alle herausragende Arbeit geliefert haben.«
    Was man halt so sagte. Eigentlich war es sehr einfach gewesen. Ribisel hatte es sich zu leicht gemacht und seine berühmte Praline mit Johannisbeeren und kandierten Mandelsplittern nur leicht aromatisch an den Trollinger angepasst. Ottavio Bertinotti hatte seine herausragende Praline mit feinherber Mokkaganache durch eine einzige modische Schnickschnackzutat zerstört: Brausepulver. Passte überhaupt nicht zum Trollinger. Beide Chocolatiers schienen maßlos enttäuscht, während die anderen acht in der Mitte des Saals Aufstellung für das Foto der Halbfinalisten bezogen.
    Da geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte.
    Fetzen von Jaguarfell rieselten wie überdimensionale Schneeflocken herab, ganz langsam und friedlich, immer mehr und mehr fielen von der Decke, legten sich auf Haare und Schultern der Chocolatiers.
    Das Blitzlichtgewitter war unvorstellbar.

KAPITEL 3

    Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …
    … erst hast du Spaß, und dann wirst du dick.
    Madame Baels musste ihre Kindheit auf einem Hühnerhof verbracht haben, so schnell, wie sie die Medienleute aus dem Rathaus scheuchte.
    Und sie war ungemein raffiniert.
    Sie scheuchte sie nämlich offiziell nicht heraus, weil gerade etwas passiert war, das mit dem Mord an der Chocofee in Verbindung stand. Oh, nein. Das Jaguarkonfetti war mit einem Mal ihre Idee gewesen – wie Konfettikanonen nach Fußballfinalspielen. Jetzt müsse ganz schnell sauber gemacht werden, denn der Rathaussaal würde am nächsten Morgen ja für die Sitzung des Brügger Sport- und Seniorenausschusses benötigt. Hach, das sei alles so hektisch, aber auch wunder-wunder-wunderschön.
    Sie kauften es ihr ab.
    Als Kommissar Aspe wenig später eintraf, war sein Unmut über die in Professor Bietigheims Augen brillante Scharade unübersehbar, wie bei einem kochenden Wasserkessel der Dampf. Noch größer war sein Unmut darüber, dass Adalbert Bietigheim auf der obersten Stufe einer Leiter stand und inspizierte, was an die Decke montiert worden war, um den Fellregen zu verursachen.
    »Kommen Sie auf der Stelle da herunter!«
    »Das geht leider nicht.«
    »Wie? Geht leider nicht? Runter mit Ihnen! Sonst schmeiß ich das Ding um, dann sind Sie ganz schnell unten.«
    Doch am unteren Ende der vom Hausmeister flugs herangeschafften Leiter stand Pit und hielt sie fest. Für einen Moment löste er seine rechte Hand und reichte sie Aspe. Oder besser: Er griff sich die Hand des Hauptkommissars, der zu verwirrt war, um dies zu verhindern, und zerquetschte sie fast.
    Aspe ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Er lächelte sogar. Mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Und wer sind Sie?«
    »Der, die, das Kossitzke. Und wenn Sie den Professore herunterschmeißen, schmeiße ich Sie auch herunter.« Er deutete auf das Fenster. »Die Scheibe können Sie auf dem Weg nach unten gratis mitnehmen.«
    Aspe schüttelte genervt den Kopf. »Scheiße, ein Komiker.«
    »Er ist unser Schokobär«, schaltete sich Madame Baels ein.
    »Hier wundert mich gar nix mehr«, sagte Aspe. »Also, Schokobär, warum kann der Schokoprofessor nicht herunter zu uns in die Schokohalle kommen?«
    »Er hat sich den

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